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Apothekenmarkt in Russland
Die größten Trends im Gastgeberland der Fußball-WM
Anlässlich der Fußball-WM will DAZ.online auch die Pharmazie im Gastgeberland nicht außer Acht lassen. Wir werfen einen kleinen Blick hinüber in das Gastgeberland. Was sind aktuell die größten Trends im russischen Apothekenmarkt?
Nach dem schweren Krisenjahr 2014 sehen die russischen Apotheken wieder besseren Zeiten entgegen, Wie das Marktforschungsinstitut DSM Group in seinem Jahresbericht mitteilt, erreichte der russische Pharmamarkt im vergangenen Jahr ein Volumen von 1629 Milliarden Rubel. Das sind acht Prozent mehr als im Vorjahr.
Der Anteil des mit staatlichen Geldern finanzierten, erstattungsfähigen Sektors beläuft sich auf rund 32 Prozent des Gesamt-Arzneimittelmarktes. Im „kommerziellen Segment“ wurden im letzten Jahr über das Apotheken-Netz 5066 Millionen Packungen im Wert 941 Milliarden Rubel (nach VK-Preisen) bzw. 752 Milliarden Rubel (nach EK) verkauft. Dies entspricht einem mengenmäßigen Zuwachs von 6,5 Prozent gegenüber 2016 (3,5 Prozent nach Wert). Diese Entwicklung spiegelt nach Meinung der DSM-Gruppe die bessere Kaufkraft der Bevölkerung und den verringerten Einfluss der sozialen und wirtschaftlichen Faktoren auf dem pharmazeutischen Markt wider.
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Marktmacht großer Apothekenketten wächst
Im russischen Arzneimitteleinzelhandel findet gerade eine Marktbereinigung statt. Große Apothekenketten haben die Krise genutzt, um sich Konkurrenten einzuverleiben. Seit 2014 hat sich der Anteil der TOP-20 Player auf 51 Prozent verdoppelt. Der Verband der unabhängigen Apotheken „ASNA“ führt das Ranking mit 13,8 Prozent des Marktes und 8.365 Verkaufsstellen an. Unter den „traditionellen“ Ketten hat die „Apothekenkette 36,6“ den größten Anteil (4,8 Prozent). Der Dritte im Bunde der Top 3 ist „Rigla“ mit dem Anteil von 4,7 Prozent.
Als Beispiel für die beträchtliche Dynamik führt die DSM-Gruppe die Apothekenkette „April“ an, derzeit auf Rang 8 der größten Ketten. Sie konnte die Zahl ihrer Abgabestellen im letzten Jahr um fast 70 Prozent steigern, will aber noch viel höher hinaus. 2018 werden 1500 Apotheken mit dem Umsatz von 35 Milliarden Rubel angepeilt und für 2019 2500 Filialen mit einem Umsatz von 60 Milliarden Rubel. Hierzu sollen vor allem kleine und mittlere regionale Akteure geschluckt werden.
OTC-Arzneimittel bald auch im Supermarkt?
Neben
der Konsolidierung und Vereinheitlichung des Marktes droht aber noch ein sehr
viel grundlegenderer Einschnitt. Im letzten Jahr wurde eine Gesetzesinitiative
diskutiert, mit der der Verkauf von nicht rezeptpflichtigen Medikamenten
außerhalb der Apotheken legalisiert werden soll. Nach Erhalt einer Lizenz für
pharmazeutische Tätigkeiten würde der normale Einzelhandel dann OTC-Arzneimittel
verkaufen dürfen. Mit dem Gesetz des Industrieministeriums soll der Wettbewerb
gestärkt werden, um letztendlich die Arzneimittelpreise zu drücken. Die Zahl
der Apotheken in Russland könnte dadurch deutlich schrumpfen, so die
Befürchtung von Branchenkennern. Die zweitgrößte Apothekenkette des Landes Rigla müsse hiernach fast die
Hälfte seiner Filialen schließen, weil sich diese in der Nähe von
Einzelhändlern befänden, soll der Chef des Unternehmens erklärt haben.
Widerstand gegen das Vorhaben käme auch von Apothekern und vom Gesundheitsministerium.
Beide meldeten Sicherheitsbedenken an.
Supermarktketten auf dem Vormarsch
Der Lebensmitteleinzelhandel hat aber ohnehin schon andere Wege gefunden, um den Fuß in den Apothekenmarkt zu bekommen. Ein Beispiel hierfür ist die russische Einzelhandelsgruppe „X5 Retail Group“. Sie verfügt nach Schilderung der DSM-Marktforscher bereits über reiche Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Apothekenketten, und zwar mit dem Shop-in-Shop-Format in seinen Supermärkten. Im Jahr 2016 hat die X5 Retail Group eine Vereinbarung mit dem Distributor „SIA International" geschlossen. Hiernach sollen bis Ende 2020 3300 Filialen der Apothekenketten „A-Mega" und „Da Zdorov" in den Märkten errichtet werden sollen. Ähnliche Partnerschaftsabkommen sollen auch die Handelsketten „Azbuka Vkusa“ und „Magnit" geschlossen haben.
Versandhandel mit OTC-Arzneimitteln zwar noch ausgebremst, aber…
Seit 2015 wird in Russland außerdem die Legalisierung des Versandhandels diskutiert. Mittlerweile hat die Regierung das Gesetz zur Erlaubnis des Online-Handels mit OTC-Arzneimitteln über Apotheken angenommen. Ursprünglich sollte es zu Beginn 2018 in Kraft gesetzt werden, was aber auf 2019 verschoben wurde.
Ungeachtet dessen bereiten sich die Apothekenketten tatkräftig auf den Online-Verkauf von Medikamenten vor. Viele von ihnen haben bereits eigene Websites mit einem Buchungssystem entwickelt, über das die Verbraucher die Arzneimittel schon jetzt online bestellen können. Die Besteller müssen die Präparate dann in der Apotheke abholen, die sie sich ausgesucht haben.
Auch Branchenfremde wittern hier große Geschäfte. So haben „Ulmart“, einer der größten russischen Online-Händler und die „Erkapharm“-Unternehmensgruppe ein Abkommen über Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Online-Verkaufs geschlossen. Danach werden in einer speziellen Sektion auf der Website von „Ulmart“ mehr als 10000 Arzneimittel angeboten. Die Käufer bezahlen und erhalten den Kauf in jeder Apotheke der zur Erkapharm-Gruppe gehörende „Ozerki“-Kette, wo spezielle Pickup-Fenster entstehen sollen. Ähnliche Modelle entwickeln auch andere Anbieter, wie die „Apothekenkette 36,6“ mit dem online-Shop „Ozon.ru“.
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