Die letzte Woche 

Mein liebes Tagebuch

24.06.2018, 08:00 Uhr

Es gibt sie noch, die mutigen Kammern! Ein Hoffnungsschimmer! (Foto: Andi Dalferth)

Es gibt sie noch, die mutigen Kammern! Ein Hoffnungsschimmer! (Foto: Andi Dalferth)


22. Juni 2018 

Dass Apotheker einfache Impfungen durchführen dürfen, beispielsweise Auffrischimpfungen oder Grippeschutzimpfungen, ist in vielen Ländern schon üblich. Die Durchimpfungsrate ist in diesen Ländern deutlich gestiegen. In Deutschland können sich laut einer Umfrage etwa die Hälfte der Apothekerinnen und Apotheker vorstellen, solche Impfungen in der Apotheken anzubieten. Mein liebes Tagebuch, sie werden warten müssen, bis wir eine andere ABDA haben. Denn unsere Berufsvertretung traut sich an dieses Thema nicht heran. Obwohl ein Antrag des letzten Apothekertags sich dafür aussprach, die Bundesregierung aufzufordern, den Apotheken weitreichendere Kompetenzen beim Thema Impfen zuzusprechen (u. a. sollte die Kompetenz der Apotheker für Auffrischimpfungen genutzt werden), hat sich die ABDA nun für ein Nein entschieden: Man wolle das Thema Auffrischimpfungen durch Apotheker nicht „lobbyieren“. Mein liebes Tagebuch, während beispielsweise also Schweizerische Apotheker etwas für die Volksgesundheit tun und z. B. Grippeschutzimpfungen vornehmen dürfen, bleibt das unseren impfwilligen Kolleginnen und Kollegen verwehrt. Vorerst. Mein liebes Tagebuch, ich bin überzeugt, es wird sich nicht auf Dauer halten lassen. Wenn man überlegt, welche Widerstände es anfangs gegen das Messen des Blutdrucks oder gegen das Entnehmen von Kapillarblut durch Apotheker zur Bestimmung der Blutfettwerte gab – heute ist das alles in der Apotheke selbstverständlich.

Er weiß, dass er nur einen kleinen Verband führt und nicht gegen einen „Tanker ABDA“ antreten kann. Aber dennoch, er meldet sich zu Wort und bringt seine Positionen in die Diskussion ein: Stefan Hartmann, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK). Und das machen er und sein Verband nicht ungeschickt. Mitten hinein in die quälende  Kommunikationsstille der ABDA hat er ein Positionspapier mit elf Punkten gesetzt und es in die Politik gestreut – die es sicher gerne aufsaugt und wo es auf offene Ohren stößt – zumal nichts anderes aus der Apothekerschaft zu hören ist, schon gar nicht von der schweigenden ABDA. Mein liebes Tagebuch, schaut man sich das Positionspapier an, stellt man fest: Hartmann hat keine unvernünftigen Ideen. Die Apothekenpflicht, die freie Arzt- und Apothekenwahl, das Kollektivvertragssystem sowie das Fremd- und Mehrbesitzverbot setzt er voraus. Aber er macht auch deutlich, dass man in bestimmten Bereichen für einen Wandel ist. Es fehlt z. B. die digitale Vernetzung der Apotheken, so Hartmann. Und er will sich von der ABDA abgrenzen, die mit ihren Äußerungen zum E-Rezept die Apothekerschaft als Nein-Sager erscheinen lasse. Hartmann macht Vorschläge zu einer Apotheken-App, zu digitalen Rezeptsammelstellen, zu einer einheitlichen digitalen Plattform, außerdem Vorschläge zur Anhebung des Apothekenhonorars, auch bei der Rezeptur. Er kann sich den Botendienst als Alternativversorgung vorstellen, eine Anhebung des Notdiensthonorars, Kompetenzerweiterungen für PTAs und Grippeimpfungen in den Apotheken. Auch wenn die eine oder andere Formulierung seines Positionspapiers vielleicht noch einer Nachfrage und Präzisierung bedarf – aus der Welt sind diese Überlegungen ganz und gar nicht. Und: Es gibt endlich mal Vorstellungen und Vorschläge, was man möchte. Mein liebes Tagebuch, es soll schon Kammerpräsidenten geben, die gerne über dieses Positionspapier diskutieren wollen.

Die Parfümeriekette Douglas suchte approbierte Apothekerinnen und Apotheker! Anzeigen in der DAZ ließen aufhorchen. Was hat Douglas vor? Tina Müller, Chefin von Douglas, arbeitet an einem neuen stationären Konzept: „Douglas Pro“ soll Ende September mit einer Testfiliale in Hamburg starten, schreibt der Spiegel in seiner neuesten Ausgabe. Mehr Beratung, mehr Luxus für Luxuskundschaft – „approbierte Apothekerinnen sollen dabei helfen“ so das Magazin. Und natürlich nutzt der Spiegel diese Douglas-Offensive für einen Seitenhieb auf den Apothekenmarkt. Die Apothekerzunft steht unter Druck durch Versandapotheken und durch den GKV-Spitzenverband, der bei Apotheken eine Milliarde Euro einsparen will, stellt der Spiegel fest. Und daher werde das Geschäft mit Kosmetik wichtiger. „Allerdings“, so das Magazin weiter, „sind sich die Apotheker oft zu fein, bei Pickeln und Stirnfalten zu beraten.“ Da aber bei Sonnencremes und Vitaminampullen Gewinnmargen bis zu 30 Prozent drin seien, kommt das Magazin zu der Feststellung: „Manche Apotheken stopfen deshalb mehr als die Hälfte ihrer Fläche mit Kosmetika voll.“ Mein liebes Tagebuch, so sieht uns also der Spiegel, der wohl auch bei der ABDA nachfragte, wie dort das Abwerben von Pharmazeuten für Douglas gesehen wird. Die Antwort des ABDA-Pressesprechers: Dass jemand mit einer so guten Ausbildung unbedingt bei einer Parfümeriekette anheuern will, halte er nicht für ein Massenphänomen. Mag sein, mein liebes Tagebuch, aber Tina Müller freut sich bereits über die tollen Bewerbungen, sie habe viel weniger erwartet. Kein Wunder. 

