Weltnichtrauchertag

Grüne und Linke: Zur Rauchentwöhnung in die Apotheke

Berlin - 31.05.2018, 09:05 Uhr

Sind E-Zigaretten wirklich so harmlos? Auf jedenfall kommen Aufhörwillige mit nikotinhaltigen Liquids nicht aus ihrer Sucht. (Foto: Imago)

Sind E-Zigaretten wirklich so harmlos? Auf jedenfall kommen Aufhörwillige mit nikotinhaltigen Liquids nicht aus ihrer Sucht. (Foto: Imago)


Grüne: Auch keine Werbung für E-Zigaretten

In ihrem Entwurf fordern die Grünen nicht nur die Werbung für Tabakzigaretten zu verbieten, sondern auch für elektronische Zigaretten, Tabakerhitzer und Liquids. Mit diesen Produkten nehmen Konsumenten zum Teil höhere Mengen des Suchtstoffs Nikotin auf, als beim Zigarettenrauchen. „Auch Werbung für E-Zigaretten und Tabakerhitzer ermuntert Jugendliche zum Rauchen. Wenn Jugendliche mit E-Zigaretten in Berührung kommen, ist es wahrscheinlicher, dass sie später auch Zigaretten konsumieren“, verdeutlicht Kappert-Gonther. 

E-Zigaretten zur Raucherentwöhnung?

Nikotinhaltige Liquids enthalten keinen Teer. So mancher Aufhörwillige hofft, sein Krebsrisiko zu reduzieren, wenn er von der Tabak- auf die E-Zigarette umsteigt. Für die Grünen-Gesundheitspolitikerin ist das Risikopotential des Dampfens noch nicht hinreichend untersucht. „Als Ärztin kann ich mir im Einzelfall durchaus vorstellen, dass für starke Raucher der Umstieg auf E-Zigaretten zur Risikoreduktion beitragen kann. Aber auch ohne Teer ist Nikotin ein starkes Suchtmittel – auch durch E-Zigaretten bleiben Menschen im Kreislauf der Sucht“, differenziert die Medizinerin. 

Grüne: Krankenkasse soll Raucherentwöhnung unterstützen

Aber wenn nicht mit E-Zigaretten, wie können Raucher dann vom Glimmstängel loskommen? Mit dem Rauchen aufzuhören, ist sehr schwer. Untersuchungen zufolge hat Nikotin ein Suchtpotenzial, das dem von Heroin vergleichbar ist. Weniger als 10 Prozent der Ex-Raucher haben es ohne Hilfe beim ersten Mal geschafft, abstinent  zu bleiben.

Kappert-Gonther findet, dass Aufhörwillige systematischer unterstützt werden sollten: „Ich halte es für sinnvoll, dass medizinische Rauchentwöhnungstrainings, wie sie zum Beispiel durch die Suchtambulanz an der Medizinischen Fakultät in München angeboten werden, in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen werden.“

Grüne und Linke: Apotheker können helfen

Dass sich werdende Nichtraucher jederzeit auch in der Apotheke beraten lassen können, sieht die Grünen-Gesundheitspolitikerin sehr positiv: „Die Beratung in den Apotheken hat einen hohen Stellenwert, denn sie ist niedrigschwellig zu erreichen, kompetent und unabhängig. Apothekerinnen und Apotheker sind Fachleute, die den Raucherinnen und Rauchern die Möglichkeiten der Rauchentwöhnung individuell passend empfehlen und einschätzen können, ob eine ärztliche Begleitung angezeigt ist. Ich halte als Ärztin und Psychotherapeutin von nicht-medikamentösen Strategien besonders viel. Im Einzelfall ist eine Nikotinersatztherapie für den Übergang zur Abstinenz durchaus sinnvoll.“ 

Auch für Movassat, drogenpolitischer Sprecher der Linksfraktion, ist die Apotheke eine Hilfestellung für Tabakabhängige. Denn aus seiner Sicht ist das Tabakwerbeverbot zwar unabdingbar für den Jugendschutz, jedoch nicht das primäre Mittel, den bereits Süchtigen zu helfen. „Daher sind Maßnahmen wie eine Nichtraucherberatung in der Apotheke primäre Handlungsinstrumente, um Menschen, die von ihrer Tabaksucht abkommen wollen, zu unterstützen.“



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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