Novartis-Chef Vas Narasimhan im CNBC-Interview

„Wer heilt, statt nur zu behandeln, wird erfolgreich sein“

München - 09.01.2019, 07:00 Uhr

Der Chef des Schweizer Pharmakonzerns Novartis,
Vas Narasimhan, geht von großen Veränderungen in der Pharmabranche aus. (Foto: picture alliance / AP Photo)

Der Chef des Schweizer Pharmakonzerns Novartis, Vas Narasimhan, geht von großen Veränderungen in der Pharmabranche aus. (Foto: picture alliance / AP Photo)


Dass der Chef des Schweizer Pharmakonzerns Novartis, Vas Narasimhan, das Unternehmen neu ausrichtet und den Fokus auf innovative Medikamente richtet, ist bekannt. Nun geht der Topmanager aber einen Schritt weiter: In einem Interview sagte er, dass künftig vor allem jene Pharma- und Biotechfirmen erfolgreich sein werden, die Heilung anstelle einer dauerhaften Behandlung von Krankheiten bieten.

Bei Novartis nimmt der Paradigmenwechsel konkrete Formen an. Vas Narasimhan, Vorstandsvorsitzender des Baseler Pharmakonzerns, gab am Rande der jährlichen J.P. Morgan Healthcare Conference in San Francisco dem Wirtschaftsnachrichtensender CNBC ein Interview, in dem er skizzierte, wie erfolgreiche Pharmaunternehmen künftig aufgestellt sein sollten – und damit auch Novartis. Demnach ist er davon überzeugt, dass in Zukunft vor allem jene Unternehmen in der Gunst von Verbrauchern und Investoren vorne liegen, die eine wirkliche Heilung von Krankheiten anbieten und nicht nur eine dauerhafte Behandlung von chronischen Krankheiten. Wörtlich sagte er: „Wenn Sie ein Unternehmen sind, das Patienten konsequent Heilung bringt, sind Sie gut positioniert, um erfolgreich zu sein.“

Novartis-Chef erwartet nachhaltige Veränderungen

Diese Entwicklung dürfte auch für Novartis nachhaltige Veränderungen mit sich bringen. So sagte Narasimhan, dass sich der Konzern möglicherweise von der Vorstellung trennen müsse, dass ausschließlich profitable Medikamente - die oft deswegen lukrativ seien, weil sie chronische Krankheiten behandeln, aber nicht heilen – die Möglichkeit bieten, um im Pharmageschäft erfolgreich zu sein.

Entwicklung zunehmend in Richtung Gen- und Zelltherapien

Mittlerweile gehe die Entwicklung zunehmend in Richtung Gen- und Zelltherapien. „Ich glaube, dass es viele Krankheiten gibt, die wir mit diesen Technologien bekämpfen und wirklich heilen können“, sagte Narasimhan, der im Februar 2018 die Position des CEO übernahm, in dem CNBC-Interview. Eine Herausforderung sei, für diese neuartigen Therapien entsprechende Zahlungs- beziehungsweise Finanzierungssysteme zu finden.

Novartis stellt sich schon seit einer Weile neu auf

Novartis hat in der jüngeren Vergangenheit bereits begonnen, sein Portfolio zu überarbeiten. So wurden Aktivitäten abgestoßen, die nicht mehr dem Kerngeschäft zugerechnet wurden. Medienberichte, die Novartis zunächst dementierte, spekulierten über eine Abspaltung der Generikasparte Sandoz/Hexal. Die auf Augenheilmittel spezialisierte Tochtergesellschaft Alcon wird ausgegliedert und soll an die Börse gebracht werden. Auch aus der Antibiotikaforschung hat Novartis sich verabschiedet.


Akquisitionen im Onkologiebereich

Im Gegenzug hat der Pharmakonzern zwei bedeutende Akquisitionen im Onkologiebereich getätigt: 2017 hat Novartis für 3,9 Milliarden Dollar den französischen Radiopharma-Spezialisten Advanced Accelerator Applications übernommen; im vergangenen Jahr haben sich die Schweizer dann für 2,1 Milliarden Dollar das US-Biopharmaunternehmen Endozyte dazugeholt. „Wir steigen in die Zell- und Gentherapie ein. Durch den Endozyte-Deal verfügen wir nun über eine Plattform namens Radioligand-Therapie", sagte Narasimhan. Dabei würden Wirkstoffe, die spezifisch den Krebs behandeln, mit einem radioaktiven Partikel verbunden. Diese Kombination habe bei einem neuroendokrinen Tumor gut funktioniert. „Wir denken, dass das auch bei Prostatakrebs funktionieren könnte. Offen gesagt, denken wir, dass es bei vielen anderen soliden Tumorarten funktionieren könnte“, so der Novartis-CEO.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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