Valsartan, E-Rezept, Beipackzettel

Das sind die nächsten Pläne des BMG in der Arzneimittelpolitik

Berlin - 27.09.2018, 15:15 Uhr

Apotheker und Arzt Thomas Müller ist im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Leiter der Arzneimittel-Abteilung und hat bei der BAH-Mitgliederversammlung die Arzneimittel-Pläne des BMG vorgestellt. (m / Foto: BAH)

Apotheker und Arzt Thomas Müller ist im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Leiter der Arzneimittel-Abteilung und hat bei der BAH-Mitgliederversammlung die Arzneimittel-Pläne des BMG vorgestellt. (m / Foto: BAH)


Nutzenbewertung, Valsartan, Importquote, Europa

  • Valsartan-Krise: Der BMG-Abteilungsleiter prophezeite, dass die Valsartan-Krise die Branche noch „eine Weile beschäftigen“ werde. Die unmittelbaren Folgen seien gut in den Griff bekommen worden. Es seien aber einzelne Fragen entstanden, die Minister Spahn schon bald klären werde. So müsse man sich mit der Globalisierung der Lieferketten beschäftigen und über Anreize versuchen, dass die Hersteller sich stärker um die Produktqualität und Kontrollen kümmern. Ohne näher darauf einzugehen, sagte er auch, dass es bei der „Rolle der Krankenkassen“ und der „Haftungsfrage der Hersteller“ noch Spielraum und Gesprächsbedarf gebe. Ein zweiter wichtiger Punkt sei die Kommunikation von Rückrufen: Hierzu habe im BMG bereits ein erstes Spitzentreffen stattgefunden. Man werde sich auch noch mit den Bundesländern darüber abstimmen. Genaue Veränderungspläne verriet Müller aber nicht.

  • Arztinformationssystem: Schon seit dem vergangenen Jahr steht fest: Es soll ein in die Arzt-Software eingepflegtes Informationssystem geben, das Mediziner einfach und schnell über die Ergebnisse der frühen Nutzenbewertung informiert. Der BMG-Abteilungsleiter erklärte heute, dass es schon in den kommenden Wochen eine entsprechende Verordnung dazu geben solle. Müller sagte, dass es eine „sehr schlanke“ Lösung sein werde, man werde mit der Verordnung keine „Verordnungssteuerung“ übernehmen. Zur Erklärung: Ärzte, Krankenkassen und die Pharmaindustrie hatten sich darüber gestritten, welche Informationen das System enthält. So war beispielsweise diskutiert worden, ob das System ausführliche Preisinformationen und sogar Preisvergleiche enthalten soll.

  • Lunapharm: Wie schon Spahn, deutete Müller auch mit Bezug auf die Lunapharm-Krise an, dass man die Überwachungskompetenzen stärker zentralisieren und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mehr Kompetenzen geben könnte. Dass man am Projekt „Securpharm“ noch Änderungen vornehme, schloss Müller aber aus. Er sei sich sicher, dass sich die Sicherheit durch Securpharm verbessern werde. Es werde aber auch in Zukunft so sein, dass nicht jede kriminelle Energie zu vermeiden ist.

  • Importquote: Bezüglich des Lunapharm-Skandals kam Müller auch auf das Thema Importquote zu sprechen. Er sagte, dass man im BMG natürlich auch über die Importförderklausel und die Quote und auch über deren Abschaffung spreche. Allerdings wolle er die Erwartungen nicht zu groß werden lassen. Schließlich sei auch ohne Importquote eine große kriminelle Energie vorhanden, wenn Arzneimittel in Deutschland teilweise 5000 Euro mehr kosten als in anderen Ländern.

  • Europa: Was den Brexit betrifft, hofft man im BMG offenbar darauf, dass die britischen Zulassungs- und Überwachungsbehörden eng mit der EU verknüpft bleiben. Es sei derzeit nur „ein persönlicher Wunsch“, aber seiner Meinung nach wäre es sehr sinnvoll, einen gemeinsamen „regulatorischen Rahmen“ zu behalten. Müller sprach auch das sogenannte HTA-Verfahren, also die Nutzenbewertung von Arzneimitteln und Medizinprodukten auf europäischer Ebene an. Zur Erklärung: Die EU-Kommission hatte vor einigen Monaten vorgeschlagen, die Nutzenbewertungen in Europa zu vereinheitlichen, mehrere Länder – darunter auch Deutschland und Frankreich – hatten vehement dagegen protestiert. Müller erklärte nun, dass man mit den Franzosen ein „Kompromisspapier“ entworfen habe, in dem es einerseits um weitere Annäherungen bei den Nutzenbewertungssystemen gehe, andererseits aber auch darum, nationale Bewertungsspielräume zu erhalten.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Valsartan

von Hans-Martin Scheil am 27.09.2018 um 16:03 Uhr

Foilgen gut in den Griff bekommen: Nach wie vor schlucken tägliche tausende Patienten verseuchtes Valsartan, weil kein patientenbezogener Rückruf erfolgte. Wir haben jetzt für Betroffene und Interessenten eine Facebook-Gruppe mit dem Namen "Aktionsgruppe Valsartan-Skandal" eingerichtet. Hier geht es um Aufklärung, Prävention und rechtliche Ansprüche – kurz Hilfe zur Selbsthilfe. Alle sind herzlich eingeladen! Hier der Link: https://www.facebook.com/groups/242178453170238/

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