Kisspeptin steuert Sexualverhalten

Kein KiSS, kein Sex?

Stuttgart - 06.02.2018, 12:00 Uhr

Kisspeptin steuert sexuelle Anziehung, sexuelle Bereitschaft und die Fruchtbarkeit. (Foto: konradbak / stock.adobe.com)

Kisspeptin steuert sexuelle Anziehung, sexuelle Bereitschaft und die Fruchtbarkeit. (Foto: konradbak / stock.adobe.com)


Kisspeptin steuert den Eisprung

Pheromone sind jedoch nicht die einzigen Aktivatoren des GnRH-Systems. Das hypothalamische Peptidhormon Kisspeptin ist ebenfalls ein potenter Stimulator der neuronalen Aktivität von GnRH: 95 Prozent der GnRH-Neurone tragen einen Rezeptor für Kisspeptin (Kiss1R). Folglich steuert Kisspeptin über Gonadoliberine (GnRH), FSH und LH den Eisprung, indem es den LH-Anstieg antreibt, der für eine Ovulation essenziell ist (LH-Gipfel). Nach Ansicht der Wissenschaftler stützt der Einfluss von Kisspeptin auf LH und die Ovulation ihre Vermutung, dass Kisspeptin tatsächlich im Dienste der Reproduktion tätig ist. 
Nach Einschätzung der Forscher stützt eine weitere Beobachtung die Bedeutung von Kisspeptin auf die Fortpflanzung: Kisspeptin-Neurone zeigen einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus – weibliche Mäuse sind mit Kisspeptin-Neuronen deutlich besser ausgestattet als die männlichen Nager.

Wie wird aus sexueller Anziehung sexuelle Bereitschaft?

Kisspeptin scheint tatsächlich als Linker zwischen sexueller Anziehung und Ovulation zu fungieren. Doch: Wie kommt es nun zum Sex? Welche Rolle spielt Kisspeptin letztlich bei der sexuellen Motivation und Bereitschaft? Auch das interessierte die Forscher. 

Kein Sex ohne Kisspeptin?

Die Ergebnisse der Forscher deuten zumindest darauf hin. So erhöhten Kisspeptin-Injektionen in Mäusen deren sexuelle Bereitschaft, während Mäuse ohne Kisspeptin-Neurone offenbar keinerlei „lordosis behaviour“ – sexuelle Bereitschaft –  zeigten und keinerlei Anstalten machten, sich sexuell zu betätigen. 

Ist die olfaktorische Präferenz des Sexualpartners durch Pheromone noch abhängig von GnRH, fanden die Forscher keinen Zusammenhang zwischen GnRH und der sexuellen Motivation: In Kisspeptin-defizienten Mäusen führten auch Gonadoliberin-Injektionen nicht zu mehr Sex. Frühere Untersuchungen hatten hingegen ergeben, dass auch GnRH-defziente Mäuse keine sexuellen Defizite zeigten. Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass GnRH keine dominierende, herausragende Rolle, sondern lediglich unterstützende Funktion zukommt. Kisspeptin scheint hier jedoch tatsächlich zentrale Funktionen zu übernehmen, um sexuelle Anziehung mit sexueller Motivation zu koppeln.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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