Pharmacon Schladming

Schlafstörungen: Was empfiehlt der Experte statt Benzos und Z-Substanzen?

Schladming - 17.01.2018, 15:15 Uhr

Wie kann man bei Schlafstörungen Abhilfe schaffen. (Foto: Edler von Rabenstein / stock.adobe.com)                                     

Wie kann man bei Schlafstörungen Abhilfe schaffen. (Foto: Edler von Rabenstein / stock.adobe.com)                                     


Insomnien sollte man behandeln. Aber wie? Benzodiazepine und Z-Substanzen sind zumindest für Professor Hans Förstl vom Klinikum Rechts der Isar in München keine Option. Welche Maßnahmen und Wirkstoffe er empfiehlt, hat er beim Pharmacon in Schladming erklärt. 

Die S3-Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf/ Schlafstörungen“ der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) wurde im vergangenen Jahr aktualisiert. So liegt eine Schlaflosigkeit (Insomnie) vor, wenn der Patient über Ein- und/oder Durchschlafstörungen und/oder morgendliches Früherwachen klagt und es dadurch zu Beeinträchtigungen im Alltag kommt.

Die Häufigkeit beträgt laut Leitlinie mindestens drei Nächte in der Woche und als Dauer werden mindestens drei Monate angegeben. Professor Hans Förstl betont, dass nicht-medikamentöse Maßnahmen in jedem Fall zu bevorzugen sind. So sollte bei den Patienten vorrangig auf die richtige Schlafhygiene geachtet werden (Bett ist nur zum Schlafen da; passende Raumtemperatur und Atmosphäre; Einschränkung von Alkohol- und Nicotinkonsum; Bettgehrituale). Daran anschließen lassen sich ausführliche Beratungen und kognitive Verhaltenstherapien.

Professor Hans Förstl 

Didgeridoo spielen gegen Schnarchen

Beim Schlaf-Apnoe-Syndrom empfiehlt die Leitlinie eine bemerkenswerte Maßnahme: Das Spielen des australischen Instruments Digeridoo, da sich in vielen Fällen eine Besserung der Atemstörungen gezeigt hat.

Zur Kurzzeittherapie in besonderes Lebenssituationen und über eine Dauer von maximal vier Wochen sind Benzodiazepine und Z-Substanzen (Zolpidem, Zopiclon, Zaleplon) anerkannt. Lediglich bei spezifischen, den REM-Schlaf betreffenden Störungen sind Benzodiazepine ein probates Mittel. Aus dem DAK-Gesundheitsreport 2017 wird jedoch ersichtlich, dass rund jeder dritte Patient mit Schlafstörungen Benzodiazepine, Z-Substanzen, sedierende Antidepressiva oder Neuroleptika erhält.

Risiken der Schlafmittel

Förstl weist auf das Risiko der Arzneimittelabhängigkeit hin, die Verringerung der subjektiven und messbaren Schlafqualität, aber auch die verminderte Entgiftung von neurotoxischen Peptiden. Zudem beinflussen sie Verkehrsfähigkeit der Patienten. Damit diese unter dem Einfluss von Narkotika keine Gefahr für sich und andere im Straßenverkehr darstellen, werden in Norwegen neben einer Promillegrenze auch „Giftgrenzen“ für zum Beispiel Z-Substanzen definiert.

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Welche Wirkstoffe wecken Hoffnung?

Förstl erwartet für die nächsten Jahre keine methodisch anspruchsvollen Vergleichsstudien zwischen den bekannten Substanzgruppen. Auch bei der Wirkung der bekannten Phytopharmaka sieht er keine neuen Erkenntnisse. Der Placeboeffekt sei bei diesen Präparaten einer vermeintlichen pharmkologischen Wirkung immer überlegen. Auch bei der positiven und hoffungsvollen Bewertung von Neuentwicklungen ist er zurückhaltend. In der US-amerikanischen Leitlinie werden beispielsweise das Schlafhormon Melatonin oder der Orexin-Antagonist Suvorexant genannt. Hier seien aber die unerwünschten Nebenwirkungen häufig therapielimitierend und sollten schon vor dem Einsatz wohl überlegt sein. So würden Depressionen, Sinnesstörungen, Lähmungserscheinungen und – für Suvorexant charakteristisch – auch Formen der Narkolepsie auftreten.

Aus seiner klinischen Erfahrung empfiehlt Förstl die kurzfristige Therapie mit dem atypischen Neuroleptikum Quetiapin® sowie dem Antidepressivum Mirtazapin.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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