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Nebengewerbe Postfiliale
Apotheker und Postkooperationen: Was geht in Deutschland?
Seit mehr als 20 Jahren bestehen bereits Postkooperationen mit Apothekern in Deutschland. Doch stellen diese Ausnahmen dar. Im Gegensatz zu Österreich ist das Betreiben einer Poststelle in der Offizin nicht erlaubt. Unter welchen Voraussetzungen können Apotheker trotzdem eine Postkooperation eingehen? Und wie sind die Erfahrungen in diesem Bereich? DAZ.online hat nachgefragt.
Viele Apotheker fragen sich, wie sie ihre Kunden an die Apotheke binden können. Insbesondere in Zeiten des Online-Handels stehen Apotheken unter Druck. Schließt dann auch noch die örtliche Poststelle, besteht eine zusätzliche Gefahr, dass Kunden abwandern. Eine Postfiliale in der Nähe der Apotheke wiederum kann die Kundenfrequenz in der Apotheke erhöhen. Trotzdem sind nur wenige Apotheker selbst Postpartner und eröffnen eine Postfiliale. Wann ist es möglich, als Apotheker neben der Apotheke eine Postkooperation einzugehen? Worauf müssen sich interessierte Apotheker einstellen? Und was machen die Österreicher anders?
Postfiliale im alten Postamt
Als Dr. Barbara Fisser, Leiterin der Posthorn-Apotheke aus der Gemeinde Kremperheide in Schleswig-Holstein, vor 20 Jahren im Rahmen der Neueröffnung ihrer Apotheke die Eröffnung einer Postfiliale plante, war es noch ein absolutes Novum. Es war etwas Neues und für alle Beteiligten ungewohnt: „Das Besondere war damals, der zuständigen Behörde zu erklären, dass es definitiv keine Postfiliale innerhalb der Apothekenräume sei, sondern in angrenzenden Räumen – und ganz wichtig mit zwei getrennten Eingängen.“ Die Postfiliale wurde schließlich genehmigt – und existiert noch heute. „Die Posthorn-Apotheke ist damals neu gegründet worden und zwar in den Räumlichkeiten der ehemaligen Post“, so Fisser.
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Im Falle der Posthorn-Apotheke konnte die Apothekerin die Postfiliale bautechnisch von Anfang mitplanen. Eine Tatsache, die die Umsetzung des Vorhabens vereinfacht haben dürfte. Die Konstellation, eine Apotheke in den Räumen eines ehemaligen Postamtes zu eröffnen, dürfte zudem die Entscheidung für eine Postkooperation mit beeinflusst haben. Es ist außerdem nachvollziehbar, dass es sich damals um eine ungewohnte Situation handelte und Erfahrungen fehlten.
Postfilialen-Neueröffnung – Umbau macht es möglich
Für Dr. Kathrin Bihl, Leiterin der Apotheke zur Erle in Ellerau in Schleswig-Holstein, waren die Voraussetzungen zum Teil andere. Als sie im Sommer dieses Jahres neben ihrer Apotheke, die sie zum 1. Mai 2018 gekauft hatte, auch eine Post-Partnerfiliale eröffnen wollte, war es kein völliges Neuland mehr. Die Beteiligten – sowohl auf Postseite als von Seiten der Behörde – waren schon vertraut mit der Problematik. Bihl berichtet DAZ.online von den Voraussetzungen, die sie erfüllen musste, ehe Ellerau dank ihrer Initiative wieder eine Post hatte. Sie habe zum Beispiel eine im Betrieb befindliche Apotheke übernommen und habe nicht wie in Kremperheide von Anfang an eine Poststelle mitplanen können. „Ich habe die Apotheke umgebaut, weil natürlich eine Apotheke die Vorgaben hat, dass im Apothekenraum kein anderes Gewerbe sein darf“, berichtet Bihl.
So habe sie einen Teil der Apothekenräume abgetrennt und zudem einen zweiten Eingang geschaffen. „Der Umbau hat sich einmal durch die ganzen Apothekenräume gezogen – außer Labor und Rezeptur, die waren nicht betroffen“, so Bihl. Die Umbaumaßnahmen seien inzwischen im Wesentlichen abgeschlossen, wenn auch noch gewisse Nachwehen spürbar seien, erläutert die Ellerauer Apothekerin. Auch habe sie vieles bedenken müssen: „Ich musste bei der Landesbehörde und bei der Gemeinde Ellerau ein Nebengewerbe anmelden. Also, dass ich neben der Apotheke nun auch eine Post habe.“ Beim „Landesamt für soziale Dienste“ habe sie zudem anzeigen müssen, dass sie vorhabe, ihre Apotheke umzubauen. Dafür habe sie den geänderten Grundriss mit detaillierten Angaben über das Bauvorhaben zuschicken müssen.
