Potentes Mittel

20 Jahre Viagra: Jubiläum eines Topsellers 

Berlin - 27.03.2018, 07:00 Uhr

Vor 20 Jahren erhielt Sildenafil die US-Zulassung. (Foto: 
 jopix.de / stock.adobe.com)     

Vor 20 Jahren erhielt Sildenafil die US-Zulassung. (Foto:  jopix.de / stock.adobe.com)     


Studienteilnehmer wollten übrige Tabletten nicht zurückgeben 

Die Studienteilnehmer wiederum schienen aus einem ganz anderen Grund zufrieden mit der getesteten Substanz UK-92480 zu sein. Erzählungen berichten von Teilnehmern, die am Studienende noch verbliebene Tabletten nicht zurückgeben wollten, da das Medikament ihnen zu verstärkten Erektionen verhalf. Wie auch immer es genau war, auf jeden Fall erkannten die Forscher das eigentliche Potenzial von Sildenafil. Ein ganz anderes Anwendungsgebiet war demnach naheliegend: die Behandlung der erektilen Dysfunktion (ED).

Weitere klinische Studien wurden aufgelegt – doch nun im Hinblick auf die mögliche Vermarktung als Potenzmittel. Die Nebenwirkung zur Hauptwirkung zu machen, war die erfolgversprechende Devise: In den Jahren 1995 und 1996  wurden mit mehr als 4500 Probanden 21 klinische Studien erfolgreich durchgeführt. 1997 folgte dann der Antrag auf Zulassung in den USA und in Europa, der im Jahre 1998 zur Zulassung führte. In Deutschland war Viagra® ab Oktober 1998 erhältlich. 

Sildenafil revolutionierte die Behandlung der ED

Für viele Betroffene sind ihre durch Krankheiten oder Alter hervorgerufenen Potenzschwierigkeiten ein belastendes Thema, das zudem eine gewisse Stigmatisierung erfährt. Mit der Zulassung von Viagra® kam es hingegen zu einer Enttabuisierung – vielfach auch als „zweite sexuelle Revolution“ nach Einführung der Antibabypille bezeichnet.

Potenzschwierigkeiten hatte es schon immer gegeben. Vor der Einführung von Viagra®  musste zum Beispiel auf Vakuumpumpen als mechanisches Behelfsmittel zurückgegriffen werden – eine wenig romantische Angelegenheit. Zudem gab es die Möglichkeit, Schwellkörperimplantate operativ in den Penis einzusetzen. Eine Alternative waren Injektionen von vasodilatierenden Wirkstoffen wie Alprostadil in den Schwellkörper. Diese sind allerdings schmerzhaft und belastend. Der einfache und schmerzfreie Einsatz von Sildenafil stellte folglich einen Meilenstein in der Behandlung von Potenzstörungen dar.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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