Regelfall Myom

Myome als häufige Ursache für Dysmenorrhö

Stuttgart - 01.12.2018, 10:00 Uhr

Eine sekundäre Dysmenorrhö tritt meist erst ab dem 30. Lebensjahr auf. Nach Endometriosen sind Myome eine der häufigsten Ursachen. (Foto: New Africa / stock.adobe.com)

Eine sekundäre Dysmenorrhö tritt meist erst ab dem 30. Lebensjahr auf. Nach Endometriosen sind Myome eine der häufigsten Ursachen. (Foto: New Africa / stock.adobe.com)


Chirurgisch

Eine drastische chirurgische Option der Myom-Bekämpfung ist die Gebärmutterentfernung (Hysterektomie). Diese „Totaloperation“ galt früher als Standard-Therapie bei reiferen Frauen, wird aber heute eher bei problematischen oder therapierefraktären Fällen angewandt. Dabei wird mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie), oder bei sehr großen oder multiplen Myomen (Uterus myomatosus) sogar per Bauchschnitt die Gebärmutter samt Eileiter entfernt. Die Eierstöcke bleiben erhalten, können allerdings in ihrer Funktion eingeschränkt werden. Zyklische Schwankungen von Estrogenen und Gestagenen finden noch statt, natürlich ohne eine Regelblutung. Der Eingriff setzt eine abgeschlossene Familienplanung voraus und weicht mittlerweile immer mehr den minimal-invasiven Verfahren, bei denen die Gebärmutter erhalten bleibt.

Dazu zählt beispielsweise die Myomnukleation. Der oder die Gewebeknoten werden aus der Gebärmutter entfernt, sodass auch nach dem Eingriff eine Schwangerschaft möglich ist. Drei verschiedene Operationsansätze stehen zur Verfügung: Beim hysteroskopischen Verfahren wird das Myom mittels Resektionschlinge aus der Gebärmutter abgetragen und direkt durch die Vagina der Frau entfernt. Diese Technik funktioniert nur für Myome, die sich direkt in der Schleimhaut befinden. Subseröse und intramurale Myome können durch eine Laparoskopie entfernt werden, indem das Operationsinstrument über den Bauchnabel eingeführt wird. Die beiden genannten Verfahren sind minimal-invasiv und weniger heilungsintensiv als die dritte Möglichkeit der Myomnukleation: der Bauchschnitt. Dabei wird durch einen Schnitt in die Bauchdecke die Gebärmutter freigelegt und die Myome so zugänglich gemacht.

Moderne Verfahren 

Die Myomembolisation macht sich zu Nutze, was auch in der Tumortherapie eine Rolle spielt – die Blutversorgung zur Wucherung wird gekappt. Unter Röntgen-Bildgebung werden biologisch verträgliche, winzige Kunststoffpartikel in den myomversorgenden Ast der Arteria uterina gespritzt und damit der Transport von Hormonen über die Blutbahn zum Myom unterbunden. Innerhalb von einigen Monaten sollte die Wucherungen dadurch zurückgehen. Die Gebärmutterversorgung wird dabei nicht beeinträchtigt. Dass neben der Gefahr von Verletzungen, Entzündungen oder thrombo-embolischer Ereignisse die Kunststoff-Partikel sogar in die Eierstock-Arterien gespült werden können, ist nicht auszuschließen. Da dies zu Unfruchtbarkeit führen kann, wird auch dieses Verfahren eher für Frauen mit abgeschlossen Kinderwunsch herangezogen, es sei denn, andere Therapieoptionen sind verworfen. Die Embolisation hat mit ca. 90 Prozent Ansprechrate eine recht gute Effizienz, eignet sich allerdings nicht für submuköse oder gestielte Myome. 

Die MrgFUS-Therapie – Magnetresonanz-geführter fokussierter Ultraschall, oft nur fokussierter Ultraschall genannt, ist eine nicht-invasive neuere Methode, einzelne Myome punktgenau zu entfernen. Sie kann stationär oder sogar ambulant und ohne Vollnarkose durchgeführt werden und zeigt oft zufriedenstellende Ergebnisse. Dabei befindet sich die Patientin im Kernspintomografen, in dem durch MRT-Bildgebung die ca. 4-stündige Behandlung überwacht wird. Durch fokussierte Ultraschallimpulse wird das Myomgewebe zerstört. Die Impulse wandern durch die Bauchdecke und Gewebe und erreichen durch Bündelung ihr energetisches Maximum genau am Myom. Dort entsteht eine enorme Hitze (bis zu 90°C) und zerstört das Gewebe, welches von körpereigenen Immunzellen abtransportiert wird. Myome von max. 10 cm Größe können, je nach Lage, so einzeln verkleinert werden. Dadurch sinkt der Leidensdruck in dem meisten Fällen schon ausreichend oder ein invasiver Eingriff wird erst ermöglicht. Platzangst, metallische Implantate, Schwangerschaft oder Stillzeit sind Einschränkungen für diese Therapieoption.  

Ebenfalls nicht invasiv und mit Energie arbeitend ist die Radiofrequenzablation, bei der kleine Drähtchen über die Vagina unter Vollnarkose direkt im Myom verankert werden. Über sie gelangen  energiereiche Wellen des Senders ins Gewebe und rufen dort eine Destruktion hervor. Das Prinzip ähnelt damit dem der MrgFUS-Therapie.




Ariane Gerlach, Apothekerin, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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