Regelfall Myom

Myome als häufige Ursache für Dysmenorrhö

Stuttgart - 01.12.2018, 10:00 Uhr

Eine sekundäre Dysmenorrhö tritt meist erst ab dem 30. Lebensjahr auf. Nach Endometriosen sind Myome eine der häufigsten Ursachen. (Foto: New Africa / stock.adobe.com)

Eine sekundäre Dysmenorrhö tritt meist erst ab dem 30. Lebensjahr auf. Nach Endometriosen sind Myome eine der häufigsten Ursachen. (Foto: New Africa / stock.adobe.com)


Medikamentös

GnRH-Analoga führen im Gegensatz zum physiologischen Ligand zu einer Rezeptor-Down-Regulation durch „Überstimulation“ in der Hypophyse. Dadurch sinkt sie Konzentration der Gonadotropin-Hormone LH und FSH im Blut. Die Ovarien produzieren weniger Estrogen und Progesteron. Die hormonabhängigen Wucherungen schrumpfen, teilweise sogar so effektiv, dass sie mittels minimal-invasiver Eingriffe vollständig entfernt werden können. Allerdings wird Frau wird während der Therapie in eine menopausale Hormonsituation versetzt. Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Libidoverlust oder Verminderung der Knochenqualität können auftreten. Daraus resultiert ein begrenzter Behandlungszeitraum von sechs Monaten, nach Therapieende können die Myome wieder nachwachsen.

Beim Intrauterinsystem (IUS), oft als Spirale bekannt, handelt es sich um eine Kunststoffspirale, die wie ein Depot wirkend kontinuierlich Gestagene abgibt. Dadurch wird der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verringert und so myombedingte Beschwerden hinsichtlich des hohen Blutverlustes eingedämmt. Die Gestagene verringern das Wachstum der Myome allerdings nicht, im Gegenteil sollen sie – zumindest zu einem Teil – an dessen Steigerung beteiligt sein. Anwendung findet das IUS bei nicht allzu großen Myomen, die die Gebärmutterform nicht verändert haben und deren Hauptfolge starke Blutungen sind, die Anämien hervorrufen. 

Größere Relevanz und einen hormonell beinahe „gegensätzlichen“ Mechanismus hat der Selektive Progesteron-Rezeptor-Modulator (SPRM) Ulipristalacetat (UPA), den man ansonsten aus der „Pille danach“ kennt. Das molekulare Wirkprinzip bleibt auch in der Myom-Therapie das gleiche. Das UPA moduliert Progesteronrezeptoren wodurch dort die Progesteronaktivität gesenkt und so das hormonabhängige Wachstum eingedämmt wird. Estrogene und deren Einfluss, der wohl größer ist als der des Progesterons, bleiben in ihrer Aktivität ungehindert. Trotzdem zeigt die Modulation der Progesteronrezeptoren allein auch schon Effekte: Das Myom schrumpft und auch Blutungsprobleme gehen zurück. Der Vorteil gegenüber der GnRH-Analoga ist, dass die Hormonsituation durch den bleibenden Estrogenspiegel nicht in einen klimakterischen Zustand versetzt wird und trotzdem gute Ergebnisse erzielt werden. Die Behandlung eignet sich für Frauen mit späterer Familienplanung. Sowohl eine präoperative Therapie, als auch eine Intervall-Behandlung allein mit UPA ist möglich. Dabei gibt es allerdings einige Kontraindikationen zu beachten. Das Medikament darf nicht bei Gebärmutter-, Gebärmutterhals-, Eierstock- oder Brustkrebs, sowie Lebererkrankungen angewendet werden. Besonders bei der Intervall-Therapie müssen regelmäßig die Transaminasen bestimmt werden. Eine hormonelle Kontrazeption kann durch UPA gestört werden und ist während der Behandlung nicht empfohlen – es gilt auf eine nicht hormonelle Verhütungsmethode umzustellen. 



Ariane Gerlach, Apothekerin, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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