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Die jüngsten Rückrufe verunreinigter valsartanhaltiger Arzneimittel und der Skandal um den mutmaßlichen Arzneimittelschmuggel in Griechenland geben zu denken: Was ist mit dem Wert Arzneimittelsicherheit geschehen? Warum zeigen sich hier Erosionserscheinungen? Wer ist daran schuld und warum ändert sich nichts? Diesen Fragen geht Apotheker Dr. Franz Stadler nach.
Arzneimittelsicherheit ist einer der grundlegenden Werte unserer Gesellschaft, ein Wert, auf den sich alle Bürger verlassen konnten – staatlich garantiert wie die innere Sicherheit oder die Bewegungsfreiheit. Ursache dafür ist unser Arzneimittelgesetz, das, besonders nach dem Conterganskandal, als eines der fortschrittlichsten und sichersten der Welt galt. Die massenhaften, europaweiten Rückrufe von valsartanhaltigen Präparaten, der jüngste Importskandal mit gestohlenen griechischen Arzneimitteln, die zunehmende Zahl von Lieferengpässen deutscher Arzneimittel und die Diskussion um das RX-Versandverbot sprechen jedoch eine andere Sprache: In der Realität zeigt unser Arzneimittelgesetz und damit auch der Wert Arzneimittelsicherheit erhebliche Erosionserscheinungen. Warum ist das so? Wo liegen die Ursachen? Wer ist schuld und warum ändert sich nichts?
Wirtschaftlichkeit als treibende Erosionskraft
Wirtschaftlichkeit ist ein zweischneidiges Schwert. Es dreht sich zwar immer um Geld, aber jede Seite hat ihre eigene Sichtweise und normalerweise gibt es immer einen Gewinner und einen Verlierer. Der Eine verdient nur dann mehr, wenn ein Anderer weniger verdient. Im Fall der Arzneimittelsicherheit verhält es sich aber anders: Sie ist zwischen die Mühlsteine der verschiedenen, finanziellen Interessen geraten und droht deshalb ganz zu verschwinden. Es fehlen engagierte Fürsprecher.
Die Krankenkassen als Vertreter der Käufer (Patienten)
Auf der einen Seite stehen die Krankenkassen mit ihrem Wirtschaftlichkeitsgebot und ihrem Wunsch, möglichst geringe Preise zu zahlen. Sie befürworten prinzipiell alle gesetzgeberischen Maßnahmen, die auf ihrer Seite zu Kosteneinsparungen führen: von der Importquote, über Rabattverträge bis hin zu Hersteller- oder Apothekenrabatten. Sie gehen sogar soweit, dass sie mit ausländischen Versandapotheken zusammenarbeiten, obwohl diese sich geltenden, inländischen Rechtsvorschriften entziehen und ihre Ware kaum kontrollierbar ist. Dabei sind die Krankenkassen selbst von den Beiträgen der hier wohnenden Versicherten abhängig und würden es ihrerseits kaum verstehen, wenn ausländische Krankenversicherungen mit dubiosen Angeboten die deutschen Arbeitnehmer abwerben dürften.
Die Verkäufer (Pharmazeutische Unternehmer)
Diese Seite kann auf zweierlei
Weise ihre Gewinne steigern: erstens durch eine Erhöhung der Verkaufspreise
oder aber zweitens durch eine Senkung der Gestehungskosten. Da eine Erhöhung
der Verkaufspreise durch verschiedene gesetzgeberische Maßnahmen (z.B.
Preismoratorien, aber auch Rabattverträge) praktisch, bis auf die seltenen
Fälle der Markteinführung patentgeschützter Originalia, kaum mehr möglich ist,
konzentriert sich die Industrie im generischen Bereich auf eine Senkung der
Produktionskosten. Deshalb wird in Deutschland, das einmal die Apotheke der
Welt genannt wurde, kaum mehr etwas produziert. Trotzdem gibt es nach wie vor
eine Menge Pharmazeutische Unternehmer (PU), die allerdings ihre Wirkstoffe
oder auch die fertig konfektionierte Ware aus weltweiten Quellen beziehen.
1 Kommentar
Azneimittelsicherheit
von Wolf Wagner am 25.07.2018 um 22:03 Uhr
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