Vor der ABDA-Mitgliederversammlung

Das größte vorstellbare Dilemma für die Apotheker

Berlin - 17.01.2019, 07:00 Uhr

Wie geht es weiter? ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und DAV-Chef Fritz Becker müssen bei der heutigen ABDA-Mitgliederversammlung eine schwierige Debatte über die Zukunft der Apotheken führen. (s / Foto: Schelbert)

Wie geht es weiter? ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und DAV-Chef Fritz Becker müssen bei der heutigen ABDA-Mitgliederversammlung eine schwierige Debatte über die Zukunft der Apotheken führen. (s / Foto: Schelbert)


Zwei Blöcke formieren sich

Der Rx-Versandverbot-Block. Es gibt nicht wenige Apotheker, die den Spahn-Vorschlag nicht nur ablehnen, sondern durch ihn sogar verärgert sind. Denn die Pharmazeuten fühlen sich ganz einfach erpresst: Bestes Beispiel ist Saarlands Verbandschefin Claudia Berger, die sagte: „Wir Apotheker lassen uns nicht kaufen.“ Ärger gibt es aber auch, weil Spahn die Apotheker unter Druck gesetzt hat: Wenn sie nicht das gesamte Paket haben möchten, dann werde er nicht mehr viel „Kraft“ für andere Aufgaben im Apothekenbereich haben, soll er gesagt haben.

Und genau aus diesem Ärger ziehen sich einige ABDA-Mitglieder jetzt wieder auf die Kernforderung der Apotheker zurück: das Rx-Versandverbot. In großen Kammern wie Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein und Bayern spielt das Verbot nach wie vor eine große Rolle. Die Apotheker verweisen dabei auch auf den Widerstand gegen Spahn aus der Politik, teilweise aus den eigenen Reihen. So kündigten beispielsweise mehrere Fraktionskollegen Spahns im Bundestag Protest gegen die Rx-Boni an, auch Saarlands Finanzminister Peter Strobel (CDU) legte Widerspruch ein.

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Der „Ja, aber…“-Block. Insbesondere die Apothekerverbände sehen in dem Paket auch Chancen. Schon im Dezember sagte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, dass es sich lohne, sich intensiv damit auseinanderzusetzen. Wie man nun hört, hat Schmidt in dieser Position prominente Unterstützer: Sowohl DAV-Chef Fritz Becker als auch sein Vize Dr. Hans-Peter Hubmann aus Bayern, aber auch Niedersachsens Verbandspräsident Berend Groeneveld sollen schon bei der letzten Mitgliederversammlung darauf hingewiesen haben, dass man so einzigartige Entwicklungschancen nicht einfach links liegen lassen dürfe.

Hinzu kommen einige weitere Verbände und Kammern, die noch nicht ausschließen wollen, die für die Apotheker negativen Teile aus dem Paket herauszubekommen. Obwohl Spahn den Apothekern signalisiert hat, sein Paket gebe es nur als „Gesamtlösung“, machen sich einige ABDA-Mitglieder noch die Hoffnung, dass man die Rx-Boni im SGB V sogar gänzlich verbietet oder bei einer solchen Überführung bestenfalls im Rahmen einer Bagatellgrenze duldet. Davon auszugehen ist, dass die ABDA den Vertretern aus Kammern und Verbänden am heutigen Donnerstag eine Beschlussvorlage vorlegt, die dann besprochen und gegebenenfalls verändert wird.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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7 Kommentare

Schmidt und Co

von Conny am 17.01.2019 um 13:31 Uhr

Zeigt heute endlich mal Eier !

