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7. Juni 2018
Na, mein liebes Tagebuch, rate mal was heute ist! Wie, weißt du nicht? Na, heute ist doch „Tag der Apotheke“! Wie jedes Jahr am 7. Juni, seit 1998. Aber ich kann dich gut verstehen, mein liebes Tagebuch, man kriegt es irgendwie nie so richtig mit. Scheint ein Geheimtag zu sein. Immerhin, die ABDA hatte in diesem Jahr Glück, dass dieser Tag mit dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit zusammenfiel. Und so hängte man sich an diesen Kongress ran und posaunte in die Welt, dass am „Tag der Apotheke“ „zahlreiche Vertreter der Apothekerschaft an verschiedenen Veranstaltungen teilnahmen“. Ist ja wohl das mindeste, oder? Insgesamt waren es vier ABDA-Vertreter, die beim Apothekerforum auf dem Hauptstadtkongress dabei waren. Vielleicht verirrte sich deshalb auch die eine oder andere kleine Meldung in die Tagespresse, aber mal ehrlich, so richtig groß kam der „Tag der Apotheke“ wirklich nicht über. Vertane Chance.
Man sollte es viel öfters betonen: Mit dem Projekt ARMIN in Sachsen und Thüringen läuft das, woran man auf Bundesebene seit Jahren arbeitet: Ein digitaler Austausch zwischen Arzt und Apotheker über die Medikation des Patienten. Okay, natürlich klemmt es noch an der einen oder anderen Stelle, es könnten mehr, viel mehr Ärzte mitmachen. Und die Patientenzahl hat sicher auch noch Luft nach oben. Aber, im Prinzip läuft’s, so könnte es im ganzen Land gehen, wenn sich alle einig wären. Sogar einen elektronischen Medikationsplan gibt es, der allerdings mehr Möglichkeiten bietet als der offiziell geplante, sagt Ulf Maywald von der AOK plus, der das ARMIN-Projekt mitentwickelt hat. Und daher glaubt er auch nicht daran, dass der vom Bundesgesundheitsministerium geplante E-Medikationsplan der Renner wird: zu wenig nutzbar für alle Beteiligten, zu umständlich. Mein liebes Tagebuch, May dürfte Recht bekommen. Der Plan und die Nutzbarkeit müssten dringen überarbeitet werden – und vermutlich wäre eine App wesentlich besser und einfacher nutzbar als die Eingabe der sechsstelligen PIN für die Gesundheitskarte.
Der Aufreger der Woche: Christian Keese, von Haus aus Journalist, Publizist und Lobbyist, mittlerweile CEO der Axel Springer hy GmbH und Executive Vice President der Axel Springer SE, früher auch schon mal Chefredakteur verschiedener Springer Titel, soll seit geraumer Zeit das Axel Springer-Unternehmen zum digitalen Medienunternehmen begleiten, heißt es auf Wikipedia. Keese wird das toll meistern, war er doch schon mal sechs Monate als „Visiting Fellow“ im kalifornischen Palo Alto, dort, wo Google, Apple und alle anderen Digital-Größen heiße Luft ablassen. Keese hat diese digitale Luft inhaliert. Das dürfte Legitimation genug sein, Experte für die Digitalisierung zu sein und die Zukunft der Digitalisierung und alles, was damit zu tun hat, vorherzusagen. Klar, auch bei Apotheken glaubt er sich auszukennen. Keeses Urteil: Sogar Taxifahrer sind bei der Digitalisierung weiter als Apotheker. Und warum meint er das? Weil sich im Taxi-Geschäft mit Uber und MyTaxi Alternativ-Plattformen gebildet haben. Ausgerechnet Uber! Der Aufschrei unter uns Apothekers über Keeses Apo-Kenntnisse war gerechtfertigt, mein liebes Tagebuch. Denn die abenteuerlichen Beispiele, an denen Keese sein Urteil festmachte, haben wenig mit Digitalisierung zu tun, sondern eher mit digital unterstützter Logistik. Und damit, dass Keese wohl die rechtlichen Vorgaben nicht zu kennen scheint, denen die Apotheken unterworfen sjnd. Keese glaubt auch, dass die Apotheken in ziemlich allen Bereichen noch digitaler werden könnten – mein liebes Tagebuch, auch da irrt der Digital-Guru, es gibt viele Beispiele für geradezu digital-verliebte Apotheken. Andererseits, so ein bisschen Keese-Sicht von außen, also digitale Wünsche eines Apotheken-Laien, sind auch nicht ganz verkehrt. So meint er, dass Apotheker gemeinsam eine eigene Plattform für den Arzneimittelversand aufbauen könnten. Keese sieht auch, dass die Apotheken am liebsten mit Telefon und Fax kommunizieren. Und er fragt sich, warum es immer noch Papierrezepte gibt. Mein liebes Tagebuch das fragen wir uns auch – oder lieber nicht.
11 Kommentare
Ronald Reagan‘s Ausruf ...
von gabriela aures am 10.06.2018 um 18:49 Uhr
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H.MÜLLER
von Dr.Diefenbach am 10.06.2018 um 17:00 Uhr
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ABDA Haushalt/G.Möller
von Dr.Diefenbach am 10.06.2018 um 16:51 Uhr
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Klare Kante!
von Gunnar Müller, Detmold am 10.06.2018 um 15:14 Uhr
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Ein Knaller der Woche fehlt noch ...
von Reinhard Herzog am 10.06.2018 um 13:19 Uhr
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AW: Ein Knaller der Woche fehlt noch
von Karl Friedrich Müller am 10.06.2018 um 13:42 Uhr
AW: So´ne und solche Knaller der Woche
von Wolfgang Müller am 10.06.2018 um 20:58 Uhr
Knaller
von Reinhard Rodiger am 10.06.2018 um 10:57 Uhr
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H.Ströh
von Dr.Diefenbach am 10.06.2018 um 9:50 Uhr
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Feuerwerk
von Ulrich Ströh am 10.06.2018 um 9:01 Uhr
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Erstes Landarzt-Gesetz im NRW-Landtag eingebracht
von Thesing-Bleck am 10.06.2018 um 8:36 Uhr
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