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4. Quartal
Oktober 2017
Ab 1. Oktober gibt’s Entlassrezepte, eigentlich eine gute Sache für Patienten, die aus der Klinik kommen. Aber in der Praxis? Klinikärzte haben keine Übung im Ausstellen mit Rezepten – da gibt’s für Apotheken eine Menge an Fehler- und für Kassen viele Retaxquellen.
Schon heute ist sicher: Der Medikationsplan auf Papier und ohne Apotheker ist ein Mega-Flop. Von den Ärzten wird er selten ausgestellt und viele Patienten wissen nicht, was sie damit sollen, sie verstehen ihn nicht.
Das Urteil der Woche: Skonti vom Großhandel darf’s auch weiterhin geben, Skonti sind keine Rabatte. Und der Großhandel darf sogar seine Marge von 3,15 % überschreiten und sein Fixum von 70 Cent weitergeben. Im Prinzip ein gutes Urteil für die Apotheke, aber was sind die Folgen? Rabattkämpfe? Fällt das bei den Diskussionen um eine neue Honorarstruktur negativ in die Waagschale?
Denkwürdiges Datum: ein Jahr EuGH-Urteil und noch immer ist alles offen. Das Rx-Versandverbot scheint in weite Ferne gerückt. Sogar der ABDA hat es die Sprache verschlagen – kein Wort zu diesem Jahrestag. Aber unter den Jamaikanern ist es Gröhe, der noch tapfer fürs Rx-Versandverbot kämpft.
Im Gegensatz zum CDU-Wirtschaftsrat, der glaubt, ohne Versandhandel nicht leben zu können. Da kommt der Test von Versandapos von Stiftung Warentest gerade recht: Das Ergebnis ist eine Katastrophe für die Versender: Sieben der 18 getesteten Versender erhielt ein „mangelhaft“.
November 2017
Der Hammer im November! Wir Apothekers kriegen über eine Milliarde Euro zu viel von der GKV, soll das Honorargutachten berechnet haben. Erste Zahlen aus dem ominösen Gutachten sickern in die Öffentlichkeit und stiften Verwirrung und Verunsicherung. Umgerechnet würde jede Apotheke rund 85.000 Euro zu viel von der GKV bekommen? Muss man, kann man das ernst nehmen? Die Gerüchteküche kocht. Die ABDA hält sich vornehm aus den Gerüchten heraus. Der ABDA-Präsident widmet sich lieber dem Medikationsplan und sagt: „Er funktioniert nicht.“ Mein liebes Tagebuch, das haben wir zwar schon gewusst, aber es musste auch mal gesagt werden.
Und während sich die Politik noch lange nicht auf ein Rx-Versandverbot einigen kann, nutzen die Versender die Gunst der Stunde. DocMorris beispielsweise ballert aus allen Rohren, beschwört mit dem Slogan „Morgen macht uns digitaler“ und hippen Filmchen die digitale Zukunft.
Mitte November wabern wilde Honorarmodelle durch die Gegend. Die Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gabriele Overwiening, kann sich vorstellen, 50 Cent unseres Honorars in einen Topf zu werfen, aus dem dann Apotheken, die viele pharmazeutische Dienstleistungen anbieten, belohnt werden. Hessens Kammerpräsidentin Ursula Funke ist darüber not amused.
Das Thema Rezepturverweigerer schwappt hoch: Immer mehr Apotheken wollen keine Rezepturen mehr machen. Mein liebes Tagebuch, wissen die eigentlich, was sie da anrichten? Die Bayerische Apothekerkammer überlegt bereits, wie sie diese Missstände abstellen kann.
Und Ende November: Die Sondierungsgespräche sind geplatzt. Was nun? Doch Groko?
Ende November legt die BILD-Zeitung nach mit der Schlagzeile: „Apotheker kassieren 1,1 Milliarden zu viel.“ Das lockt endlich auch die ABDA aus der Reserve. In einem Wut-Video nennt der Präsident das Durchstechen solcher Infos in die Medien einen „skandalösen Vorgang“. Und meint zu den kolportierten Zahlen: Wer zu dem Ergebnis kommt, die Arbeit des Apothekers sei überbezahlt, „der ist ein totaler Ignorant oder hat überhaupt keine Ahnung von der Versorgungsrealität in unseren Betrieben“. Die Arbeit von 160.000 Kolleginnen und Kollegen werde verhöhnt. Maximalen Widerstand kündigt der Präsident an.
Dezember 2017
Anfang Dezember nimmt das bekanntgewordene, aber nicht offiziell veröffentlichte Honorargutachten so richtig Fahrt auf. Das Wirtschaftsministerium verwehrt sich übrigens dagegen, die durchgesteckten Informationen kämen aus dem Ministerium. Immerhin, das Zypries-Ministerium bedauert die „Vorab-Leaks“.
