Die letzte Woche 

Mein liebes Tagebuch

24.06.2018, 08:00 Uhr

Es gibt sie noch, die mutigen Kammern! Ein Hoffnungsschimmer! (Foto: Andi Dalferth)

Es gibt sie noch, die mutigen Kammern! Ein Hoffnungsschimmer! (Foto: Andi Dalferth)


Eine Resolution gegen das Schweigen der ABDA – die mutige Kammer im hohen Norden hat dies  gewagt! Endlich! Ein Positionspapier vom Kooperationsverband mit frischen Ideen und Vorschlägen! Mutig! Die Politik freut sich. Es gibt noch Hoffnung. Aber es gibt auch Kammern, die nicht einmal über Telepharmazie beim Apotag sprechen wollen. Und die ABDA fürchtet das Impfen in Apotheken wie der Teufel das Weihwasser. Derweil läuft sich die Douglas-Chefin warm: Sie wirbt um Apothekerinnen für ihre Kosmetikshops, feixt der Spiegel. 

18. Juni 2018 

Nicht nur in Bayern sorgt eine bevorstehende Landtagswahl für Wirbel. Auch in Hessen wird Ende Oktober gewählt. Ob es dort die schwarz-grüne Landesregierung wieder schafft, ist mehr als fraglich. Aussicht auf Einzug in den Landtag hat allerdings die FDP, die in Umfragen derzeit bei etwa 8 Prozent liegt. Und schon haben die Liberalen ein umfangreiches Wahlprogramm vorgelegt, in dem sie sich auch mit dem Apothekenmarkt befassen. Nett, welche Absichtserklärungen man da lesen kann: Stärkung der inhabergeführte Apotheke, keine unterschiedlichen Regelungen für in- und ausländische Versandapos, Abrechnungsmöglichkeiten für besondere Leistungen, Sicherstellungszuschlag für Apotheken in ländlichen Regionen, bessere Bezahlung von Notdiensten, weniger Bürokratie und Verbesserung der Attraktivität des PTA-Berufs. Mein liebes Tagebuch, ein Wunschkonzert mit lieblichen Tönen. Aber es gibt auch Dissonanzen: Deutlich macht die hessische FDP, dass sie einerseits nicht auf den Rx-Versand verzichten will, andererseits aber die Rx-Preisbindung aufrecht erhalten will. Wie soll das gehen? Als Vorbild nennt die FDP sogar die Buchpreisbindung. Hat die FDP das Geheimrezept, wie sich Rx-Versand und einheitliche Preise für verschreibungspflichtige Arzneimittel unter einen Hut bringen lassen? Mir scheint, das ist Wahlkampfgetöse erster Sahne. Liebe FDP, so leicht gehen wir dir nicht auf den Leim. Wir wüssten da schon mal gerne die konkreten Vorschläge!

19. Juni 2018 

Mit der Arzneimittelinitiative ARMIN erproben die beteiligten Apotheken in Thüringen und Sachsen in Zusammenarbeit mit Ärzten ein digitales Medikationsmanagement. Der Modellversuch läuft seit 2014, er ist ein Prestigeprojekt für uns Pharmazeuten, das zeigen könnte, ob und wie Medikationsanalyse und -management laufen könnten. Noch bis 2022 soll ARMIN erprobt werden. Und dann? Ziel sollte es sein, das Projekt in die Regelversorgung zu überführen und es in ganz Deutschland einzuführen. Mein liebes Tagebuch, ein schönes Ziel. Manches läuft derzeit schon recht ordentlich, aber leider klemmt es noch an einigen Ecken und Enden. Es gibt Probleme, z. B. geringe Beteiligung der Ärzte, zu wenige multimorbide Patienten, die eingeschrieben sind, technische Probleme mit der Arztpraxis-Software und zu wenige verschreibbare Substanzen und Wirkstoffkombinationen. Die ARMIN-Partner (Apotheker, Ärzte, Krankenkassen) haben daher einen an die Politik gerichteten Forderungskatalog zusammengestellt, wo die Politik für Verbesserungen sorgen müsste. So müsste es beispielsweise möglich sein, dass Apotheker an Beratungsmodellen beteiligt und diese pharmazeutischen Dienstleistungen von den Kassen bezahlt werden dürfen. Auch der Medikationsplan ruft nach einer Überarbeitung. Mein liebes Tagebuch, wenn der Politik wirklich etwas an diesem Projekt liegt, dann sorgt sie rasch für Abhilfe: Spahn ist gefordert! Andererseits, es wäre nicht schlecht, wenn die ARMIN-Beteiligten mal in einer Art Zwischenbilanz auflisten würden, wie sich die Versorgung der Versicherten durch ARMIN tatsächlich schon verbessert hat, beispielsweise durch weniger Klinikeinweisungen oder weniger Neben- und Wechselwirkungen. Das könnte dem Forderungskatalog Nachdruck verleihen. 

