Vorsicht Wechselwirkungen

Was Apotheker zur Trendfrucht Pomelo wissen sollten

Stuttgart - 02.01.2019, 14:40 Uhr

Pomelos beeinflussen den Metabolismus von über CPY3A4 verstoffwechselten Arzneistoffen. (c / Foto: bergamont/stock.adobe.com)

Pomelos beeinflussen den Metabolismus von über CPY3A4 verstoffwechselten Arzneistoffen. (c / Foto: bergamont/stock.adobe.com)


Pomelos, einer Kreuzung aus Grapefruit und Pampelmuse, werden viele gesundheitsfördernde Eigenschaften nachgesagt – unter anderem wegen des hohen Vitamin-C-Gehalts. Doch ebenso wie die verwandte Grapefruit, kann die Pomelo Wechselwirkungen mit Arzneimitteln verursachen. Die enthaltenen Flavonoide, die bekannte Inhibitoren von CYP3A4 sind, können bei vielen Wirkstoffen für erhöhte Blutspiegel sorgen.

Sie sehen aus wie riesige Grapefruits und doch anders. Sie stammen meist aus Israel oder China und erfreuen sich seit einiger Zeit auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit: Pomelos. Die Pomelo ist eine Kreuzung aus Grapefruit und Pampelmuse. Ihre Schale ist hellgelb bis grünlich, sehr dick und – im Gegensatz zu der ihrer Verwandten – ungenießbar. Vor dem Essen muss die Schale der Pomelo ebenso wie die weiße Haut im Inneren der Frucht entfernt werden. Ist die Pomelo erst geschält, kann die Frucht roh verzehrt werden.

Viele positive Inhaltsstoffe

Die Pomelo enthält viel Vitamin C: 41 Milligramm auf 100 Gramm Frucht. Außerdem große Mengen an Kalium, Magnesium und Phosphat.

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Verträgt sich das?

Dass der Verzehr von Obst aber auch unerwünschte Folgen haben kann, ist vielen Menschen nicht bewusst, vor allem nicht im Zusammenhang mit der Einnahme von Arzneimitteln und dass es hier zu Wechselwirkungen kommen kann. Daher ist ein Hinweis in der Apotheke auf die entsprechenden Wirkungen verschiedener Obstsorten – gerade jetzt in der „Zitrusfrüchtezeit“ – äußerst wichtig. Warum also rufen Pomelos – wie die verwandte Grapefruit – Wechselwirkungen mit Arzneimitteln hervor?

Welche Inhaltsstoffe sind verantwortlich?

Die Inhaltsstoffe, die von größter Relevanz für Wechselwirkungen sind, ist das Flavonoid Naringin, das im Gastrointestinaltrakt enzymatisch in Naringin-Glucuronide und das Aglykon Naringenin gespalten wird, der resultierende Metabolit Naringenin sowie die Furanocumarine Bergamottin und 6‘,7‘-Dihydroxybergamottin. Sie alle hemmen das Cytochrom P450-Isoenzym CYP3A4 und beeinflussen so die Metabolisierung bestimmter Arzneistoffe, was deren Wirkspiegel erhöht. Die Inhibition von CYP3A4 beschränkt sich allerdings auf gastrointestinales CYP3A4 und lässt hepatisches CYP3A4 unbeeinflusst, sofern die Produkte in üblichen Mengen konsumiert werden. Daher nimmt die Resorption und systemische Exposition (Cmax und AUC) von ansonsten in der Darmwand exzessiv metabolisierten CYP3A4-Substraten zu, während die hepatische Clearance und systemische Halbwertszeiten unbeeinflusst bleiben. Somit sind diese Interaktionen auch nur für oral verabreichte Arzneistoffe, nicht aber für andere Applikationsarten relevant. Die Auswirkungen der Interaktion sind besonders ausgeprägt bei Wirkstoffen, die eine niedrige orale Bioverfügbarkeit aufweisen. Zudem wurden auch Auswirkung auf P-Glykoprotein (führt zu erhöhter oralen Bioverfügbarkeit) und den organischen Anionentransporter OATP 1A2 (schlechtere Bioverfügbarkeit) beschrieben. Die größte klinische Relevanz hat jedoch die CYP-Inhibition.

Was rät man den Patienten?

Es handelt sich bei Pomelos oder Grapefruit nicht um ein standardisiertes Produkt, daher ist eine  Toleranzgrenzen-Empfehlung kaum möglich. Bei folgenden Wirkstoffen sollte daher der Genuss von Pomelos und Grapefruit beziehungsweise deren Saft ganz gemieden werden: Simvastatin, Lovastatin (HMG-CoA-Reduktasehemmer), Verapamil, Nifedipin, Amlodipin, Felodipin, Nisoldipin und Nitrendipin (Calciumantagonisten) sowie bei Terfenadin, Ciclosporin und Midazolam. Bei gleichzeitiger Einnahme mit dem Antikoagulans Phenprocoumon kann Naringin die Blutungsneigung erhöhen.

Bei Grapefruitsaft ist bekannt, dass die Wirkung eines einzelnen Glases über den Tag hinweg anhalten kann. Darauf sollten Patienten hingewiesen werden. Von einer zeitversetzten Grapefruitsaftzufuhr am Abend ist daher bei zum Beispiel morgendlicher Arzneimitteleinnahme abzuraten. Die Wirkung des Grapefruitsaftes kann sogar auch, wenn der Konsum regelmäßig erfolgt, über mehrere Tage anhalten.



Cornelia Neth, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

DOAKs

von Dr Schweiker-Wehner am 02.01.2019 um 15:59 Uhr

Auch Rivaroxaban und Apixaban werden über CYP 3A4 verstoffwechselt: Blutungsgefahr. Routinemessung fehlanzeige. Gibt es leider auch bisher keine Studie zu der Interaktionsrelevanz. Also CAVE!

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