Rheinland-Pfalz

Apothekerkammer integriert ausländische Apotheker erfolgreich

Berlin - 29.05.2018, 07:00 Uhr

Die albanische Apothekerin Greta Spaha ist eine der ersten Absolventen der Qualifizierungskurse für ausländische Apotheker der Landesapothekerkammer
Rheinland-Pfalz. (Foto: Greta Spaha)

Die albanische Apothekerin Greta Spaha ist eine der ersten Absolventen der Qualifizierungskurse für ausländische Apotheker der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz. (Foto: Greta Spaha)


Im Januar 2017 startete der erste Jahrgang der Qualifizierungskurse für ausländische Apotheker der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz. Inzwischen haben die ersten Absolventen ihre Approbation erhalten und geben ein positives Feedback. Das Besondere: Das Programm bündelt in einem Gesamtkonzept Einzelmaßnahmen der Arbeitsmarktintegration. DAZ.online hat mit zwei Absolventen aus Albanien und Syrien gesprochen.

Ein bundesweit einzigartiges Qualifizierungsprogramm zur Arbeitsmarktintegration ausländischer Apotheker bietet die Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz (LAK) seit Januar 2017 an. Die Kurse werden durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem IQ-Netzwerk Rheinland-Pfalz der MIP – Medici in Posterum GmbH. Das Qualfizierungsprogramm  wird unter dem Namen „IQ – Apotheker für die Zukunft“ angeboten. „IQ“ steht in diesem Zusammenhang für „Integration durch Qualifizierung“.  

DAZ.online berichtete bereits im Vorfeld der ersten Kurse. Nun liegen die ersten Erfahrungen vor: Zwei Absolventen des 2017er Kursjahrganges berichten im Gespräch mit DAZ.online von den absolvierten Kursen, dem Praktikum in einer öffentlichen Apotheke und ihren ersten Monaten als Approbierte. Joachim Thoss, Ansprechpartner für die Integrationskurse der LAK Rheinland-Pfalz, erläutert die Erfahrungen nach einem Jahr Qualifzierungskurse aus Sicht der Apothekerkammer.  

Kurse bündeln Einzelmaßnahmen

Einmalig ist die Bündelung von Einzelmaßnahmen zur Vorbereitung auf die erforderlichen Fachsprach- und Kenntnisprüfungen im sogenannten individuellen Anerkennungsverfahren für Apotheker aus Nicht-EU-Staaten. Einen besonderen Stellenwert nimmt zudem die persönliche Betreuung der Kursteilnehmer durch Apotheker ein, die sich als ehrenamtliche Tutoren engagieren. Außerdem muss verpflichtend ein Praktikum in einer rheinland-pfälzischen Apotheke absolviert werden. Das sorgt für einen hohen Praxisanteil.

Der Unterricht findet einmal wöchentlich in Mainz statt und wird durch mindestens drei ganztägige Blockseminare an Wochenenden ergänzt. Unterrichtssprache ist Deutsch. Die Teilnahme an den Kursen ist kostenlos. Finanziert wird das Förderprogramm „IQ“ aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) und des Europäischen Sozialfonds (ESF).

Zwei Absolventen berichten

Apothekerin Greta Spaha kam vor ungefähr zwei Jahren aus Albanien nach Deutschland. Gegenüber DAZ.online gibt Spaha an, in Albanien schon drei Jahre als Apothekerin gearbeitet zu haben. Zudem berichtet sie über die großen Unterschiede, die zwischen albanischen und deutschen Apotheken existieren. In Albanien gäbe es zum Beispiel nur Apotheker in Apotheken, während sie über die verschiedenen Ausbildungswege der Apothekenmitarbeiter in Deutschland überrascht sei. Spaha gibt zudem zu Bedenken, dass die Gesetze völlig unterschiedlich seien.

Im März dieses Jahres bestand Spaha die abschließende Kenntnisprüfung und arbeitet seither als Approbierte in einer Apotheke in Bad Neuenahr-Ahrweiler, in der sie schon als Praktikantin gearbeitet hatte. Die Fahrten zu den wöchentlichen Kursen nach Mainz seien ihr aufgrund der Entfernung nicht leicht gefallen. „Der Kurs war gut und die Kollegen waren sehr nett“, freut sich Spaha anderseits. Die größte Herausforderung sei für sie allerdings die Sprache gewesen. „Wir müssen alle Begriffe auf Deutsch beherrschen, das war ein bisschen schwierig, da wir die meisten Wörter auf Latein beherrschen, aber mit den Kunden auf Deutsch sprechen müssen – nicht auf Latein“, berichtet die junge Apothekerin. Auf unterschiedliche Situationen im Apothekenalltag seien sie u.a. in Rollenspielen vorbereitet worden.