Und noch ein Schmankerl zum Schluss: Ex-Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries und DocMorris-Vorstand Max Müller duzen sich! Wie nett! Als hätten wir’s schon immer gewusst! Woher wir das wissen? Aus einem Tweet. Und der geht so: 

Max Mueller: Enjoy the weekend! 
Brigitte Zypries: Du bitte auch (grinsendes Smiley). 
Max Mueller: Will try (grinsendes Smiley mit roten Backen). 

Herzig, nicht wahr? Ob die beiden wohl bei ihrem letztjährigen Besuch in Heerlen ein Duz-Küsschen austauschten?



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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6 Kommentare

Alle ziehen an einem Strang

von Bernd Jas am 24.06.2018 um 18:07 Uhr

Guten Tag Herr Ditzel,
wo Sie grad sagen "institutionalisiert", da fällt mir doch heute Morgen aus dem Briefkasten ein Flyer (in Form einer roten, runden, drei-D Pappscheibe) in die Hände.
Je nach Betrachtungswinkel sieht man offen dort stehen: "Al" oder "40% SPAREN nur online auf alle OTC".
Da werden nichthinnehmbare Unterschiede zwischen Präsenz- und Versandapotheken doch auf der anderen Seite wieder egalisiert. Eine unschlagbare Idee unserer Pharmaindustrie wie ich finde und was ich im letzten Jahr schon mal mit einem Glückwunschschreiben an den Absender honoriert habe. Mir fehlt lediglich noch die Fernsehwerbung mit dem Hinweis "Ihr Apotheker kauft zum Schnäppchenpreis, da ist auch schon das Angebot für Sie mit drin".
Doc Morris rette Dich wir kommen mit Zwangsangeboten!

Das ist doch toll; wo früher die Direktangebote hinter vorgehaltener Hand über den HV-Tisch geflüstert wurden, lebt heute die Transparenz auf dem Arzneimarkt für den Schmalbeutelkonsumenten.
Wie war das noch bei den Rabattverträgen? Ach nee,... da wollte doch die GKV nicht, das alle wissen was den Versicherten vorenthalten wird.
Wenn man manchmal die Unterschiede (im vierstelligen Bereich der Rabatt-Generika) bei den Vk´s sieht und das Oberstübchen dann das Rotieren anfängt wird einem schon mal angesichts der Margen recht schwindelig.
Mit ins Konzept passt auch pharma mall Gesellschaft für E-Commerce, unsere Vertriebsschiene zur Zwangsprostitution. Das ist doch mal ein Großhandel wie er im Tagebuch steht.
Melden Sie sich heute noch an und Ihr Rabatte und Skonti sind sicher aufgehoben; bei uns und der GKV.

Ich krieg grade die Krätze; Tschöö

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Und still ruht der See...

von Veit Eck am 24.06.2018 um 12:20 Uhr

Eigentlich ist es wie immer vor dem DAT - es sind immer die gleichen Verdächtigen (mich einbegriffen), die nicht gut finden was an politischen Zeichen von der ABDA Führung kommuniziert wird. Auf dem DAT dann eine mächtige Seilschaft, die mit ihrerer Stimmenmehrheit schnell dafür sorgen will, dass nicht viel Kritik an die Oberfläche gelangt. Einzige Spannung ist die Frage, kommt der neue Gesundheitsminister und wie verbindlich wird er zu den offenen Fragen aus dem Koalitionsvertrag Stellung nehmen.

Schade, wenn es wirklich so käme...

mehr Mut, mehr Engagement bei allen Kolleginnen und Kollegen - das ist das Gebot der Stunde.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Und still ruht der See

von Conny am 24.06.2018 um 17:54 Uhr

Tja, der Beifall der Lemmerlinge den Schmidt auf dem Apothekertag bekommt, überrascht mich auch immer wieder. Ich vergleiche Schmidt immer mit Tasmania Berlin

Wir verpassen gerade unsere Zukunft !

von Ulrich Ströh am 24.06.2018 um 9:15 Uhr

Lieber Herr Ditzel,bezüglich meiner Resolution in SH möchte ich den Ball flacher halten.Weil die Resolution leider folgen- und antwortlos von der ABDA bleiben wird.

Viel bemerkenswerter ist,daß wir in vielen Zukunftsthemen wie Telepharmazie oder Impfen gerade unsere Zukunft verpassen.
Weil der Schneid fehlt...

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Wir verpassen gerade unsere Zukunft

von Peter Ditzel am 24.06.2018 um 10:09 Uhr

Lieber Herr Ströh, auch wenn die Resolution folgenlos bleibt -wie so viele andere Resolutionen auch -, ist sie trotzdem ein Zeichen. Und ja, es ist richtig, dass wir gerade die Zukunftsthemen verpassen. Das kommt als Bumerang zurück! Einen schönen Sonntag!

DV Hessen

von Dr.Diefenbach am 24.06.2018 um 9:08 Uhr

Leider konnte ich nichts über die hessische KammerDV finden.Da gab es auch erstaunliche Erkenntnisse über Haushalt,diesbezügliche Stellen,die Petition,usw.Fakt ist dass wir über einen Haushalt der ABDA keine detaillierten Infos hatten und es wurde auch nichts abgestimmt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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