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Bottroper Skandal
Bekannte des „Zyto-Apothekers“ sagen vor Gericht aus
Das Landgericht Essen hatte am gestrigen Donnerstag den laut Zeugen besten Freund des „Zyto-Apothekers“ sowie zwei Frauen geladen: Sie sollten bei der Aufklärung helfen, welchen Einfluss eine Kopfverletzung auf die Psyche des Apothekers Peter S. hatte.
Im Prozess gegen den Bottroper Zyto-Apotheker Peter S. hatte die Verteidigung eine Kopfverletzung, die der Pharmazeut vor gut zehn Jahren erlitt, als Grund für womöglich unbewusste Handlungen vorgebracht. Der psychiatrische Sachverständige Björn Fischer ist daher vom Gericht beauftragt, ein Gutachten zu einer möglichen verminderten Schuldfähigkeit zu erstellen. Nachdem er vor zwei Wochen frühere Kollegen von S. befragt hatte, lud das Gericht nun drei Bekannte.
Der 48-jährige Bauingenieur Georg K. war während des Prozesses von mehreren Zeugen als der wohl beste Freund des vor Gericht bislang schweigenden Zyto-Apothekers beschrieben worden. Er sei zusammen mit Peter S. aufgewachsen und habe diesen während der Studienzeit etwas aus den Augen verloren, sagte K. am Donnerstag. Nachdem der Apotheker wegen des Unfalls im Krankenhaus war, habe sich der Kontakt wieder intensiviert. S. habe gesagt, er sei gestürzt – danach hatte er regelmäßig schwere Kopfschmerzen.
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Als „ausgeglichen und leistungsorientiert“ beschrieb K. seinen Freund zunächst. Doch sei er durch eine hohe Arbeitsbelastung in den letzten Jahren sehr gestresst gewesen. „Wenn über allem die Arbeit schwebt, kommt Privates zu kurz“, sagte der Zeuge vor Gericht. Der Apotheker habe ihn nach dem Unfall gefragt, ob er bei seiner kirchlichen Hochzeit Trauzeuge sein wolle – doch zu der für einige Monate nach der standesamtlichen Trauung geplanten kirchlichen Hochzeit kam es nicht mehr, da S. sich in der Zwischenzeit scheiden ließ. Entscheidungen habe der Apotheker teils „verwunderlich schnell“ getroffen, sagte K.
Im Gerichtssaal verfolgte S. die Verhandlung mit großteils regungslosem Gesichtsausdruck, doch oftmals wachen Augen. Auf die Frage des Sachverständigen, ob S. in der Lage war, Gefühle zu zeigen, bejahte K. dies: Die Scheidung sei für den Apotheker eine Enttäuschung gewesen, auch die Schicksale von Patienten hätten ihn wohl emotional betroffen. Konzentrationsprobleme habe er im Zusammenhang des extremen Stresses gesehen. Materielle Dinge seien ihm wichtig gewesen, doch habe sich das im normalen Bereich bewegt – vielleicht habe sich dies durch den Unfall geändert. Auf die Frage, ob S. schon immer Apotheker werden wollte, erklärte K.: „Ich glaube, das war vorgeschrieben.“
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