20. Juni 2018 

„Wofür brauchen die so viel mehr Geld?“ – fragten einige Delegierte der Apothekerkammer Berlin, nachdem ein ABDA-Finanzexperte die ABDA-Haushaltspläne auf der Kammerversammlung vorgestellt hatte. Mein liebes Tagebuch, wir erinnern uns: Über eine halbe Million Euro mehr sollen die Mitgliedsorganisationen im nächsten Jahr an ihre liebe ABDA in Berlin überweisen. Der Umzug ins neue Haus, mehr Mitarbeiter und dies und das – das kostet halt einfach mehr. Dabei kam auch zum Vorschein, dass wohl das teuerste Projekt ein Datenpanel sein wird, das allein 300.000 Euro verschlingt. So ein Datenpanel soll künftig beispielsweise bei strukturpolitischen Diskussionen oder bei Honorarverhandlungen mit den Kassen helfen. Erstaunlich, mein liebes Tagebuch, dass man so etwas wie ein Datenpanel wohl bisher nicht hatte. Auch erstaunlich: Einer großen Zahl der anwesenden Delegierten war dieses Vorhaben des Datenprojekts bisher unbekannt und sie forderten, künftig frühzeitiger über die Investitionsvorhaben der ABDA informiert zu werden. Tja, mein liebes Tagebuch, so viel zur allseits beschworenen hervorragenden Transparenz bei der ABDA. Und wie ging’s bei der Berliner Kammer aus? Alles kein Problem in Berlin. Während sich die Kammern von  Brandenburg, von Nordrhein und Westfalen-Lippe äußerst kritisch zum Haushaltsentwurf äußerten und Nordrhein sogar dagegen votierte, stimmte die Mehrzahl der Berliner Kammerdelegierten dem ABDA-Haushaltsentwurf zu. Man war dann wohl doch überzeugt, dass das Geld im Berliner Lindencorso und später im feinen Neubau in guten Händen ist. Und mehr Geld mehr Leistung bedeutet, oder? 

21. Juni 2018 

Mehr Arzneimitteltherapiesicherheit für mehr Patientensicherheit – dafür konnten sich die Gesundheitsminister der Bundesländer auf ihrer Konferenz in Düsseldorf sofort erwärmen. Um dieses Ziel zu erreichen, bittet die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) das Bundesgesundheitsministerium zu prüfen, ob die in Niedersachsen geplante Regelung,  Stationsapotheker einzuführen, die ins Medikationsmanagement auf den Krankenhausstationen eingebunden sind, durch Regelungen auf Bundesebene unterstützt werden könnten. Mein liebes Tagebuch, wenn unser BGM es ernst meint mit der Patientensicherheit, dann kann es diese Bitte nicht abschlagen und letztlich auch nicht das Ansinnen, Stationsapotheker in ganz Deutschland einzuführen. Eingeknickt sind die Gesundheitsminister der Länder allerdings bei der Bitte einiger Länder, zu prüfen, ob die Abschaffung der Verpflichtung zur Mehrfach-Ausschreibung bei Rabattverträgen und von Exklusivverträgen die Liefersituation verbessern könnte. Vermutlich sind sie da den Interessen der Krankenkassen aufgesessen, die argumentierten, dass gerade Exklusivverträge dazu beitragen, einen Medikamentenwechsel zu vermeiden. Die GMK konnte sich dann nur dazu durchringen, die Bitte ans BMG zu richten, zu prüfen, „inwieweit eine Notwendigkeit gesetzlicher Änderungen oder anderer Maßnahmen besteht“. Mein liebes Tagebuch, wie das ausgeht, steht schon heute fest: Es wird wieder nichts passieren beim Thema Lieferengpass. Die Gesundheitsminister sind ja zudem der Überzeugung, dass bei der Vermeidung von Lieferengpässen schon „vielfältige Maßnahmen ergriffen“ worden seien – aber nichts greift wirklich, möchte man hier ergänzen. Hier zuckten dann wohl alle unsere Gesundheitsminister mit den Schultern: Ist halt so und wird in Zukunft so bleiben, wir müssen lernen mit Lieferengpässen zu leben. Mein liebes Tagebuch, ein Armutszeugnis für Deutschland und ein schwaches Bild, das die GMK hier abgegeben hat. 

