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Michael Hennrich (CDU) zu den Arzneimittelskandalen
„Warum können die Kassen nicht für die Arzneimittelversorgung haften?“
Pharmadialog soll Lösungen bringen
DAZ.online: Kommen wir zum anderen Ende der Preisskala: Stichwort Lunapharm. Auch hier meint die ABDA, eine Ursache in der nicht vorhandenen Preisregulierung zu sehen. Entsteht so ein Schwarz- oder Graumarkt nicht erst recht, wenn so hohe Preise gezahlt werden? Oder: Würden niedrigere Preise diesen Markt ausdürren?
Hennrich: Ich gebe zu, diesem Thema müssen wir uns in dieser Legislaturperiode nochmals verstärkt widmen, das wird im Rahmen des Pharmadialogs auch passieren. Es ist schon bemerkenswert, dass knapp 80 Prozent der abgegebenen Arzneimittel nur 20 Prozent der Kosten ausmachen, wohingegen knapp über 20 Prozent der verordneten Medikamente 80 Prozent der Gesamtausgaben verursachen.
DAZ.online: In der vergangenen Legislaturperiode kam, zumindest was die Preisfreiheit im ersten Jahr nach Markteintritt betrifft, nicht viel heraus. Welche Maßnahmen sind denkbar?
Hennrich: Das möchte ich jetzt nicht konkretisieren und da auch den Pharmadialog abwarten. Aber ich sage offen, dass ich persönlich dafür bin, dass der Erstattungsbetrag bei Arzneimitteln ohne Zusatznutzen rückwirkend nach Beschluss des G-BA gelten sollte. Es gibt keinen Grund höhere Preise zu bezahlen, wenn der G-BA festgestellt hat, dass ein neuer Wirkstoff keinen Zusatznutzen hat. Das würde Produkte mit Zusatznutzen, für die diese Rückwirkung nicht gelten soll, privilegieren und wäre dann auch so etwas wie eine Innovationsprämie.
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Nach Arzneimittel-Skandalen
AOK und Reimporteure zanken weiter über Reimportquote
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DAZ.online: Nach Bekanntwerden der Lunapharm-Affäre ging ja auch erneut der Streit um die Importquote los. Abschaffen oder behalten: Was meinen Sie?
Hennrich: Bei dieser Frage ist für mich wiederum klar, dass der Gesetzgeber hier nicht unbedingt eingreifen muss. Die Krankenkassen und Apotheker können dieses Problem jederzeit im Rahmenvertrag angehen. Warum einigt man sich dort nicht darauf, die Quote auf null zu senken? Alles möglich!
DAZ.online: Das Wichtigste zum Schluss: Was sagen Sie als zuständiger Unionspolitiker den betroffenen Patienten? Wie kann sich die Situation für sie verbessern?
Hennrich: Was mich mit Blick auf die Patienten am meisten stört, ist, dass sie mit der Haftungsfrage alleine gelassen werden. Wer ist gegenüber dem Patienten haftbar, wenn er ein geklautes oder krebserregendes Arzneimittel bekommt?
DAZ.online: Kann man das gesetzgeberisch angehen?
Hennrich: Die Kassen haften derzeit jedenfalls nicht für solche Fälle. Ich glaube, wir bekämen auch in die Qualitätsfrage eine ganz andere Musik, wenn die Kassen haften würden. Wobei es nicht ganz einfach ist, das gesetzlich sauber zu regeln.
DAZ.online: Viel diskutiert wird auch über die Transparenz. Die einzige Informationsquelle für die meisten Patienten waren die Apotheker. Und selbst die fühlten sich schlecht informiert. Wie kann das verbessert werden?
Hennrich: Auch das können wir eigentlich nicht länger zulassen. Das Bundesgesundheitsministerium arbeitet derzeit immer noch am sogenannten Arztinformationssystem, bei dem die Ärzte im Moment der Verordnung über die jeweiligen Arzneimittel informiert werden sollen. Ein Projekt, das uns unglaublich viele Chancen eröffnet beim Verschmelzen von Digitalisierung und Arzneimittelversorgung. Warum kann man hier keine Informationen über den Ort und den Prozess der Herstellung einbauen? Und: Auch bei der Etablierung des geplanten Nationalen Gesundheitsportals wäre es eine Überlegung wert, sich mit der Frage zu befassen, wie man hier mehr Transparenz sowie eine bessere Informationsbasis für die Patienten schaffen kann.
7 Kommentare
Heinrich
von Alexander Zeitler am 17.08.2018 um 2:27 Uhr
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Kontrolle
von Ratatosk am 16.08.2018 um 9:46 Uhr
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Qualitätsverlust
von Reinhard Rodiger am 15.08.2018 um 22:29 Uhr
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Realistische Betrachtung:
von Kritiker am 15.08.2018 um 13:42 Uhr
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Hennrich
von Conny am 15.08.2018 um 12:54 Uhr
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verbindlich unverbindlich
von Ulrich Ströh am 15.08.2018 um 11:06 Uhr
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klare Antwort auf die Frage in der Überschrift
von Jan-Uwe Kreuschner am 15.08.2018 um 10:04 Uhr
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