Verbraucher-Studie

Versandapotheken wachsen überdurchschnittlich – aber nur in der Stadt

Berlin - 23.01.2018, 07:00 Uhr

Um knapp 12 Prozent konnten die Versandhändler laut bevh im vergangenen Jahr ihre Brutto-Umsätze steigern. (Foto: BVDVA)

Um knapp 12 Prozent konnten die Versandhändler laut bevh im vergangenen Jahr ihre Brutto-Umsätze steigern. (Foto: BVDVA)


Der Arzneimittel-Versandhandel wächst und wächst. Einer vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh) beauftragten Studie zufolge haben die Versandhändler im vergangenen Jahr ein Volumen von rund 570 Millionen Euro umgesetzt. Das entspricht einer Steigerung von knapp 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Interessant ist aber auch, dass die Umsatzentwicklung der Medikamenten-Versender auf dem Land 2017 unterdurchschnittlich verlief.

Auch im vergangenen Jahr hat der Arzneimittel-Versandhandel wieder einen gewaltigen Sprung nach vorn gemacht. In der regelmäßig vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh) bei der Gesellschaft für Innovative Marktforschung (GIM) beauftragten Verbraucherstudie legten die Versender stärker zu als der Rest der Branche. Demnach ist der Brutto-Umsatz aller Versandhändler mit einem Plus von 10,9 Prozent auf 58,466 Milliarden Euro angestiegen im vergangenen Jahr – die Versandapotheken wuchsen 2017 um 11,8 Prozent.

Aber wie hat die GIM den Umsatz der Versender gemessen? Nach Auskunft einer Verbandssprecherin beruhen die Zahlen aus der umfangreichen Studie nicht auf Angaben der einzelnen Unternehmen oder der Branchenverbände, die mit dem bevh kooperieren, wie etwa dem Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA). Vielmehr haben die Marktforscher die Branchenentwicklung anhand von Verbraucherstudien bemessen. Dazu befragten sie zwischen Januar und Dezember 2017 alle sieben Tage Menschen aus der Bevölkerung, die zum Zeitpunkt der Befragung älter als 14 Jahre sein mussten. Insgesamt führten die Marktforscher rund 40.000 Interviews. Gefragt wurde unter anderem nach der Menge der Versand-Einkäufe in den vergangenen sieben Tagen, der Einkaufsbetrag und der Bestellweg.

Den Ergebnissen zufolge wurden die größten Umsätze im Internet auch im vergangenen Jahr in den Bereichen Bekleidung, Elektronik, Computer und Schuhe gemacht. Diese Segmente machten zusammen mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes aus. Zunehmend auf dem Vormarsch sind auch Haushaltswaren, Möbel und Inneneinrichtung, sowie Waren des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, Drogerieartikel und Tierbedarf. Der Umsatz mit Lebensmitteln im Internet habe erstmals die Milliardengrenze überschritten.

568 Millionen Umsatz bei Versandapotheken

Die Arzneimittel-Versandhändler hatten laut Studie einen Brutto-Umsatz von 568 Millionen Euro, 2016 waren es noch 508 Millionen Euro. Die stärkste Steigerung gab es im Bereich Haushaltswaren und -geräte (plus 26,5 Prozent). Das einzige Segment mit einem Minus im Online-Handel ist der Bereich Bücher/Ebooks/Hörbücher (minus 3,9 Prozent). Wobei der Online-Buchhandel in der Gesamt-Umsatz-Tabelle immer noch auf Position 7 rangiert – rund 3,4 Milliarden Euro wurden hier umgesetzt.

Was das Stadt-Land-Verhältnis der Online-Kunden betrifft, hat sich der Arzneimittel-Versandhandel allerdings unterdurchschnittlich entwickelt. Zwar ist eines der wichtigsten Pro-Argumente der Gegner des Rx-Versandverbotes, dass insbesondere die Landbevölkerung den Versand brauche. Die Zahlen geben dies aber nicht her: Denn laut bevh-Studie wurden 3 Prozent des Gesamtumsatzes im Online-Handel mit Kunden gemacht, die in Orten mit weniger als 50.000 Einwohnern wohnen und Arzneimittel bestellten. Mit 3,4 Prozent liegt der Anteil der Stadtbewohner hier etwas höher.

Hinzu kommt, dass die Versandapotheken im vergangenen Jahr auf dem Land auch langsamer wuchsen: 2016 machten die Käufe der Arzneimittel-bestellenden Landbewohner 2,4 Prozent am Gesamtumsatz aus – ihr Anteil ist somit um 0,6 Prozentpunkte gestiegen. Der Anteil der Stadtbevölkerung ist im vergangenen Jahr um 1,4 Prozentpunkte gestiegen. Dass Landbewohner überhaupt Arzneimittel via Versandapotheken bestellen, ist laut bevh eine Entwicklung der vergangenen drei Jahre: 2014 gab es noch keine Online-Arzneimittelkäufe auf dem Land, im vergangenen Jahr machten sie immerhin schon knapp 40 Prozent aller Bestellungen aus.

Laut bevh resultierten fast 60 Prozent des E-Commerce-Umsatzes aus Bestellungen in Kommunen mit weniger als 50.000 Einwohnern. Dort ist der Umsatz im Jahr 2017 überproportional um 17,1 Prozent gewachsen.

Eigenen Angaben zufolge hat der Verband mehr als 500 Mitglieder. Aus der Versandapotheken-Branche sind DocMorris und Aponeo unter den Kunden. DocMorris-CSO Max Müller ist Vorstandsmitglied des Verbandes.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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