Beim wöchentlichen Facebook-Talk unseres Gesundheitsministers poppte dieses Mal u. a. die PTA-Ausbildung auf. Spahn deutete in seiner ihm eigenen Art an, dass er diese Ausbildung reformieren wolle – wie und was genau, das blieb er natürlich den Zuschauern schuldig. Aber es gehe ihm um eine grundsätzliche Reform, um die Ausbildungsdauer, um die Modernisierung der Ausbildung, um die Finanzierung und die Ausbildungsvergütung. Mein liebes Tagebuch, hoffen wir, dass es nicht nur beim Plaudern bleibt, sondern dieses Thema tatsächlich angegangen wird. Denn eine Reform dieses Berufsbildes, von der Ausbildung über die Tätigkeiten bis hin zur Vergütung ist mehr als überfällig. Bei der ABDA stand dieses Thema mit Sicherheit nicht an oberster Stelle der Agenda. Und jetzt kommt es mit Macht auf sie zu. Und, ABDA, schon Konzepte in der Schublade?

Mein liebes Tagebuch, ich dachte immer, die Berliner Kammer ist ein wenig offener und fortschrittlicher und nicht so verklemmt und introvertiert wie die Kollegen im Lindencorso. So kann man sich täuschen. Vielleicht färbt die Nähe auch ab. Worum geht’s? Auf der Kammerversammlung brachte die Delegierte Kerstin Kemritz (Liste „Allianz aller Apotheker“) einen Antrag ein, mal das Thema Telepharmazie zu behandeln: Es sollten die Chancen und Risiken telepharmazeutischer Anwendungen näher beleuchtet werden, also, einfach mal gucken, was ist das genau, können wir Apothekers da was machen und wenn ja was, gibt es vielleicht Synergieeffekte und überhaupt sollten wir doch darauf vorbereitet sein, wenn die Politik mit diesem Thema an uns herantritt – damit wir uns nicht dem Vorwurf aussetzen, Apotheker würden sich gegen moderne Entwicklungen stemmen. Also, ein Super-Antrag, eine Super-Idee, sollte man meinen. Nicht so für die Berliner Apothekerkammer. Die Delegierten entschieden mehrheitlich, diesen Antrag nicht auf dem Deutschen Apothekertag zu stellen. Nach Ansicht des Kammerpräsidenten Belgardt sei der Apotag der falsche Rahmen. Mein liebes Tagebuch, das haut mich um. Ist das nicht unglaublich? Und der Berliner Verbandschef Bienfait warnt sogar davor „die Tür zu weit zu öffnen“. Sollen die Apothekers die Türen dicht lassen und den Fortschritt aussperren? Was ist denn das für eine Mentalität! Mittlerweile wundert es mich nicht mehr, welchen Ruf wir Apothekers in der Politik haben: Wir sind die Bewahrer, die Wagenburgbauer, die Hinterwäldler und die mit den alten Zöpfen. Belgardt schlug vor, das Thema direkt in die ABDA-Mitgliederversammlung einzubringen – also hinter die verschlossenen Türen, damit die ABDA weiter dazu schweigen kann. Schlimmer geht nimmer. Mein liebes Tagebuch, hoffen wir, dass eine andere Kammer den „Mut“ hat, einen solchen ähnlichen Antrag beim kommenden Apothekertag einzubringen.

Eine mutige Kammer könnte beispielsweise die Apothekerkammer Schleswig-Holstein mit ihrem Präsidenten Kai Christiansen sein. Diese Kammer wagte es sogar, eine Resolution gegen das Schweigen der ABDA zu verabschieden. Der Delegierte Ulrich Ströh begründete seinen Vorschlag für diese Resolution damit, dass Schweigen im Gesundheitswesen noch nie eine erfolgreiche Strategie gewesen sei. Wie recht er hat! Und so fordert die mehrheitlich angenommene Resolution „den geschäftsführenden Vorstand der ABDA auf, der Berufsöffentlichkeit bis zum 1. September 2018 zu erläutern, wie man den negativen Entwicklungen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene entgegentreten wird“. Genau darum geht es. Mein liebes Tagebuch, ein dickes Danke an den Norden! Man muss sich das mal vorstellen: Eine Kammer muss ihren Oberverband zur Kommunikation auffordern! Das ist wohl einmalig in der Verbändelandschaft, meines Wissens ist so etwas auch bei den Ärzten bisher nicht vorgekommen.

