Im Gespräch mit Professor Sörgel

Was hat es mit der zweiten Valsartan-Verunreinigung auf sich?

Stuttgart - 14.09.2018, 17:05 Uhr

Wie viele Verunreinigungen stecken im chinesischen Valsartan vom Wirkstoffhersteller Zhejiang Huahai Pharmaceutical? Wie viele andere Hersteller sind betroffen? ( r / Symbolbild, Foto: djama / stock.adobe.com)

Wie viele Verunreinigungen stecken im chinesischen Valsartan vom Wirkstoffhersteller Zhejiang Huahai Pharmaceutical? Wie viele andere Hersteller sind betroffen? ( r / Symbolbild, Foto: djama / stock.adobe.com)


Und woher kommt NDEA in Valsartan?

Sörgel gab es außerdem Rätsel auf, wie das NDEA ins Valsartan kam. Bezüglich der NDMA-Verunreinigung hielt er die Theorie seiner Kollegin Professor Ulrike Holzgrabe zwar für plausibel. Diese hatte in der DAZ gesschrieben: „Zum einen spielt die Verwendung des durchaus üblichen Lösungsmittels Dimethylformamid (DMF) eine Rolle. Auch als Lösungsmittel handelt es sich um eine chemische Substanz, die nur bedingt stabil ist und in geringen Spuren sich zu Dimethylamin zersetzen kann (thermisch oder auch basenkatalysiert). Die Bildung von Dimethylamin aus DMF sollte per se kein Problem darstellen. Aber die gleichzeitige Anwesenheit von Natriumnitrit führt dazu, dass sich aus dem Abbauprodukt des DMF Lösungsmittels unter Reaktion von Nitrit-Ionen die Bildung von NDMA bedingt.“

Wie nun aber ein Diethylderivat entstehe, das könne man mit DMF nicht begründen und so führt all das Sörgel zu der Frage: „Wie sicher sind Arzneimittel, wenn Amine im Raum sind?“ Wahrscheinlich müsse man die gesamte Nachweisanalytik adjustieren, so der Wissenschaftler. Sörgel und sein Team suchen jedenfalls weiter: „Die Analytik muss jetzt weiter geschärft werden.“

Die EMA hatte auf ihrer Internetseite am gestrigen Donnerstag auch mitgeteilt, dass das Krebsrisiko mit Blick auf die NDMA-Verunreinigung weiterhin gering sei und sich dabei auf eine dänische Studie gestützt. Sörgel sieht aber weniger Anlass zur Beruhigung: Er wollte der dänischen Studie den NDEA-Fund entgegensetzen. Er habe sich gedacht: „Dieser Befund muss in die Öffentlichkeit, sonst führt das für die Patienten erfreuliche Ergebnis der Studie aus Dänemark dazu, dass alles in Ordnung sei. Und das ist es eben in der Arzneimittelherstellung in China nicht.“ Auch wenn die dänische Studie für die Patienten natürlich eine erfreuliche Meldung sei, für „das System“ wollte er keine Entwarnung geben.

Am heutigen Freitag äußerte sich dann auch noch die FDA zur Entstehung von NDEA in Valsartan: „Wie NDMA, das in den zurückgerufenen Valsartan-haltigen Arzneimitteln gefunden wurde, wird auch NDEA aus einer spezifischen Abfolge von Herstellungsschritten und chemischen Reaktionen gebildet.“ 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Valtarsan

von Margret Heller am 20.09.2018 um 14:09 Uhr

Hallo nehme auch seit august 15 von Heumann Valtasan Tbl, , habe seit März 18 Befund Bauchspeicheldrüsen Krebs Chemo lft noch. Mit freundlichen Grüßen

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Valsartan

von Hans-Martin Scheil am 14.09.2018 um 17:34 Uhr

Zum Thema Valsartan haben wir jetzt für Betroffene und Interessenten eine Facebook-Gruppe mit dem Namen "Valsartan-Skandal" eingerichtet. Hier geht es um Aufklärung, Prävention und rechtliche Ansprüche – kurz Hilfe zur Selbsthilfe. Alle sind herzlich eingeladen! Hier der Link: https://www.facebook.com/groups/242178453170238/

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