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DAZ-Interview
Schweim: „Konsequenzen ziehen und aus dem Rahmenvertrag austreten“
Außenpolitik „kann jeder“, Gesundheitspolitik nicht
Schweim weist darauf hin, dass auch die Union unter Angela Merkel - damals noch in der Opposition - bei der Gesundheitsreform 2004 für die Freigabe des Versandhandels mit Arzneimitteln war. Einerseits hätte es nämlich schon die „kolportierte Vorstellung“ gegeben, „Rezeptversand per Brief und Rückversand per Päckchen sei Digitalisierung“, andererseits waren es Gutachter wie Prof. Gerd Glaeske, die der Bundesregierung Milliardeneinsparungen durch den Versandhandel prognostizierten. „Nichts davon ist wahr geworden“, resümiert Schweim und, „da Politiker sich nicht gerne korrigieren, halten sie an dem Unsinn fest.“ Gesundheitspolitik könne, im Gegensatz zu anderen Ressorts wie etwa Außenpolitik, nur mit „schwierig zu erwerbendem Fachwissen“ gelingen. Viele Abgeordnete wären mit den komplexen Themen überfordert und würden daher nur gemäß Empfehlung der Fraktionsführung abstimmen. Für Schweim ist darüber hinaus auch der Einfluss großer Kapitalgesellschaften nicht zu unterschätzen: „Den meisten ist nämlich völlig gleich ist, ob sie ihre Millionen mit Schlachthöfen oder Apothekenketten erwirtschaften.“
Versandhandel ist „sicherheitspharmakologisch problematisch“
Weshalb es seit rund 20 Jahren immer wieder Vorstöße gegeben hat, das Apothekenwesen in Deutschland zu liberalisieren, kann sich Schweim nur schwer erklären. Arzneimittel seien Waren besonderer Art, betont er, und damit nicht den üblichen Marktmechanismen unterworfen: „Kein Marketing der Welt wird einen Gesunden dazu bringen, sich ein Arzneimittel verordnen zu lassen. Dafür muss der Patient umfassend und preisunabhängig beraten werden.“ Seine wissenschaftlichen Untersuchungen hätten ergeben, dass problematische OTC-Arzneimittel wie Paracetamol, die nur in Kleinmengen abgegeben werden sollten, beim Versandhandel eher in Großpackungen und überdurchschnittlich oft verkauft werden. Für Schweim ein Zeichen mangelnder Arzneimitteltherapiesicherheit. Er plädiert dafür, dass zumindest der Versandhandel mit sicherheitspharmakologisch relevanten Arzneimitteln untersagt werden sollte, ähnlich wie bei der „Pille danach“.
5 Kommentare
Prof. Schweim
von Heiko Barz am 27.05.2018 um 12:25 Uhr
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Ohren anlegen
von Approbierte VERTRETUNG am 27.05.2018 um 6:33 Uhr
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Ohren anlegen
von Approbierte VERTRETUNG am 27.05.2018 um 6:32 Uhr
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Konzequenzen ziehen - Schweim Interview
von Peter Kaiser am 25.05.2018 um 20:10 Uhr
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Deutsche Politik + unsere Lobby und konsequentes Handeln ?
von Martin Didunyk am 25.05.2018 um 18:48 Uhr
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