Syrischer Apotheker Zaher Georgi in einer Apotheke in Mainz. (Foto: Georgi)

Seit dreieinhalb Jahren lebt der Syrer Zaher Georgi schon in Deutschland. Seine Familie konnte mit einem Visum direkt einreisen. In Syrien arbeitete der Apotheker nach eigenen Angaben sowohl in öffentlichen Apotheken als auch als Pharmaberater und als Produktionsleiter in einem pharmazeutischen Betrieb. Im März 2018 bestand Georgi die Approbationsprüfung. Er arbeitet zurzeit in einer Apotheke in Mainz. „Es liegen Welten zwischen den Apotheken in Syrien und denen in  Deutschland“, erläutert Georgi. So sei er es nicht gewohnt gewesen, Medikamente gegen Krebs oder HIV in der Apotheke abzugeben, dafür gäbe es spezielle Zentren.

Auch er ist sehr zufrieden mit den IQ-Kursen: „Bevor ich angefangen hatte, den Kurs zu besuchen, fühlte ich mich verloren. Ich wusste, nicht womit ich anfangen sollte, was ich lernen muss.“ Georgi berichtet aber auch über den Wunsch nach mehr Seminaren und eine größere Themenvielfalt. „Ich hatte wirklich etwas Angst vor der Prüfung“, gab der junge Syrer zu Bedenken. Schwierigkeiten hätten einige Kursteilnehmer außerdem mit der Suche nach einem Praktikumsplatz gehabt. Zudem sei die Zusammenarbeit mit manchen deutschen Kollegen nicht immer einfach, beschreibt Georgi die Situation als ausländischer Apotheker in Deutschland. Auch die Kunden müssten erst Vertrauen aufbauen, wenn sie merken, da spricht einer in „gebrochenem“ Deutsch, fasst Georgi die Situation zusammen.

Mit viel Disziplin zu guten Abschlüssen

Die Teilnehmer der Integrationskurse kommen alle aus nicht EU-Staaten. Im Januar 2017 sind 17 ausländische Apotheker am Start gewesen – 16 davon blieben bis zum Ende. Joachim Thoss von der LAK Rheinland-Pfalz zeigt sich sehr zufrieden mit der Disziplin der Absolventen: „Die Teilnehmer mussten wöchentlich am Donnerstag aus allen Gegenden nach Mainz zum Unterricht anreisen – teilweise über 150 Kilometer entfernt.“

Zudem sei die Bestehensquote bei den Prüfungen sehr hoch. Die Fachsprachprüfung sei unabdingbar, aber vor allem die schlechten Ergebnisse der Kenntnisprüfungen in der Vergangenheit seien Anlass für das Projekt gewesen. „Die Kursteilnehmer 2017 haben eine deutlich bessere Quote in der Kenntnisprüfung“, freut sich Thoss.  

Die 2017er Absolventen hätten eine große Nationalitätenvielfalt aufgewiesen. Gleichzeitig hätte es große Unterschiede des Kenntnisstandes der Teilnehmer gegeben. Das deutsche Gesundheitssystem und diesbezügliche Rechtsfragen müssten vermittelt werden. Das Feedback der Absolventen sei bestens gewesen, ergab laut Thoss eine Evaluation am Abschluss des Kursjahres. „Es wurde positiv festgestellt, dass es keine, zumindest nicht sichtbaren, Probleme kultureller Art oder Hürden gab“, resümiert er. Doch auch von Problemen berichtet Thoss, denn vor allem die Suche nach einem Praktikumsplatz gestalte sich teilweise schwierig. Erschwert würde das Ganze durch eine fehlende gesetzliche Verpflichtung für ein Praktikum, obwohl ansonsten EU-weit gefordert. „Alles ist freiwillig und damit ohne Durchsetzungskraft“, erläutert Thoss die schwierige Situation.  



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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