Die ABDA lässt sich nicht auf eine Diskussion zu den kolportierten Zahlen ein. Nur so viel: Die ABDA will über eine Herabsenkung des Honorars nicht verhandeln und es soll auch keine interne Verteilungsdebatte zwischen kleinen armen und großen reichen Apotheken geben. Mein liebes Tagebuch, aber da gibt es doch seit 2011 eine „Arbeitsgruppe Honorar“ bei der ABDA, die sich über eine Fortentwicklung des Apothekenhonorars Gedanken machen soll. Was ist da eigentlich herausgekommen? Aus der AG ist wenig bis nichts nach außen gedrungen. Vom Präsidenten gibt’s nur ein paar dünne Sätze zur weiteren Richtung: Das Fixhonorar soll eine Säule des Honorars bleiben, daneben soll eine weitere Vergütungssäule gebaut werden, sprich Geld von den Kassen für individuelle Dienstleistungen wie beispielsweise Chronikerberatung oder Medikationsanalyse. Diese zweite Säule soll nach und nach in einem „evolutionärem Prozess“ entstehen. Neu klingt das nicht. Ob das die Politiker überzeugen kann? Gemunkelt wird, die ABDA habe sogar noch ein eigenes Gutachten in der Schublade, das allerdings erst herausgeholt werden soll, wenn wir eine neue Regierung haben.
Dann
kurz vor Weihnachten der Donnerschlag, unerwartet und unangekündigt: Das
Bundeswirtschaftsministerium veröffentlicht das berüchtigte Gutachten zum
Apothekerhonorar, im Auftrag erstellt von der 2hm-Agentur für schlappe 450.000
Euro. Eine zentrale Aussage in diesem Papier: Das Fixhonorar des Apothekers
muss auf 5,84 Euro abgesenkt werden. Die Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass
das Honorar einer Apotheke um durchschnittlich 40.000 Euro gesenkt werden
sollte. Aberwitzig! Und wie zu erwarten halten die Gutachter von einem Rx-Versandverbot
rein gar nichts. Und dann noch ein weiteres Detail aus dem Gutachten:
„Relevante“ Apotheken sollen identifiziert und durch einen Strukturfonds (100
Mio. Euro) unterstützt werden. Wie das gehen soll, wie man diese Apotheken
identifiziert und aussortiert, bleibt genauso offen wie weitere Überlegungen zu
den Folgen.
Erstaunlich bis unfassbar: Von der ABDA kommt bis Ende des Jahrs keine Reaktion
zu den Inhalten des Gutachtens. Nimmt man das einfach so hin? Kein Aufschrei,
kein Protest, nichts. Nicht einmal eine erste Einschätzung. Dabei ist bereits
nach einer ersten Durchsicht klar: Würde das Gutachten wirklich umgesetzt,
wirft das unser Apothekenwesen über den Haufen. Wer sich diesem Zahlenwerk
anschließt, will ein anderes Apothekensystem in Deutschland, das nichts mehr mit
dem heutigen System zu tun hat. Mein liebes Tagebuch, wenn die Politik glaubt,
dass unsere hochwertige Arzneiversorgung (die weniger kostet, als für die
Mehrwertsteuer auf Arzneimittel ausgegeben wird) zu teuer ist, dann wird sie
das ändern. Aber dann wird alles anders. Aber sicher nicht besser.
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde meines lieben Tagebuchs, herzlichen Dank für die sonntägliche Begleitung durchs letzte Jahr, fürs Lesen, fürs Kommentieren, fürs Mitdiskutieren. Fünf Jahre lang gibt es bereits das liebe Tagebuch, mit dem ich versuche, das Wichtigste aus der Berufs- und Gesundheitspolitik für uns Apothekers kommentierend und einschätzend zusammenzufassen, niedergeschrieben mit spitzer Feder, gewürzt mit Kritik und einer Prise Satire, damit auch teils schwere Kost leicht verdaulich bleibt. Wenn Sie mein liebes Tagebuch und mich auch 2018 jeden Sonntag wieder begleiten, freue ich mich! Jetzt bleibt mir nur noch eins: die Hoffnung auf ein gutes und erfolgreiches neues Jahr! Das wünsche ich Ihnen von Herzen!
8 Kommentare
Nadelkissen gesucht
von Bernd Jas am 01.01.2018 um 12:52 Uhr
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AW: Nadelkissen gesucht
von Peter Ditzel am 01.01.2018 um 17:27 Uhr
Hoffnung
von Reinhard Rodiger am 01.01.2018 um 12:06 Uhr
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Neujahrswunsch
von Frank ebert am 31.12.2017 um 14:59 Uhr
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AW: Neujahrswunsch
von AlFreD am 02.01.2018 um 18:13 Uhr
Vom Komma zum Koma ...
von Christian Timme am 31.12.2017 um 11:58 Uhr
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Alles Gute für 2018
von Thesing-Bleck am 31.12.2017 um 11:37 Uhr
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Das ist der Punkt:
von Karl Friedrich Müller am 31.12.2017 um 9:50 Uhr
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