Magen-Darmerkrankungen

Noroviren-Cluster überlisten das Immunsystem

Remagen - 16.08.2018, 11:15 Uhr

Im Cluster gefährlicher: Noroviren. (c / Foto: Kateryna_Kon / stock.adobe.com)

Im Cluster gefährlicher: Noroviren. (c / Foto: Kateryna_Kon / stock.adobe.com)


Eine Forschergruppe aus den USA hat herausgefunden, dass Viren, die schwere Magen-Darmerkrankungen verursachen, nicht einzeln, sondern durch membrangebundene „Viruscluster“ auf den Menschen übertragen werden. Dies verschlimmert ihre Ausbreitung und die Schwere der Krankheit.

Bis vor einigen Jahren wurde angenommen, dass Viren, inklusive Noro-und Rotaviren, nur als Einzelkämpfer unterwegs sind. Im Jahr 2015 hatte dann eine Forschergruppe um Nihal Altan-Bonnet vom National Heart, Lung, and Blood Institute (NHBI) in Bethesda im US-Staat Maryland gezeigt, dass Polioviren als Paket mehrerer Viruspartikel in membrangebundenen Vesikeln übertragen werden können.

Die Wissenschaftler verglichen dieses neue Modell der Übertragung mit einem trojanischen Pferd: Eine Gruppe membrangebundener Viren trifft auf eine Wirtszelle und wird dort deponiert, wobei sie der Erkennung durch das Immunsystem ausweicht. Sie wussten aber nicht, ob das System auch für Menschen und Tiere zutrifft und wie effektiv die Pakete Wirtszellen infizieren. Dem sind sie nun weiter nachgegangen. Die Ergebnisse ihrer Studie sind vor einigen Tagen bei Cell Host & Microbe online erschienen.

Immer wieder Infektionsausbrüche

In der Studie konzentrierten sich die Bethesda-Forscher auf schwer zu behandelnde Noroviren und Rotaviren, die häufigste Ursache von Magen-Darmerkrankungen, die jährlich Millionen von Menschen befallen. Sie verursachen Symptome wie starke Bauchschmerzen und Durchfall und können bei kleinen Kindern und älteren Menschen manchmal sogar zum Tod führen. Die Viren werden hauptsächlich durch die versehentliche Einnahme winziger Partikel aus dem Stuhl einer infizierten Person übertragen, zum Beispiel durch kontaminierte Nahrungsmittel oder Flüssigkeiten. Da sie hoch ansteckend sind, führen sie in Bereichen, wo viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, zu ernsthaften Krankheitsausbrüchen. Immer wieder gibt es entsprechende Berichte über Kreuzfahrtschiffe, Kindertagesstätten, Schulen, Altenheime.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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