Konsumentenschützer

Wiener Apotheken nach Testkäufen schlecht bewertet

Remagen - 29.06.2018, 13:25 Uhr

Bittere Nachricht für Wiener Apotheker: Ein Verein für Konsumentenschutz hat die Beratung bei Schlafmitteln getestet und kam zu negativen Ergebnissen. (Foto: Imago)

Bittere Nachricht für Wiener Apotheker: Ein Verein für Konsumentenschutz hat die Beratung bei Schlafmitteln getestet und kam zu negativen Ergebnissen. (Foto: Imago)


Wollen die Kunden wirklich beraten werden?

Die Verbraucherschützer haben alle getesteten Apotheken im Nachgang angeschrieben, damit sie sich zu ihrer Beurteilung äußern können. Elf haben davon Gebrauch gemacht. Die Stellungnahmen sind in der Zeitschrift abgedruckt. Einige reagieren mit Unverständnis. Überwiegend herrscht allerdings Einsicht, und es wird Besserung gelobt. Man nehme den Beratungsauftrag ernst und strenge sich an, seine wissenschaftliche Kompetenz in Fortbildungen und Schulungen zu vertiefen, so der Grundtenor. Aber es gibt auch Gegenwehr, so in dieser Stellungnahme: „Eine Besprechung der individuellen Schlafsituation oder allgemeine Tipps zu einer gesunden Lebensführung bieten wir jenen Kunden sehr gerne an, die uns klar zu erkennen geben, dass dies erwünscht ist.“ Oder in ähnlicher Form: „Wir haben auch immer wieder festgestellt, dass bei unserem gut informierten Stadtpublikum allzu viele Nachfragen, Ratschläge und Empfehlungen als penetrant und anmaßend empfunden werden können und wir erwarten daher eher eine aktive Anfrage oder das Ersuchen um Beratung, …“. Außerdem werden Gründe wie Arbeitsüberlastung und hohe Kundenfrequenz als Entschuldigung angeführt.

„Berufsstand zu Unrecht schlechtgeredet“

Für den Präsidenten der Apothekerkammer Wien Philipp Saiko steht das Testergebnis auf „sehr wackeligen Beinen“, schreibt der „Kurier“. Seine Kritik richte sich vor allem auf den „mangelhaften Fragenkatalog“. Die Beurteilung soll sich auch danach gerichtet haben, ob der Apotheker die Frage nach der ausreichenden Verdunkelung des Schlafraumes stellt oder sich erkundigt, ob der vermeintliche Kunde am Abend viel trinken würde. „Diese Fragen wurden tatsächlich in den meisten Fällen nicht gestellt", habe Saiko zugestanden und dafür die folgende Erklärung gegeben: „Apotheker sind akademisch ausgebildete Fachkräfte. Automatisch Fragen etwa nach der jeweiligen Matratzenhärte zu stellen, entspricht nicht ihrer primären Expertise."

Den Apothekern dies anzulasten, zeugt für Saiko von einer „inhaltlich unprofessionellen Herangehensweise an die Problematik“. Damit werde ein ganzer Berufsstand zu Unrecht schlechtgeredet, so sein Vorwurf an die Konsumentenschützer, wogegen er sich naturgemäß verwahren wolle.  



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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