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2. Quartal
April 2017
Wie geht’s nun weiter? Die ABDA denkt nicht im Entferntesten daran, nur einen Millimeter vom Rx-Versandverbot abzurücken. Selbst die Charmeoffensive vom SPD-Mann mit der Fliege, Karl Lauterbach, über regulierte Rx-Boni und ein höheres Apothekenhonorar zu sprechen, lehnt die ABDA dankend ab. Die Absage ist eine Abfuhr für Lauterbach, aber andererseits, was hätte es gebracht, wenn Lauterbach nur zusammen mit dem Versandapothekenverband und der ABDA diskutieren wollte? Genau: nichts!
Was die ABDA wirklich will, steht im Positionspapier zur Bundestagswahl. Also: die Apothekenpflicht erhalten, das Fremd- und Mehrbesitzverbot, den einheitlichen Rx-Abgabepreis und das Rx-Versandverbot, außerdem die Ausweitung des Leistungskatalogs der Apotheker durch Leistungen wie Medikationsmanagement, Arzneimitteltherapiesicherheit und Prävention. Dann hätten wir da noch den Wunsch des Ausbaus von E-Health-Anwendungen, aber das bleibt dann doch etwas im Nebulösen hängen. Und schließlich fordert die ABDA, das Honorarsystem auszubauen plus Planungssicherheit bei der Honoraranpassung und Honorierung neuer Dienstleistungen.
Noch immer keine Bewegung beim Rx-Versandverbot. Die ABDA versucht mit einer Plakatkampagne nachzuhelfen, z.B. ein Plakat mit einem „richtig guten Postboten“, der „aber kein Apotheker“ ist. Schade, dass diese Aktion erst im April kam, tja, war wieder mal gut gemeint…
Die Lachnummer im April: Der niederländische Versender DocMorris öffnet in der 2000 Seelen-Gemeinde Hüffenhardt seinen Arzneiautomaten mit Videoberatung – und muss ihn nach rund 48 Stunden wieder schließen auf Anordnung der Behörde. Dumm gelaufen für den Versender. Dabei hatte er es sich so schön zurechtgelegt: Eigentlich ist das doch Versand! Zwar bekommt der Patient dort vor Ort sein Arzneimittel aus einem Automaten, aber in der kleinen Welt von DocMorris soll dies doch Versandhandel sein, denn der Auslöseknopf für die Automatenausgabe wird in den Niederlanden gedrückt. DocMorris, träum weiter! Dieses Konstrukt überzeugt selbst versandhandelsaffine Behörden und Gerichte nicht. Übrigens, aus dem Berliner Apothekerhaus war zu diesem Vorgang kein Wörtchen zu hören. Auch stark, oder?
Neueste Tiefstandsmeldung der Apothekenzahlen: Am Ende des ersten Quartals 2017 zählen wir nur noch 19.940 Apotheken in Deutschland – das ist das Niveau von 1990. Und es geht weiter abwärts.
Der Deutsche Apothekerverband will auf dem Wirtschaftsform nicht übers Honorar reden, zumindest nicht jetzt und nicht vor der Wahl. Denn das sei wie eine Operation am offenen Herzen, sagt Verbandschef Fritz Becker. Aber kann man Operationen, selbst wenn sie schwierig sind, so lange hinausschieben, bis der Patient fast tot ist?
Und wie geht’s uns eigentlich? Gefühlt so la la bis miserabel. Die durchschnittliche Apotheke macht 2,2 Mio. Euro Umsatz, aber 61 Prozent der Apotheken liegen unter diesem Durchschnitt. Das steuerliche Betriebsergebnis beträgt bei der durchschnittlichen Apotheke 6,4 % des Netto-Umsatzes. Die Aussichten: Wenn kein größeres Unglück passiert, sind leichte Steigerungen zu erwarten. Es gibt bald mehr Geld für Rezepturen, für die Dokumentation, bei Rx ist ein kleines Wachstum zu erwarten und die Zahl der Apotheken wird weiter abnehmen. Aber es gibt viele Unbekannte in dieser Rechnung: Wie entwickelt sich der Versandhandel? Was hat die Politik mit dem Apothekenhonorar vor?
Mai 2017
Sie will sie tatsächlich: Die neoliberale Randpartei FDP will Apothekenketten – ohne weiter darüber nachzudenken. Andererseits will die Partei die inhabergeführte Apotheke stärken – indem man das Rx-Versandverbot ablehnt und das Fremdbesitzverbot abschafft. Wie quer muss man da denken, um so einen Nonsens zu fordern? Unser ABDA-Präsident traut sich aber nicht auf den Tisch zu hauen. Er meint da nur: Die Aussagen des FDP-Wahlprogramms zur Arzneimittelversorgung seien „inkonsistent“. Mehr kommt aus dem Berliner Lindencorso nicht.