„Die Post ist sehr gut organisiert in vielen Bereichen“
Die Eröffnung einer Postfiliale sei ein gut durchgeplanter Vorgang: „Die Post ist sehr gut organisiert in vielen Bereichen“, erläutert Bihl. Sie habe einen genauen Plan bekommen, wie alles ablaufen werde und welche Vorgaben wie Mindestraumgröße einzuhalten seien. Das Inventar sei dann von der Post geliefert und installiert worden. Die Umbauarbeiten seien allerdings ganz zu ihren Lasten gegangen. Ihre Postfiliale biete den Postservice, ohne Bankgeschäfte. „Das ist vermutlich eine strategische Entscheidung der Post. Ich habe zwar nachgefragt, ob ich auch Bankgeschäfte anbieten könnte, wenn ich wollte. Aber die Post entscheidet, was ich bekomme – und ich bekomme keine Bank.“
Hoffnung auf Kundenfrequenzsteigerung
Anlass zur Eröffnung der Postfiliale sei für Kathrin Bihl die Schließung der örtlichen Postfiliale gewesen, die sich bis Anfang 2018 noch in einem kleinen Schreibwaren- und Zeitschriftenladen befunden habe. Doch wichtig sei auch der Zuspruch ihrer ehemaligen Chefin Barbara Fisser gewesen. „Wenn mir keiner gut zugeredet hätte, hätte ich gesagt, dass es sich doch wahrscheinlich nicht rechnen wird. Aber es hat mir sehr geholfen, dass ich die Unterstützung und die Kontakte von Frau Dr. Fisser zur Post hatte.“ Ihr vorläufiges Fazit fällt etwas verhalten aus, obwohl sie grundsätzlich die Anwesenheit einer Poststelle für den Ort für wichtig hält: „Ich persönlich finde es total wichtig, dass im Ort eine Post ist. Für mich ist es definitiv aber auch ein Versuch.“ Bihl würde die Poststelle gerne weiterbetreiben und hoffe zudem, dass die Apotheke dadurch eine höhere Kundenbindung erreiche.
Die Frage nach einem Fazit ist auch im Falle von Barbara Fisser interessant, da sie schon 20 Jahre lang Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt hat. Fisser antwortete DAZ.online wie folgt schriftlich: „Auch für Barbara Fisser von der Posthorn-Apotheke ist es wichtig, durch die Postfiliale die Kundenfrequenz ihrer Apotheke zu steigern. Das Fazit ist, dass sich das Konzept bewährt hat und sie in ihrer Apotheke in Schenefeld eine weitere Postfiliale einrichtete.“
Postkooperationen statt eigenem Filialnetz
Der Hintergrund zu den Postfilialen: Seit der Privatisierung der ehemals staatseigenen Deutschen Bundespost im Jahre 1995 werden von der Post in Deutschland keine eigenen Filialen mehr betrieben. Die Deutsche Post AG, heutzutage unter dem Namen Deutsche Post DHL Group am Markt, setzt stattdessen auf Postkooperationen mit dem Einzelhandel und Dienstleistern. Nach Angaben der Post gibt es zurzeit ca. 13.000 Partnerfilialen, 11.000 Paketshops und 3.000 kleinere Verkaufspunkte. Hauptsächlich existieren für interessierte Einzelhändler und Dienstleister zwei Varianten: der DHL-Paketshop mit einem eingeschränkten Serviceangebot oder die Möglichkeit einer Partnerfiliale mit einem erweiterten Angebot.
