Kineret bald für Kinder ab acht Monaten bei SJIA?

Zulassungsempfehlung für Anakinra bei Morbus Still

Stuttgart - 26.02.2018, 16:20 Uhr

 Ein altes Biiological bei einer orphan disease: Der CHMP empfiehlt die Zulassung von Anakinra, Kineret®, bei Still-Syndrom. (Africa Studio / stock.adobe.com)

 Ein altes Biiological bei einer orphan disease: Der CHMP empfiehlt die Zulassung von Anakinra, Kineret®, bei Still-Syndrom. (Africa Studio / stock.adobe.com)


Der Humanarzneimittelausschuss CHMP hat die Zulassungserweiterung für Anakinra empfohlen. Der Interleukin-1-Rezptorantagonist war eines der ersten Biologicals und könnte künftig Kindern und Erwachsenen mit Morbus Still helfen. Erfolgt die Zulassung von Anakinra bei Adult Onset Still`s Disease und der systemisch juvenilen idiopathischen Arthritis, darf Kineret® bereits bei Kindern ab acht Monaten eingesetzt werden. Canakinumab und Tocilizumab sind erst für Kinder ab zwei Jahren bei dieser Form der Arthritis zugelassen.

Anakinra – es war mit Etanercept und Infliximab eines der ersten Biologicals. Bei Rheumatoider Arthritis haben mittlerweile wirksamere Antikörper Kineret® den Rang abgelaufen: Adalimumab, Certolizumab, Golimumab, Infliximab, Rituximab, Tocilizumab oder auch Abatacept (Fusionsprotein gegen CTLA4) sind dem Intlerleukin-1-Rezeptroblocker Anakinra in dieser Indikation überlegen.

Anders sieht es bei Morbus Still aus. Der Humanarzneimittelausschuss CHMP hat Anakinra für die Behandlung der systemisch juvenilen idiopathischen Arthritis (SJIA) und der erwachsenen Form, der Adult Onset Still`s Disease (AOSD), im Februar zur Zulassung empfohlen. Der pharmazeutische Unternehmer stimmte einem Paediatric Investigation Plan (PIP) zu. Im Gegenzug kam die EMA dem Anakinra-Hersteller Swedish Orphan Biovitrum AB mit einer erleichterten Zulassungsprozedur entgegen. Das Paediatric Committee (PDCO) bei der EMA begründet diesen Schritt mit dem Potenzial von Anakinra bei Morbus Still und dem hohen, nicht gedeckten Bedarf an wirksamen Arzneimitteln in dieser pädiatrischen Indikation.

Morbus Still – was ist das?

Morbus Still zählt zu den autoinflammatorischen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Das Still-Syndrom umfasst zwei Ausprägungen, die systemisch juvenile idiopathische Arthritis (SJIA) und die adulte Form, Adult Onset Still`s Disease (AOSD). SJIA oder Morbus Still ist die systemische Ausprägung der juvenilen idiopathischen Arthritis und stellt die schwerste Variante einer kindlichen Rheumaerkrankung dar. Vor allem Interleukin-1 und Interleukin-6 spielen bei der Pathogenese des Morbus Still eine Rolle. TNF-alpha scheint hier als Zytokin eher untergeordnet: So lässt sich beim Still-Syndrom die destruktive Wirkung der Erkrankung auf die Gelenke weder mit Methotrexat noch mit TNF-alpha-Hemmern zufriedenstellend therapieren.

Gemeinsame Merkmale der AOSD und SJIA beinhalten Fieber, Hautausschlag, Hepatosplenomegalie (gleichzeitige Vergrößerung von Leber und Milz), Lymphadenopathie, Polyserositis (Serositis: Entzündung einer serösen Haut wie Perikarditis, Peritonitis, Pleuritis) und Arthritis.

Die SJIA beginnt meist vor dem sechsten Lebensjahr der Kinder. Von einer adulten Still-Erkrankung spricht man, wenn diese nach dem 16. Lebensjahr diagnostiziert wird. Bei Erwachsenen zeigen sich vorwiegend zwei Erkrankungsgipfel: von 16 bis 25 Jahren und zwischen dem 36. und 46. Lebensjahr. Sowohl die juvenile als auch die adulte Form zählen zu den seltenen Erkrankungen, den sogenannten orphan diseases. Europaweit erkrankt weniger als ein Kind jährlich an SJIA.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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