Eine tolle Studie, die man allen unkritischen Versandfreunden untern den Politikern nahelegen sollte: „Professor-Kaapke-Projekte“ durchleuchtete im Auftrag der Noweda den Markt der in- und ausländischen Arzneimittelversender. Getestet wurde beispielsweise, ob Hinweise auf Wechselwirkungen gegeben werden, wie schnell die Bestellung geliefert wird, ob Kühltemperaturen eingehalten werden, ob im Versand nicht erlaubte Arzneimittel verschickt werden und viele weitere Kriterien. Kaapkes Fazit: Die Versender erfüllen die hohen gesetzlichen Auflagen nur bedingt. Macht die Politik nichts dagegen, dann werden nichthinnehmbare Unterschiede zwischen Präsenz- und Versandapotheken institutionalisiert. Und er kommt zu dem Schluss: Eigentlich muss man über ein Rx-Versandverbot gar nicht mehr weiter diskutieren, sondern „das Verbot muss umgehend exekutiert werden“. Mein liebes Tagebuch, vielleicht hilft diese Noweda-Kaapke-Studie über die Unzulänglichkeiten des Versandhandels dem Bundesgesundheitsministerium, bei seinem Meinungsbildungsprozess voranzukommen. Denn da bewegt sich derzeit immer noch nichts, obwohl das Rx-Versandverbot im Koalitionsvertrag steht. Also, unbedingt rasch ein Exemplar der Studie an den Herrn Bundesgesundheitsminister!

22. Juni 2018 

Dass Apotheker einfache Impfungen durchführen dürfen, beispielsweise Auffrischimpfungen oder Grippeschutzimpfungen, ist in vielen Ländern schon üblich. Die Durchimpfungsrate ist in diesen Ländern deutlich gestiegen. In Deutschland können sich laut einer Umfrage etwa die Hälfte der Apothekerinnen und Apotheker vorstellen, solche Impfungen in der Apotheken anzubieten. Mein liebes Tagebuch, sie werden warten müssen, bis wir eine andere ABDA haben. Denn unsere Berufsvertretung traut sich an dieses Thema nicht heran. Obwohl ein Antrag des letzten Apothekertags sich dafür aussprach, die Bundesregierung aufzufordern, den Apotheken weitreichendere Kompetenzen beim Thema Impfen zuzusprechen (u. a. sollte die Kompetenz der Apotheker für Auffrischimpfungen genutzt werden), hat sich die ABDA nun für ein Nein entschieden: Man wolle das Thema Auffrischimpfungen durch Apotheker nicht „lobbyieren“. Mein liebes Tagebuch, während beispielsweise also Schweizerische Apotheker etwas für die Volksgesundheit tun und z. B. Grippeschutzimpfungen vornehmen dürfen, bleibt das unseren impfwilligen Kolleginnen und Kollegen verwehrt. Vorerst. Mein liebes Tagebuch, ich bin überzeugt, es wird sich nicht auf Dauer halten lassen. Wenn man überlegt, welche Widerstände es anfangs gegen das Messen des Blutdrucks oder gegen das Entnehmen von Kapillarblut durch Apotheker zur Bestimmung der Blutfettwerte gab – heute ist das alles in der Apotheke selbstverständlich.

