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22. Juni 2018
Dass Apotheker einfache Impfungen durchführen dürfen, beispielsweise Auffrischimpfungen oder Grippeschutzimpfungen, ist in vielen Ländern schon üblich. Die Durchimpfungsrate ist in diesen Ländern deutlich gestiegen. In Deutschland können sich laut einer Umfrage etwa die Hälfte der Apothekerinnen und Apotheker vorstellen, solche Impfungen in der Apotheken anzubieten. Mein liebes Tagebuch, sie werden warten müssen, bis wir eine andere ABDA haben. Denn unsere Berufsvertretung traut sich an dieses Thema nicht heran. Obwohl ein Antrag des letzten Apothekertags sich dafür aussprach, die Bundesregierung aufzufordern, den Apotheken weitreichendere Kompetenzen beim Thema Impfen zuzusprechen (u. a. sollte die Kompetenz der Apotheker für Auffrischimpfungen genutzt werden), hat sich die ABDA nun für ein Nein entschieden: Man wolle das Thema Auffrischimpfungen durch Apotheker nicht „lobbyieren“. Mein liebes Tagebuch, während beispielsweise also Schweizerische Apotheker etwas für die Volksgesundheit tun und z. B. Grippeschutzimpfungen vornehmen dürfen, bleibt das unseren impfwilligen Kolleginnen und Kollegen verwehrt. Vorerst. Mein liebes Tagebuch, ich bin überzeugt, es wird sich nicht auf Dauer halten lassen. Wenn man überlegt, welche Widerstände es anfangs gegen das Messen des Blutdrucks oder gegen das Entnehmen von Kapillarblut durch Apotheker zur Bestimmung der Blutfettwerte gab – heute ist das alles in der Apotheke selbstverständlich.
Er weiß, dass er nur einen kleinen Verband führt und nicht gegen einen „Tanker ABDA“ antreten kann. Aber dennoch, er meldet sich zu Wort und bringt seine Positionen in die Diskussion ein: Stefan Hartmann, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK). Und das machen er und sein Verband nicht ungeschickt. Mitten hinein in die quälende Kommunikationsstille der ABDA hat er ein Positionspapier mit elf Punkten gesetzt und es in die Politik gestreut – die es sicher gerne aufsaugt und wo es auf offene Ohren stößt – zumal nichts anderes aus der Apothekerschaft zu hören ist, schon gar nicht von der schweigenden ABDA. Mein liebes Tagebuch, schaut man sich das Positionspapier an, stellt man fest: Hartmann hat keine unvernünftigen Ideen. Die Apothekenpflicht, die freie Arzt- und Apothekenwahl, das Kollektivvertragssystem sowie das Fremd- und Mehrbesitzverbot setzt er voraus. Aber er macht auch deutlich, dass man in bestimmten Bereichen für einen Wandel ist. Es fehlt z. B. die digitale Vernetzung der Apotheken, so Hartmann. Und er will sich von der ABDA abgrenzen, die mit ihren Äußerungen zum E-Rezept die Apothekerschaft als Nein-Sager erscheinen lasse. Hartmann macht Vorschläge zu einer Apotheken-App, zu digitalen Rezeptsammelstellen, zu einer einheitlichen digitalen Plattform, außerdem Vorschläge zur Anhebung des Apothekenhonorars, auch bei der Rezeptur. Er kann sich den Botendienst als Alternativversorgung vorstellen, eine Anhebung des Notdiensthonorars, Kompetenzerweiterungen für PTAs und Grippeimpfungen in den Apotheken. Auch wenn die eine oder andere Formulierung seines Positionspapiers vielleicht noch einer Nachfrage und Präzisierung bedarf – aus der Welt sind diese Überlegungen ganz und gar nicht. Und: Es gibt endlich mal Vorstellungen und Vorschläge, was man möchte. Mein liebes Tagebuch, es soll schon Kammerpräsidenten geben, die gerne über dieses Positionspapier diskutieren wollen.
Die Parfümeriekette Douglas suchte approbierte Apothekerinnen und Apotheker! Anzeigen in der DAZ ließen aufhorchen. Was hat Douglas vor? Tina Müller, Chefin von Douglas, arbeitet an einem neuen stationären Konzept: „Douglas Pro“ soll Ende September mit einer Testfiliale in Hamburg starten, schreibt der Spiegel in seiner neuesten Ausgabe. Mehr Beratung, mehr Luxus für Luxuskundschaft – „approbierte Apothekerinnen sollen dabei helfen“ so das Magazin. Und natürlich nutzt der Spiegel diese Douglas-Offensive für einen Seitenhieb auf den Apothekenmarkt. Die Apothekerzunft steht unter Druck durch Versandapotheken und durch den GKV-Spitzenverband, der bei Apotheken eine Milliarde Euro einsparen will, stellt der Spiegel fest. Und daher werde das Geschäft mit Kosmetik wichtiger. „Allerdings“, so das Magazin weiter, „sind sich die Apotheker oft zu fein, bei Pickeln und Stirnfalten zu beraten.“ Da aber bei Sonnencremes und Vitaminampullen Gewinnmargen bis zu 30 Prozent drin seien, kommt das Magazin zu der Feststellung: „Manche Apotheken stopfen deshalb mehr als die Hälfte ihrer Fläche mit Kosmetika voll.“ Mein liebes Tagebuch, so sieht uns also der Spiegel, der wohl auch bei der ABDA nachfragte, wie dort das Abwerben von Pharmazeuten für Douglas gesehen wird. Die Antwort des ABDA-Pressesprechers: Dass jemand mit einer so guten Ausbildung unbedingt bei einer Parfümeriekette anheuern will, halte er nicht für ein Massenphänomen. Mag sein, mein liebes Tagebuch, aber Tina Müller freut sich bereits über die tollen Bewerbungen, sie habe viel weniger erwartet. Kein Wunder.
Und noch ein Schmankerl zum Schluss: Ex-Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries und DocMorris-Vorstand Max Müller duzen sich! Wie nett! Als hätten wir’s schon immer gewusst! Woher wir das wissen? Aus einem Tweet. Und der geht so:
Max Mueller: Enjoy the weekend!
Brigitte Zypries: Du bitte auch (grinsendes Smiley).
Max Mueller: Will try (grinsendes Smiley mit roten Backen).
Herzig, nicht wahr? Ob die beiden wohl bei ihrem letztjährigen Besuch in Heerlen ein Duz-Küsschen austauschten?
6 Kommentare
Alle ziehen an einem Strang
von Bernd Jas am 24.06.2018 um 18:07 Uhr
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Und still ruht der See...
von Veit Eck am 24.06.2018 um 12:20 Uhr
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AW: Und still ruht der See
von Conny am 24.06.2018 um 17:54 Uhr
Wir verpassen gerade unsere Zukunft !
von Ulrich Ströh am 24.06.2018 um 9:15 Uhr
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AW: Wir verpassen gerade unsere Zukunft
von Peter Ditzel am 24.06.2018 um 10:09 Uhr
DV Hessen
von Dr.Diefenbach am 24.06.2018 um 9:08 Uhr
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