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BPhD zu Spahns Apotheken-Plänen
Pharmaziestudenten: Versandapotheken können ein wichtiges Zusatzangebot sein
Was sagt eigentlich der Bundesverband der Pharmaziestudierenden Deutschlands (BPhD) zu den Vorschlägen des Bundesgesundheitsministeriums zur Reformierung des Apothekenmarktes? Am vergangenen Wochenende hat sich die AG Gesundheitspolitik des Verbandes mit den Themen Apothekenhonorar und Rx-Boni beschäftigt. Der Beschluss der Studenten ist überraschend: Vom Rx-Versandverbot hält der BPhD gar nichts, die Honorar-Vorschläge Spahns werden ausdrücklich begrüßt. Rx-Boni sehen die Studierenden aber trotzdem skeptisch.
Die Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beschäftigen derzeit den gesamten Apothekenmarkt: Im ganzen Land sind Kammern und Verbände damit beschäftigt, das geplante Gesetzespaket zu bewerten. Diese Bewertung fällt den Apothekern nicht leicht: Schließlich enthält es mehrere Honorar-Erhöhungen und eine ganz neue Honorar-Komponente für pharmazeutische Dienstleistungen. Auf der anderen Seite wird die Rx-Preisbindung durch einen geplanten Boni-Deckel für EU-Versender zumindest teilweise aufgegeben. Bislang waren die Stimmen aus den ABDA-Mitgliedsorganisationen aus genau diesem Grund auch eher negativ: Die Apotheker bestehen weiterhin auf der Gleichpreisigkeit.
Aber was sagen eigentlich die Pharmaziestudierenden zu diesen Vorschlägen? Das ist keine unwichtige Frage, schließlich würden durch die Reform Richtungsänderungen eingeleitet, die den Markt über Jahrzehnte hinweg ändern könnten. Und die heutigen BPhD-Mitglieder sind die Apotheker von morgen. Die AG Gesundheitspolitik hat sich ein ganzes Wochenende mit der Thematik befasst und am vergangenen Sonntag schließlich eine Stellungnahme beschlossen, die bei so manchem etablierten Apotheker sicherlich für Aufsehen sorgt. Denn die Studierenden stehen den Spahn-Plänen grundsätzlich sehr aufgeschlossen gegenüber.
BPhD begrüßt neue Honorar-Struktur
Der wichtigste Grund für die Zustimmung des BPhD ist die Schaffung der neuen Honorar-Struktur. Zur Erinnerung: Das BMG plant, dass die Kassen mit den Apothekern Verträge über pharmazeutische Dienstleistungen über 240 Millionen Euro pro Jahr abschließen müssen. Der BPhD dazu: „Im Wesentlichen begrüßen wir die Vorschläge des BMG. Insbesondere der Aufbruch in die Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen stellt in unseren Augen eine dringend notwendige Neuausrichtung des Apothekerberufs dar.“ Das Volumen mache zwar nur einen geringen Anteil am Umsatz der Apotheken aus und „mutigere Schritte in Richtung pharmazeutische Dienstleistungen“ wären sicherlich besser aus Sicht des BPhD. Aber die Studenten sehen darin „die Chance auf einen Einstieg in zukunftsweisende und langfristig tragfähige Vergütungssysteme.“ Und weiter: Insbesondere die Sanktionierung des Nichtabschlusses von Verträgen mit der Apothekerschaft stärkt die Verhandlungsposition der Apotheker gegenüber den Krankenkassen und ermöglicht es dem gesamten Berufsstand, an der Neuausrichtung teilzuhaben.
