Studienergebnisse

Asthma-Arzneimittel beeinflussen die Fruchtbarkeit von Frauen

Stuttgart - 19.02.2018, 14:00 Uhr

Asthmatikerinnen mit Kinderwunsch sollten bereits vor der Schwangerschaft ihre Krankheit unbedingt gut einstellen. (Foto Africa Studio

                                    / stock.adobe.com)

Asthmatikerinnen mit Kinderwunsch sollten bereits vor der Schwangerschaft ihre Krankheit unbedingt gut einstellen. (Foto Africa Studio / stock.adobe.com)


Je nachdem mit welchen Arzneimitteln Asthmatikerinnen therapiert werden, hat das Auswirkungen auf ihre Fruchtbarkeit. Das ergab die Auswertung einer Kohortenstudie. Frauen, die kurzwirksame Beta Agonisten (SABA) erhielten, benötigten im Schnitt mehr Zeit, um schwanger zu werden als Frauen, die mit einer Kombination aus langwirksamen Beta-Agonisten (LABA) und Cortison therapiert wurden. Ein Grund könnte die entzündungshemmende Wirkung der Corticoide sein, vermuten die Autoren.

Die Scope (Screening for Pregnancy Endpoints)-Studie wurde ursprünglich durchgeführt, um einen Test zur Vorhersage klinischer Endpunkte wie Präeklampsie sowie Früh- und Mangelgeburten zu entwickeln. Eingeschlossen waren über 5000 Frauen aus Australien, Neuseeland, Großbritannien und Irland, die ihr erstes Baby erwarteten. Unter anderem wurden ihr Gesundheitsstatus, ihre Medikation sowie die Zeit abgefragt, die sie benötigten, um schwanger zu werden.

Das Team um Dr. Luke Grzeskowiak vom Robinson Research Institute in Adelaide (Australien) hat nun die Daten dahingehend untersucht, ob, und wenn ja, wie sich Asthma und die Arzneimitteltherapie der Krankheit auf die Fruchtbarkeit auswirken. 1106 Teilnehmerinnen gaben eine Asthmaerkrankung an. Davon befanden sich 656 zum Zeitpunkt der Studie in einer Therapie, der Rest waren ehemalige Asthmatikerinnen.

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Wie die Auswertung zeigte, brauchte die Gruppe der Asthmatikerinnen im Schnitt länger, um schwanger zu werden als die Nicht-Asthmatikerinnen. Eine genauere Betrachtung brachte aber Unterschiede innerhalb dieser Gruppe hervor. So wiesen Patientinnen, die zur Therapie die Kombination aus LABA und inhalativem Corticosteroid (ICS) erhielten, keine Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit im Vergleich zu Nicht-Asthmatikerinnen auf. Wurden die Frauen hingegen mit einem SABA therapiert, brauchten sie 20 Prozent länger als der Durchschnitt, um schwanger zu werden. 30 Prozent dieser Frauen benötigten sogar mehr als ein Jahr für die Empfängnis.

Asthmatikerinnen sollten schon vor der Schwangerschaft gut eingestellt werden

Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass die Kombination aus LABA und ICS die Fertilität von Asthmatikerinnen erhält, was die die Zahl der benötigten Fruchtbarkeitsbehandlungen reduzieren könnte, sagt Dr. Grzeskowiak in einer Pressemeldung der European Lung Foundation. Er ergänzt, dass es viele Hinweise darauf gäbe, dass Asthma in der Schwangerschaft einen negativen Effekt auf die Gesundheit von Mutter und Kind hat. Daher sollten Frauen die Krankheit unter Kontrolle bekommen, bevor sie versuchen, schwanger zu werden.

Wie genau Asthma oder die Arzneimitteltherapie die Fruchtbarkeit beeinflussen, sei noch nicht klar. Grzeskowiak äußert aber eine Vermutung: Die Entzündung, die bei Asthma die Lungen befällt, könnte auch andere Bereiche des Körpers beeinflussen, darunter auch den Uterus. Corticoide unterdrücken die Entzündungsreaktion und könnten daher einen schützenden Effekt haben. Beta-Agonisten hingegen wirken symptomatisch in den Lungen und beeinflussen die Entzündung nicht.

Da die Studie nur bereits schwangere Frauen einschloss, konnte nicht untersucht werden, wie der Effekt auf Frauen ist, die nicht natürlich schwanger werden können. In Zukunft seien Studien mit Asthmatikerinnen, die eine Fruchtbarkeitsbehandlung erhalten, geplant.

Cortison schon ab Stufe 1

Den allgemeinen Nutzen von ICS, auch bei mildem Asthma, konnte zuletzt eine im Lancet publizierte Studie mit über 7000 Asthmatikern zeigen. So führten 400 µg Budesonid täglich zu einer um 50 Prozent reduzierten Zahl an schweren Exazerbationen mit Tod oder notfallmäßigen Krankenhauseinweisungen. Als Konsequenz leitet GINA – Global Initiative für Asthma – die Einschätzung ab, dass Ärzte schon bei Asthma der Stufe 1 den Einsatz von ICS erwägen können. Die Empfehlungen fanden auch Eingang in die aktuelle Sk2-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma. Wann ist aber der Zeitpunkt gekommen, die früh eingesetzte ICS-Therapie wieder zu reduzieren? Das erläuterte Professor Roland Buhl von der Universitätsmedizin Mainz beim KlinPharm Update im vergangenen Jahr: „Wenn die Asthma-Kontrolle stimmt.“ Das sei der Fall, wenn der Patient in den letzten vier Wochen keine Aktivitätseinschränkungen wegen seines Asthmas hat, nachts nicht aufgrund von Asthmabeschwerden erwacht, weniger als zweimal täglich überhaupt asthmatische Symptome zeigt und auch seine Bedarfsmedikation nur zwei Mal pro Woche benötigt.



Dr. Mathias Schneider, Apotheker, Volontär DAZ
redaktion@daz.online


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