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Trump, Brexit, Gelbe Westen, Europa- und Landtagswahlen ... und unwillige Apotheker ...

von Christian Timme am 17.01.2019 um 13:22 Uhr

Vor diesem Hintergrund wird der "Sturm im Erlenmeyerkolben" wohl ausbleiben. Der letzte "Aufstand" vom "bröckelnden A" wird wohl nur "auf dem Papier" stattfinden. Auch die Mitgliedsorganisationen werden aus gutem Grund die ABDA "nicht verbrennen". Spahn hat also nichts zu befürchten ... Deutschland ist nicht Frankreich. Spahn wird zum "Überflieger" ... Macron zum "Fußgänger". Und die kommenden 4% Umsatzverlust, natürlich ohne Zeitangabe, was soll es ... Kreide beginnt zu schmecken ... alles nur eine Frage der Zeit ...

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RxVV

von Michael Zeimke am 17.01.2019 um 10:17 Uhr

Ich glaube der Präse hat den Mund zu voll genommen.

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Einziger gangbarer Weg ist ein RX-Versandverbot

von RX-Versandverbot am 17.01.2019 um 9:35 Uhr

Schaut Euch in Europa um - fast überall gibt es ein RX-Versandverbot! Arzneimittel sind einfach eine besondere Ware und dem ist seitens des Gesetzgebers Rechnung zu tragen, Gleichpreisigkeit und Arzneimittelsicherheit und Sicherstellung der Versorgung und Erhalt der zahlreichen Arbeitsplätze geht NUR DURCH ein RX-Versandverbot! Kollegen, laßt Euch nicht vorführen, locken oder abspeisen - es steht zuviel auf dem Spiel !

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RxVV

von regenriese am 17.01.2019 um 8:40 Uhr

Sorry, aber das RxVV ist wohl politisch tot und nach einer Neuwahl wird es nicht wahrscheinlicher mit einer grünen BMG-Ministerin. Wenn es dafür in Berlin keine Mehrheit gibt, interessieren auch niemand mehr Gutachten dazu.
Auch dieser Artikel ist wieder falsch, ob die ABDA zustimmt oder nicht ist der Politik relativ wurscht würde ich sagen.

Es ist jetzt nicht die Zeit in Personal- und Strukturdebatten zu verfallen. Bei einer neuen Spitze wäre die Situation nicht anders. Nur die Gleichpreisigkeit komplett aufzugeben ist ein schlechter Witz, das ist noch schlechter als der alte SPD-Vorschlag. Das kann schlecht der Vorschlag eines CDU-Ministers sein !!
Nur jede Regelung ist besser als die jetzige Situation und wir haben den Druck das jetzt etwas geregelt wird, denn wenn schwarz-grün regiert fassen die die Regelungen nicht an. aber haben wir bis dahin keine Regelung, werden auch die sich auf keine einigen können.

Die Versender freuen sich wenn wir blockieren und Spahns RxVV auf dem Weg zur nächsten Wahl versandet.

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AW: RxVV

von Anita Peter am 17.01.2019 um 8:49 Uhr

"Sorry, aber das RxVV ist wohl politisch tot"

Habe ich bisher nur von Jens Spahn gehört. Aus dem Munde anderer Gesundheitspolitiker der CDU / CSU hört sich das ganz anders an.

Warum zieht Spahn nicht die Länderkarte? Damit kann er den Versand erhalten UND die Gleichpreisigkeit behalten. Apotheken in Fremdbesitz dürfen an der RX Versorgung nicht teilnehmen. Länder in denen Fremdbesitz erlaubt ist, werden von der Liste genommen.

AW: RxVV

von Karl Friedrich Müller am 17.01.2019 um 8:50 Uhr

Spahns Vorschlag ist gut für die Versender, für sonst niemanden. Dass er dabei uns unter Druck setzen will mit Unterstützung der ABDA geht gar nicht.
Der "Vorschlag" oder besser versuchte Erpressung muss rundweg abgelehnt werden. Ach deshalb, weil er tatsächlich dem recht widerspricht und die das RxVV.
Dass unsere sogenannte Standesvertretung uns an der Nase herumführen will, kann nur in einem Rücktritt enden.

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