- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Mein liebes Tagebuch
11. Oktober 2018
Die Gleichpreisigkeit ist das Mantra, das die ABDA ausgerufen hat und vor sich her trägt. Gleichpreisigkeit – alle Rx-Arzneimittel müssen den gleichen Preis haben, in den Vor-Ort-Apotheken und bei Versandapotheken im In- und Ausland. Amen. Die Gleichpreisigkeit darf nicht unter die Räder geraten, mahnte ABDA-Hauptgeschäftsführer Schmitz in seinem Geschäftsbericht auf dem Apothekertag an. Schön, mein liebes Tagebuch, da stimmen wir gerne mit ein und murmeln das Mantra vor uns her. Aber was tun, wenn die Politik mit dem Rx-Versandverbot hadert und andere Kompensationsmöglichkeiten im Hinterkopf hat? Sollte man sich nicht parallel zum Mantra einfach mal Gedanken machen, wie wir uns die Zukunft vorstellen, wenn’s mit dem Rx-Versandverbot nichts wird und die vielbeschworene Gleichpreisigkeit wie ein Luftballon zerplatzt? Oder will die ABDA warten, bis Spahn kommt und uns Apothekers seine Konzepte überstülpt? Die ABDA, räumte Schmidt ein, hat sich insgeheim mit Alternativen beschäftigt – wäre auch sträflich, wenn nicht. Doch das Apothekertags-Plenum schien gespalten, so gab es durchaus zahlreiche Stimmen, die meinten: Wir brauchen keinen Plan B. Ich frage mich, mein liebes Tagebuch, woher diese Delegierten ihren Optimismus nehmen…
Die Schweigestrategie der ABDA zum 2hm-Honorargutachten wurde auf dem Apothekertag ebenfalls thematisiert. Deutliche Worte kamen von Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz: Es sei ein schwerer Fehler gewesen, dass die ABDA das Honoraragutachten in entscheidenden Punkten nicht angegriffen habe. Schweigen sei die falsche Politik gewesen. Stimmt, mein liebes Tagebuch, und noch besser wäre es gewesen, wenn die ABDA ein Gegengutachten in Auftrag gegeben hätte. Heidrun Hoch, TGL-Vorsitzende, erinnerte daran, dass bereits beim Apothekertag vor zwei Jahren über ein eigenes Gutachten diskutiert worden sei: „Mit einem solchen Gutachten hätte die ABDA jetzt eine bessere Position.“ In der Tat!
Ja, soll man sich nun konkret mit Alternativen zum Rx-Versandverbot befassen oder soll man stur an der Forderung kleben bleiben: Rx-Versandverbot und sonst nichts? Die heiße Debatten nahmen kein Ende. Und wieder schwor ABDA-Präsident Schmidt die Hauptversammlung aufs Versandverbot ein: Das Versandverbot ist und bleibt das geeignete Mittel, um die Ungleichbehandlung zu beenden. Mag ja sein, mein liebes Tagebuch, aber was ist, wenn wir’s nich bekommen? Das muss sich wohl auch Hamburgs Kammerpräsident Siemsen gedacht haben und stellte einen Adhoc-Antrag, sich doch lieber auch auf mögliche Alternativen vorzubereiten und eine Kommission dafür einzurichten, die sich Gedanken über andere Möglichkeiten machen sollte. Doch Schmidt nannte das kontraproduktiv und die Mehrheit lehnte Siemsens Antrag ab. Eigentlich unfassbar, oder? Wie kann man nur so kurzsichtig sein?
Halt, mein liebes Tagebuch, manchmal geschehen doch noch kleine Wunder auf dem Apothekertag. Irgendwie muss es dann wohl einigen gedämmert haben, dass man mit einer Verweigerungshaltung nicht allzu weit kommt. Mehrere Apotheker brachten einen neuen fast wortgleich formulierten Adhoc-Antrag ein, ersetzten das Wort „Kommission“ durch „Arbeitsgruppe“, die sich nun um Vorschläge zum Versandhandelskonflikt kümmern soll zusammen mit externen Experten und Apothekern. Der Antrag wurde mit knapper Mehrheit angenommen. Immerhin, mein liebes Tagebuch, alles andere wäre zum Verzweifeln gewesen. Jetzt bleibt die Hoffnung, dass die ABDA den Antrag nicht „vergisst“, rasch Experten beruft (wir wüssten da schon einige, mein liebes Tagebuch), um sich Gedanken zu Alternativen zu machen. Denn: Das Rx-Versandverbot wird nicht kommen – trotz Mantra.
11 Kommentare
Zukunftssicherung
von Reinhard Rodiger am 14.10.2018 um 15:59 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Situationsanalyse zuerst ...
von Reinhard Herzog am 14.10.2018 um 13:14 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten
AW: Situationsanalyse zuerst
von Karl Friedrich Müller am 14.10.2018 um 14:10 Uhr
AW: Situationsanalyse zuerst
von Ulrich Ströh am 14.10.2018 um 14:48 Uhr
AW: Situationsanalyse zuerst
von Wolfgang Müller am 14.10.2018 um 15:30 Uhr
Strategie ?
von Reinhard Rodiger am 14.10.2018 um 12:58 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Die Strategie der ABDA ist gescheitert
von Gunnar Müller, Detmold am 14.10.2018 um 11:34 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Orientierung?
von Christian Giese am 14.10.2018 um 9:59 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Zunder ...
von Gunnar Müller, Detmold am 14.10.2018 um 11:05 Uhr
Schweigedeal und Pharmazieräte
von Ulrich Ströh am 14.10.2018 um 9:16 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Verdient
von Conny am 14.10.2018 um 9:08 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.