Er weiß, dass er nur einen kleinen Verband führt und nicht gegen einen „Tanker ABDA“ antreten kann. Aber dennoch, er meldet sich zu Wort und bringt seine Positionen in die Diskussion ein: Stefan Hartmann, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK). Und das machen er und sein Verband nicht ungeschickt. Mitten hinein in die quälende  Kommunikationsstille der ABDA hat er ein Positionspapier mit elf Punkten gesetzt und es in die Politik gestreut – die es sicher gerne aufsaugt und wo es auf offene Ohren stößt – zumal nichts anderes aus der Apothekerschaft zu hören ist, schon gar nicht von der schweigenden ABDA. Mein liebes Tagebuch, schaut man sich das Positionspapier an, stellt man fest: Hartmann hat keine unvernünftigen Ideen. Die Apothekenpflicht, die freie Arzt- und Apothekenwahl, das Kollektivvertragssystem sowie das Fremd- und Mehrbesitzverbot setzt er voraus. Aber er macht auch deutlich, dass man in bestimmten Bereichen für einen Wandel ist. Es fehlt z. B. die digitale Vernetzung der Apotheken, so Hartmann. Und er will sich von der ABDA abgrenzen, die mit ihren Äußerungen zum E-Rezept die Apothekerschaft als Nein-Sager erscheinen lasse. Hartmann macht Vorschläge zu einer Apotheken-App, zu digitalen Rezeptsammelstellen, zu einer einheitlichen digitalen Plattform, außerdem Vorschläge zur Anhebung des Apothekenhonorars, auch bei der Rezeptur. Er kann sich den Botendienst als Alternativversorgung vorstellen, eine Anhebung des Notdiensthonorars, Kompetenzerweiterungen für PTAs und Grippeimpfungen in den Apotheken. Auch wenn die eine oder andere Formulierung seines Positionspapiers vielleicht noch einer Nachfrage und Präzisierung bedarf – aus der Welt sind diese Überlegungen ganz und gar nicht. Und: Es gibt endlich mal Vorstellungen und Vorschläge, was man möchte. Mein liebes Tagebuch, es soll schon Kammerpräsidenten geben, die gerne über dieses Positionspapier diskutieren wollen.

Die Parfümeriekette Douglas suchte approbierte Apothekerinnen und Apotheker! Anzeigen in der DAZ ließen aufhorchen. Was hat Douglas vor? Tina Müller, Chefin von Douglas, arbeitet an einem neuen stationären Konzept: „Douglas Pro“ soll Ende September mit einer Testfiliale in Hamburg starten, schreibt der Spiegel in seiner neuesten Ausgabe. Mehr Beratung, mehr Luxus für Luxuskundschaft – „approbierte Apothekerinnen sollen dabei helfen“ so das Magazin. Und natürlich nutzt der Spiegel diese Douglas-Offensive für einen Seitenhieb auf den Apothekenmarkt. Die Apothekerzunft steht unter Druck durch Versandapotheken und durch den GKV-Spitzenverband, der bei Apotheken eine Milliarde Euro einsparen will, stellt der Spiegel fest. Und daher werde das Geschäft mit Kosmetik wichtiger. „Allerdings“, so das Magazin weiter, „sind sich die Apotheker oft zu fein, bei Pickeln und Stirnfalten zu beraten.“ Da aber bei Sonnencremes und Vitaminampullen Gewinnmargen bis zu 30 Prozent drin seien, kommt das Magazin zu der Feststellung: „Manche Apotheken stopfen deshalb mehr als die Hälfte ihrer Fläche mit Kosmetika voll.“ Mein liebes Tagebuch, so sieht uns also der Spiegel, der wohl auch bei der ABDA nachfragte, wie dort das Abwerben von Pharmazeuten für Douglas gesehen wird. Die Antwort des ABDA-Pressesprechers: Dass jemand mit einer so guten Ausbildung unbedingt bei einer Parfümeriekette anheuern will, halte er nicht für ein Massenphänomen. Mag sein, mein liebes Tagebuch, aber Tina Müller freut sich bereits über die tollen Bewerbungen, sie habe viel weniger erwartet. Kein Wunder. 

Und noch ein Schmankerl zum Schluss: Ex-Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries und DocMorris-Vorstand Max Müller duzen sich! Wie nett! Als hätten wir’s schon immer gewusst! Woher wir das wissen? Aus einem Tweet. Und der geht so: 

Max Mueller: Enjoy the weekend! 
Brigitte Zypries: Du bitte auch (grinsendes Smiley). 
Max Mueller: Will try (grinsendes Smiley mit roten Backen). 

Herzig, nicht wahr? Ob die beiden wohl bei ihrem letztjährigen Besuch in Heerlen ein Duz-Küsschen austauschten?



