Digitalwährung

Mit Bitcoin in der Apotheke zahlen

Stuttgart - 18.01.2018, 17:05 Uhr

Zahlen mit Kryptowährung. In der Neon-Apotheke in Düsseldorf ist das nun möglich (Foto: Neon-Apotheke)

Zahlen mit Kryptowährung. In der Neon-Apotheke in Düsseldorf ist das nun möglich (Foto: Neon-Apotheke)


Seit Anfang dieser Woche kann man in der Neon-Apotheke in Düsseldorf Arzneimittel auch mit der Kryptowährung Bitcoin Cash bezahlen. Inhaber Andreas Neumann-Dudek ist von den Möglichkeiten der digitalen Währung überzeugt. DAZ.online hat der Apotheker verraten, was ihn an der Idee begeistert und warum er sie für zukunftsfähig hält.

Kryptowährungen gibt es seit 2009. Der Name Kryptowährungen leitet sich von Kryptografie ab, einem Teilgebiet der Informatik, das sich mit Verschlüsselungstechniken befasst. Diese sind es nämlich, die bei Krypotwährungen die Geldmenge steuern. Bitcoins sind derzeit nicht unumstritten. Nach einem Höchstkurs im Dezember musste die Währung zuletzt einen radikalen Kursabfall hinnehmen. Für den Apotheker Neumann-Dudek aus Düsseldorf hat das System der Kryptowährungen aber trotzdem Zukunft. Seit dem vergangenen Montag können Kunden in seiner Neon-Apotheke mit den digitalen Währungen Bitcoin Cash BCC und Etherium EtH zahlen.

Düsseldorf sei als internationale Stadt mit Flughafen der ideale Standort, um Kryptowährungen anzubieten, erläutert Neumann-Dudek gegenüber DAZ.online. Denn viele Besucher kommen auch aus Asien. Dort sei der Bitcoin beziehungsweise Kryptowährungen allgemein mehr verbreitet. „Wir wollten den Leuten daher diese Zahlungsmöglichkeit bieten“. Neumann-Dudek sieht viel Potential in der digitalen Währung. „Wir haben einen enormen Geldberg, der mittlerweile aus dem nichts entstanden ist“. Damit sich die Währung aber durchsetzt, müsse es ein reales Warenangebot geben, so Neumann-Dudek.

Zahlung über mobile Wallet

Wenn ein Kunde mit einer Kryptowährung bezahlen möchte, benötigt er ein sogenanntes mobile Wallet auf dem Smartphone. In diesem virtuellen Portemonnaie kann man mehrere Kryptowährungen wie zum Beispiel Bitcoins speichern. Der Händler, in diesem Fall die Apotheke, braucht wiederum einen „Desktop-Wallet“. Dabei handelt es sich um eine stationäre Variante des Währungs-Portals im Internet, das für jeden Nutzer eine eigene sogenannte Kryptoadresse vorsieht. Apotheker Neumann-Dudek musste dieses Wallet bei sich in der Apotheken-EDV installieren. Eine Zahlung ist möglich, indem der Kunde entweder die Kryptoadresse der Apotheke in sein mobile Wallet eingibt oder mit dem Smartphone einen QR-Code abscannt.

Wenn der Betrag transferiert ist, hat der Händler die Möglichkeit, das Geld auf einer Kryptobörse wieder zurück in Euro zu wandeln. „Man benötigt natürlich einen Käufer“, erläutert der Apotheker. Hat man das Geld verkauft, wird dieses auf einer entsprechenden Bank gutgeschrieben. „Die Bank tauscht in Echtzeit Bitcoins gegen Euro", erklärt Neumann-Dudek. Dieses Konto könne wiederum mit dem Geschäftskonto korrespondieren. „Man hat also einen Zahlungsfluss über die Wallet, über die Börse zurück zum Geschäftskonto“.

Entwicklung ist noch am Anfang

Als Händler hat Neumann-Dudek die Möglichkeit, jeden Tag die Währung umzuwandeln oder die Zahlungseingäge kommulieren zu lassen. „Möglicherweise kommt es auch zu Währungseffekten. Diese können nach unten oder nach oben gehen. Das ist dann eine zusätzliche Chance beziehungsweise ein zusätzliches Risiko", sagt der Apotheker.

Ob und wie die neue Zahlungsmöglichkeit von den Kunden angenommen wird, lässt sich noch nicht abschätzen. Immerhin besteht die Option erst seit Anfang der Woche. „Bisher hatte ich leider noch gar keinen Kunden und warte auf den ersten.“ Deshalb versucht Neumann-Dudek, die Möglichkeit weiter der Öffentlichkeit bekannt zu machen. „Ich bin noch in den Kinderschuhen“, merkt er an.

Aber was genau begeistert Neumann-Dudek an den digitalen Währungen? „Es handelt sich um digital entstehende Geldeinheiten“, erläutert der Apotheker. Eine Zentralbank gibt es nicht. Dadurch ist die Währung auch nicht beliebig vervielfältigbar. „Daher sind sie auf eine gewisse Weise ehrlicher, meint Neumann-Dudek. „Jeder kann nur das ausgeben, was er vorher auch gekauft hat“. Auch seien Kryptowährungen eher deflationär, wodurch der Wert steige.

Von den zuletzt drastisch sinkenden Kursen lässt sich der Apotheker aber nicht abschrecken. „Es ist ein junger Markt. Was vorher um 1000 Prozent gestiegen ist, kann auch mal um 50 Prozent einbrechen“. Damit Bitcoin und Co. ernst genommen werden, müsse allerdings die Spekulation raus. „Das ganze muss mehr Zahlungscharakter und weniger Zockercharakter haben“. Besonders attraktiv ist für Neumann, dass die Digitalwährung unabhängig von anderen ist.. „Euro und Dollar unterliegen politischen und anderen Einflüssen sowie Geldschöpfungsmaßnahmen. Das alles läuft im Krypto-Universum anders“. Trotz Nachteilen sieht Neumann-Dudek eher Vorteile in den neuen Währungen und wünscht sich, dass diese in Deutschland mehr gefördert werden.

Update 19.01.2018: Neumann-Dudek meldet den ersten Verkauf einer Packung Bepanthen Salbe 50g für 0,01 Ether an einen Düsseldorfer Kunden.

Transaktion geglückt (Foto: Neon-Apotheke)


Dr. Mathias Schneider, Apotheker, Volontär DAZ
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Finde ich eine positive Entwicklung.

von Georg Link am 20.01.2019 um 20:28 Uhr

Auch Versandapotheken bieten verschiedene Zahlungsmöglichkeiten aus und geben sich damit gerne den "modernen Anstrich" während die Apotheke vor Ort da im Vergleich teilweise etwas "altbacken" wirken kann. Zeit das zu ändern und solche Aktionen sind definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn es natürlich objektiv gesehen keine großen Extraumsätze bringen dürfte. Egal, klappern gehört nicht nur zum Handwerk.

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