Videoautomat war gestern. Heute unterwirft sich ein Münchner Apotheker der Amazon-Knechtschaft und macht beim Schnelllieferdienst des Versandkonzerns mit. Und morgen?
SPD und Grüne wollen immer noch Boni. Und die Arbeitgeberverbände wollen den gesamten Arznei- und Apothekenmarkt liberalisieren.
Während unsere Apothekenzahlen weiter in den Keller rauschen, feiern derweil die Arzneiversender zweistellige Zuwachsraten.
Auch das bringt der Mai, endlich: Das Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz tritt in Kraft und bringt uns mehr Honorar bei der Rezeptur und beim Dokumentieren von BtM- und T-Rezepten.
Wie schön, ein ABDA-Sommerfest! Das Apotheker-Palais ist verkauft, der Preis bleib geheim. Der ABDA-Präsident verrät ihn nicht. Aber er lässt die Hosen runter und äußert sich als Privatmann zum Honorarthema: Er hätte gern ein Einschreibemodell nach holländischem Vorbild. Hier schreiben sich Patienten in einer Apotheke ihrer Wahl ein und die Apotheke bekommt dafür eine Pauschale, mit dem die Apothekenleistungen abgegolten sind. Ach ja, mein liebes Tagebuch, privat kann man sich ja viel wünschen. Offiziell hört man nichts. Nur von unseren Honorargegnern, den Kassen, die meinen, die Apotheker verdienen zu viel.
Im März war die Unterschriften-Kampagne gegen das Rx-Versandverbot zu Ende, erst Mitte Mai werden die mickrigen 1,2 Mio. Unterschriften der Politik übergeben. Das muss man erstmal schaffen! Und so verpufft der Sinn der Aktion.
Juni 2017
Präventionsleistungen aus der Apotheke – nur wenige Kunden wollen sie, die Kassen zahlen nix und Ärzte poltern mit Selbstdispensation. Aber die ABDA will sie. Konzentrieren wir uns lieber aufs Rx-Versandverbot – auch wenn die SPD stur bleibt – und klären die Bürgerinnen und Bürger auf, was wäre, wenn’s immer weniger Apotheken gäbe.
Die schönste Nachricht seit langem: Der Videoautomat von Hüffenhardt steht still, ein Gericht hat den Stecker gezogen. Und ein Gutachten listet eine Reihe von Ordnungswidrigkeiten und Straftatbeständen auf. Die andere Front: Ausländische Versender wachsen weiter und picken sich Rosinen auf Rezept. Jetzt wundern sich sogar die Grünen, wollen aber immer noch 1-Euro-Boni. Und die Digitalisierung geht im Schneckentempo weiter, aber noch nicht beim Rezept. Zum Glück.
Während Krankenkassen den Apothekenmarkt disruptiv aus den Angeln heben wollen, hat die ABDA-Mitgliederversammlung die Ruhe weg, fast wie bei einem Anglerverein. Und die Bearbeitung der Apothekertagsanträge aus 2016 reißt nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Hauptsache die ABDA hat einen Newsroom mit Filmchen, netten Texten und Klangwolken, alles dreimal gefiltert und weichgespült. Und Newsroom klingt ja irgendwie digital. Aber vom Hocker reißt das nicht. Ein Lichtblick: Die ABDA will U40-Apothekers verstehen – wird auch Zeit. Und in NRW: ein freundliches Hallo für Laumann und ein wehmütiges Tschüss für Steffens.
Und dann ist da noch der Skandal um den Zyto-Apotheker in Bottrop. Die BILD-Zeitung meint dazu: „Für sein Luxusleben ließ er Krebskranke sterben“. Wenn sich das alles bewahrheitet, was da nach und nach an die Oberfläche kommt, dann fragt man sich: Wozu können Menschen fähig sein?
8 Kommentare
Nadelkissen gesucht
von Bernd Jas am 01.01.2018 um 12:52 Uhr
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AW: Nadelkissen gesucht
von Peter Ditzel am 01.01.2018 um 17:27 Uhr
Hoffnung
von Reinhard Rodiger am 01.01.2018 um 12:06 Uhr
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Neujahrswunsch
von Frank ebert am 31.12.2017 um 14:59 Uhr
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AW: Neujahrswunsch
von AlFreD am 02.01.2018 um 18:13 Uhr
Vom Komma zum Koma ...
von Christian Timme am 31.12.2017 um 11:58 Uhr
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Alles Gute für 2018
von Thesing-Bleck am 31.12.2017 um 11:37 Uhr
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Das ist der Punkt:
von Karl Friedrich Müller am 31.12.2017 um 9:50 Uhr
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