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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6 Kommentare

Alle ziehen an einem Strang

von Bernd Jas am 24.06.2018 um 18:07 Uhr

Guten Tag Herr Ditzel,
wo Sie grad sagen "institutionalisiert", da fällt mir doch heute Morgen aus dem Briefkasten ein Flyer (in Form einer roten, runden, drei-D Pappscheibe) in die Hände.
Je nach Betrachtungswinkel sieht man offen dort stehen: "Al" oder "40% SPAREN nur online auf alle OTC".
Da werden nichthinnehmbare Unterschiede zwischen Präsenz- und Versandapotheken doch auf der anderen Seite wieder egalisiert. Eine unschlagbare Idee unserer Pharmaindustrie wie ich finde und was ich im letzten Jahr schon mal mit einem Glückwunschschreiben an den Absender honoriert habe. Mir fehlt lediglich noch die Fernsehwerbung mit dem Hinweis "Ihr Apotheker kauft zum Schnäppchenpreis, da ist auch schon das Angebot für Sie mit drin".
Doc Morris rette Dich wir kommen mit Zwangsangeboten!

Das ist doch toll; wo früher die Direktangebote hinter vorgehaltener Hand über den HV-Tisch geflüstert wurden, lebt heute die Transparenz auf dem Arzneimarkt für den Schmalbeutelkonsumenten.
Wie war das noch bei den Rabattverträgen? Ach nee,... da wollte doch die GKV nicht, das alle wissen was den Versicherten vorenthalten wird.
Wenn man manchmal die Unterschiede (im vierstelligen Bereich der Rabatt-Generika) bei den Vk´s sieht und das Oberstübchen dann das Rotieren anfängt wird einem schon mal angesichts der Margen recht schwindelig.
Mit ins Konzept passt auch pharma mall Gesellschaft für E-Commerce, unsere Vertriebsschiene zur Zwangsprostitution. Das ist doch mal ein Großhandel wie er im Tagebuch steht.
Melden Sie sich heute noch an und Ihr Rabatte und Skonti sind sicher aufgehoben; bei uns und der GKV.

Ich krieg grade die Krätze; Tschöö

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Und still ruht der See...

von Veit Eck am 24.06.2018 um 12:20 Uhr

Eigentlich ist es wie immer vor dem DAT - es sind immer die gleichen Verdächtigen (mich einbegriffen), die nicht gut finden was an politischen Zeichen von der ABDA Führung kommuniziert wird. Auf dem DAT dann eine mächtige Seilschaft, die mit ihrerer Stimmenmehrheit schnell dafür sorgen will, dass nicht viel Kritik an die Oberfläche gelangt. Einzige Spannung ist die Frage, kommt der neue Gesundheitsminister und wie verbindlich wird er zu den offenen Fragen aus dem Koalitionsvertrag Stellung nehmen.

Schade, wenn es wirklich so käme...

mehr Mut, mehr Engagement bei allen Kolleginnen und Kollegen - das ist das Gebot der Stunde.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Und still ruht der See

von Conny am 24.06.2018 um 17:54 Uhr

Tja, der Beifall der Lemmerlinge den Schmidt auf dem Apothekertag bekommt, überrascht mich auch immer wieder. Ich vergleiche Schmidt immer mit Tasmania Berlin

Wir verpassen gerade unsere Zukunft !

von Ulrich Ströh am 24.06.2018 um 9:15 Uhr

Lieber Herr Ditzel,bezüglich meiner Resolution in SH möchte ich den Ball flacher halten.Weil die Resolution leider folgen- und antwortlos von der ABDA bleiben wird.

Viel bemerkenswerter ist,daß wir in vielen Zukunftsthemen wie Telepharmazie oder Impfen gerade unsere Zukunft verpassen.
Weil der Schneid fehlt...

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Wir verpassen gerade unsere Zukunft

von Peter Ditzel am 24.06.2018 um 10:09 Uhr

Lieber Herr Ströh, auch wenn die Resolution folgenlos bleibt -wie so viele andere Resolutionen auch -, ist sie trotzdem ein Zeichen. Und ja, es ist richtig, dass wir gerade die Zukunftsthemen verpassen. Das kommt als Bumerang zurück! Einen schönen Sonntag!

DV Hessen

von Dr.Diefenbach am 24.06.2018 um 9:08 Uhr

Leider konnte ich nichts über die hessische KammerDV finden.Da gab es auch erstaunliche Erkenntnisse über Haushalt,diesbezügliche Stellen,die Petition,usw.Fakt ist dass wir über einen Haushalt der ABDA keine detaillierten Infos hatten und es wurde auch nichts abgestimmt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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