Auch die Verdopplung der Notdienstpauschale begrüßen die Pharmaziestudenten. Allerdings glauben die Studierenden nicht, dass man die Arzneimittelversorgung auf dem Land durch Geldspritzen an Apotheken retten kann. Denn: „Wir sind überzeugt, dass nur eine konzertierte Aufwertung und Stärkung solcher Regionen einen signifikanten Einfluss auf diesen Strukturwandel hätte.“
BPhD: Rx-Versandverbot ist nicht zukunftsweisend
So weit, so gut. Allerdings haben sich die Politik-Experten des BPhD dann auch noch mit der Rolle des Versandhandels beschäftigt. Grundsätzlich begrüßen es die Studenten, dass das BMG „höhere Standards“ für den Arzneimittelversand schaffen will. Aber: „Der Versandhandel kann unserer Meinung nach für bestimmte Patientengruppen eine sinnvolle Ergänzung zur bestehenden Arzneimittelversorgung darstellen, allerdings nur, wenn er den gewohnt hohen Ansprüchen an die Arzneimittelqualität gerecht wird. Den Versandhandel verbieten zu wollen, ist unserer Auffassung nach keine zukunftsweisende Strategie. Versandapotheken können ein wichtiges Zusatzangebot in der Versorgung darstellen.“
Trotz der Anerkennung des Versandhandels sieht der BPhD nicht die Notwendigkeit, dass (EU-)Versender Rx-Boni geben dürfen, „da Versandapotheken auch über die bequeme Belieferung an die Haustür oder spezielle Patientenprogramme mit den Vor-Ort-Apotheken in Konkurrenz treten können und darüber hinaus wichtige Aufgaben für die Allgemeinheit wie die Nacht- und Notdienste nicht übernehmen.“ Dass nur die EU-Versender die 2,50 Euro geben sollen dürfen, bezeichnet der Verband als „unnötige Bevorteilung von ausländischen Versendern gegenüber deutschen Versendern oder Vor-Ort-Apotheken“. Man bevorzuge ein System ganz ohne Rx-Boni. So wie die ABDA und einige Kammern haben die Studierenden zudem Bedenken, dass die vom BMG geplante Marktanteil-Grenze für EU-Versender überhaupt durchsetzbar ist.
Und so kommen die Pharmaziestudenten zu dem Schluss:
Aus unserer Sicht steht dem Beruf des Apothekers ein grundlegender und unausweichlicher Wandel bevor, der sich vor allem auf das berufliche Leben des pharmazeutischen Nachwuchses auswirken wird. In dieser Situation bedarf es mutiger Schritte der älteren Generationen, die jetzt in den entscheidenden Positionen sitzt. Sie müssen alles daran setzen, diese Entwicklung frühzeitig mitzugestalten und den nachfolgenden Generationen optimale Startbedingungen zu ermöglichen. Entweder wir gestalten den Wandel, oder wir erleiden ihn.“
11 Kommentare
Meinung von 13 Studenten der AG Gesundheitspolitik
von Brotlose Kunst am 20.12.2018 um 20:42 Uhr
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AW: re: Meinung von 13 Studenten der AG
von Benjamin Rohrer am 21.12.2018 um 10:56 Uhr
Handy Generation
von ratatosk am 19.12.2018 um 23:02 Uhr
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Theorie und Praxis
von Dr.Diefenbach am 19.12.2018 um 20:55 Uhr
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Na, dann bleibt uns ja wohl nichts Anderes übrig ......
von Wolfgang Müller am 19.12.2018 um 14:37 Uhr
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Seltsam parallele Wortwahl bezüglich des Versandhandels
von Thomas Luft am 19.12.2018 um 12:26 Uhr
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AW: Seltsam parallele Wortwahl bezüglich
von Christian Giese am 19.12.2018 um 14:22 Uhr
Pharmaziestudium
von Stefan Meinhardt am 19.12.2018 um 10:09 Uhr
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Liebe Pharmaziestudierende
von Michael Mischer am 19.12.2018 um 9:53 Uhr
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AW: Auf den Punkt gebracht.
von Brotlose Kunst am 21.12.2018 um 4:12 Uhr
Lieber Nachwuchs
von Peter am 19.12.2018 um 9:08 Uhr
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