Apotheken – der untypische Postpartner
Hans-Christian Mennenga, Leiter der Pressestelle Nord der Deutschen Post DHL Group, bestätigt gegenüber DAZ.online, dass Apotheken keine große Rolle im Postfilialnetz spielten. Es seien vielmehr eher untypische Postpartner. Schwierig sei für die Post die rechtliche Lage, die es Apothekern nicht erlaube, eine Poststelle innerhalb der Betriebsräume einer Apotheke zu eröffnen. Zudem müsse die Post immer schauen, wie die örtlichen Begebenheiten seien. So müsse der Standort für die Post ausreichend rentabel sein. In jedem Fall – nicht nur bei Apotheken – müssten die rechtlichen Vorgaben beachtet werden. Im Falle der Apotheken sei die Situation kompliziert, so Mennenga. So werde auch in der Regel nicht aktiv auf Apotheker zugegangen, um sie zu einer Postpartnerschaft zu ermuntern, aber: „Man kann es nicht immer ausschließen, wenn regionale Begebenheiten und Voraussetzungen der Apotheken stimmen.“
Deutschland: Nebengewerbe nur außerhalb der Apotheke
DAZ.online hat beim Justiziar der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, Dr. Karl-Stefan Zerres, nachgefragt, welche rechtlichen Bestimmungen Apotheker in Deutschland beachten müssen, wenn sie planen, eine Postfiliale zu eröffnen. So ist zum Beispiel der Paragraph 1a Abs. 11 der Apothekenbetriebsordnung (ApBtrO) ausschlaggebend dafür, dass in Deutschland innerhalb einer Apotheke keine Postfilialen betrieben werden können. In diesem Absatz wird festgelegt, was zu den „apothekenüblichen Dienstleistungen“ zählt. „Das Betreiben einer Poststelle und die dazugehörigen Dienstleistungen sind definitiv keine apothekenüblichen Dienstleistungen“, erläutert Zerres. Allein dieser Paragraph verdeutliche, dass ein Nebengewerbe wie das Betreiben einer Poststelle nur außerhalb der Apotheke stattfinden könne.
Weiterhin müsse der Apotheker bedenken, dass er nach Paragraph 2 Abs. 3 ApBtrO jede weitere berufliche oder gewerbsmäßige Tätigkeit vor Aufnahme derselben der zuständigen Behörde anzuzeigen habe. Eine feste räumliche Trennung der Postfiliale von der Apotheke wäre zudem nach Paragraph 4 Abs. 1, 1a ApBtrO notwendig, wonach die Apothekenbetriebsräume durch Wände und Türen von anderweitig gewerblich oder beruflich genutzten Räumen abzutrennen seien. Nachträgliche bauliche Änderungen seien zudem der zuständigen Behörde anzuzeigen, da dieser Eingriff in Hinblick auf die Betriebserlaubnis zu überprüfen und zu dokumentieren sei. In jedem Fall sei es wichtig: „Es muss klar sein, ich verlasse jetzt die Apotheke und betrete anschließend die Postfiliale“, bekräftigt Zerres.
Österreich erlaubt Poststelle in Offizin
In Nachbarland Österreich liegt hingegen interessanterweise eine andere Rechtslage vor, die ausdrücklich das Betreiben einer Poststelle innerhalb einer Apothekenoffizin gestattet. Im Sommer 2002 kam es zu der ersten Postpartnerschaft zwischen einer Apotheke in Tirol und der Österreichischen Post. Heutzutage wirbt die Post in Österreich ganz selbstverständlich damit, dass auch Apotheken in das Postpartnersystem eingebunden sind. Insgesamt gibt es laut Firmenangaben rund 1800 Post-Geschäftsstellen in Österreich, von denen im Gegensatz zu Deutschland 400 von der Post selbst betrieben werden.
Seit dem 27. Dezember 2010 sind die Postpartnerschaften zwischen Apothekern und der Post auf rechtlich sichere Beine gestellt. Eine Ergänzung der Österreichischen Apothekenbetriebsordnung aus dem Jahre 2005 besagt der Paragraph 28 Abs. 4: „Es ist zulässig, die als Postagentur für den Kundenkontakt erforderlichen Einrichtungen in der Offizin zu betreiben und die damit in Zusammenhang stehenden Dienstleistungen in der Offizin zu erbringen, wenn der ordnungsgemäße Apothekenbetrieb dadurch nicht beeinträchtigt wird und der Eindruck einer Apotheke gewahrt bleibt.“ In einer Fußnote wird zudem ergänzt: „Apotheken fungieren im Sinne ihrer Nahversorgungsfunktion auch als Postpartner.“ Hingewiesen wird aber auch hier ausdrücklich, dass eine Apotheke weiterhin auch in erster Linie eine Apotheke sei und der Apothekenbetrieb nicht beeinträchtigt werden dürfe. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Frage, ob ähnliche Lösungen auch in Deutschland denkbar wären.
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