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LAV BRANDENBURG
Steht der Apothekerberuf an einem Scheideweg?
Von Erotikspielzeug und Ohrsteckern
Apothekenrecht kann auch unterhaltsam sein, wie die Rückschau zur aktuellen Rechtsprechung von Rechtsanwältin Patricia Kühnel zeigte. Über die meisten Gerichtsentscheidungen hatte DAZ.online bereits berichtet. Zwei Beispiele zeigen auf humorige Weise, wo aus juristischer Sicht eben nicht die Zukunft der Apotheke liegt: So versuchte eine Versandapotheke, den Verkauf von Erotikspielzeug damit zu begründen, dass diese Waren der Entspannung dienen und damit als gesundheitsfördernd gelten würden. Doch das Oberverwaltungsgericht Niedersachsen kam am 10. Januar 2017 zu dem Schluss, dass Vibratoren nicht zu den apothekenüblichen Waren gehören.
Auch das Stechen von Ohrlöchern ist keine apothekenübliche Dienstleistung. Zu diesem Schluss kam vor drei Jahren das Landgericht Wuppertal.
Digitalisierung geht nicht weg
„Wir sind jetzt an einem Scheideweg“, eröffnete Peter Froese, der Vorsitzende des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, den Abschlussvortrag über Chancen und Risiken für die Apotheke durch die Digitalisierung. Die Digitalbranche folge ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten, Investorenkapital und Innovationen seien die Triebfedern. „Wenn wir Apotheker nicht überrollt werden wollen, müssen wir uns aktiv einbringen. Denn Digitalisierung geht nicht mehr weg“, verdeutlichte der Apotheker.
Wenn sich unser Berufsstand aber aktiv einbringe, biete die digitale Transformation große Chancen, meinte Froese. So könne durch Securpharm die Sicherheit eines Arzneimittels patientenindividuell verfolgt werden. Mittels Sensortechnik – etwa durch EKG-Applikationen in Armbanduhren – können Apotheker und Arzt gemeinsam beobachten, wie gut ein Patient sein Arzneimittel verträgt. Durch die Nutzung von Messenger-Diensten würden Apotheker einen weiteren, niedrigschwelligen Zugang zu ihren Patienten bekommen.
Bedrohung oder Chance?
Künstliche Intelligenz könne Apothekeraufgaben übernehmen, wie etwa Fachartikel auswerten oder Rezepttaxierungen überprüfen. Dies könnten Apotheker einerseits als Bedrohung, andererseits auch als Chance sehen. Denn durch die Entlastung von bürokratischen Aufgaben bliebe mehr Zeit für die Beratung.
Ähnlich zweigeteilt verhält es sich, laut Froese, auch beim nahenden E-Rezept: Dies könne den Arbeitsalltag in der Apotheke erheblich vereinfachen – vorausgesetzt, die elektronischen Verordnungen werden auch in die Apotheke und nicht etwa via Handy zu fachfremden Distributoren wie etwa Amazon geleitet.
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