Pharmacon Schladming

Warum es unter NOAK mehr Magen-Darm-Blutungen gibt

Schladming - 23.01.2019, 11:45 Uhr

Professor Edelgard Lindhoff-Last beim Pharmacon in Schladming. (m / Foto: cst)

Professor Edelgard Lindhoff-Last beim Pharmacon in Schladming. (m / Foto: cst)


Substanzspezifische Unterschiede und mehr Hirnblutungen unter Warfarin

Laut Lindhoff-Last gelangen die NOAK bereits als aktive Substanzen in den Magen-Darm-Trakt, auch das Prodrug Dabigatran werde dort aktiviert und gelange nur zu 6 Prozent ins Blut. Befänden sich Läsionen im Magen-Darm-Trakt bluteten diese schnell. Deswegen werden auch NOAK bei Patienten mit gastrointestinalen Tumoren zur Thromboseprophylaxe nicht empfohlen, so Lindhoff-Last. Bei den Patienten mit akuter venöser Lungenembolie habe es keine Unterschiede zwischen NOAKs und Warfarin hinsichtlich schwerer gastro-intestinaler Blutungen gegeben. 

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Allerdings gibt es offenbar substanzspezifische Unterschiede. Die Medizinerin präsentierte dazu Anwendungsdaten bei Patienten mit Vorhofflimmern, die von einer deutschen Krankenkasse stammen. Der Vergleich erfolgte hier gegen Phenprocoumon. Demzufolge scheint der Nachteil hinsichtlich der gastro-intestinalen Blutungen bei Rivaroxaban besonders ausgeprägt zu sein, bei Dabigatran konnte man nahezu keinen Unterschied feststellen und Apixaban ist zumindest diesen Daten zufolge das einzige NOAK, das weniger Blutungen im Magen-Darm-Trakt verursacht als Phenprocoumon.

Bei Vitamin-K-Antagonisten fehlt Faktor VII

Auch warum die Vitamin-K-Antagonisten bezüglich der intrakraniellen Blutungen in den Studien schlechter abschneiden als die NOAK, erklärte Lindhoff-Last. Bei der Gabe der Vitamin-K-Antagonisten werde Faktor VII nur unzureichend gebildet – die Synthese ist abhängig von Vitamin K. Zur Blutungsstillung im Gehirn sei dieser Faktor VII aber erforderlich, so die Gerinnungsspezialistin. In der Folge treten bei Vitamin-K-Antagonisten vermehrt Hirnblutungen auf. Hinsichtlich der Hirnblutungen seien in den Anwendungsbeobachtungen aus Deutschland im Vergleich zu Phenprocoumon alle NOAK überlegen gewesen, substanzspezifische Unterschiede wie bei den Blutungen im Magen-Darm-Trakt habe man in den Daten der Kassenpatienten aus Deutschland nicht gesehen.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Real live Daten

von Dr Schweikert-Wehner am 23.01.2019 um 13:55 Uhr

1. Studie aus Deutschland mit Daten aus 3 AOKs; NOAKs vs. VKA (99,41% Phenprocoumon/ 0,58% Warfarin); 179.429 Patienten mit VHF; Ergebnisse: mehr Ereignisse unter Blutungen unter DOAKs; höhere Sterblichkeit (IRR: 1,22; 95KI: 1,17-1,28) Fazid der Autoren: A VKA therapy seems to be more effective and safer than a NOAC therapy in a real-world cohort of German AF patients.
2. Studie aus GB mit Zahlen aus 2 Datenbanken der UK Primary; NOAKs vs. Warfarin (100%); u.a. 103.270 Patienten mit VHF; Ergebnisse: generell vergleichbar mt Zulassungsstudien, aber höhere Sterblichkeit bei Rivaroxaban: (1,19; 95%KI: 1,09-1,29) Apixaban, alle Stärken: (1,13; 95%KI: 1,01-1,25) Fazid der Autoren: Rivaroxaban and low dose apixaban were, however, associated with invreased risks of all cause mortility compared with warfarin.

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