Arzneimittel-Versandhandel

Lauterbach rühmt sich mit fremden SPD-Federn

Berlin - 31.01.2019, 11:30 Uhr

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach gibt an, den SPD-Vorschlag zum Rx-Versandhandel entworfen zu haben. Dabei stammt er aus zwei anderen SPD-Büros. (Foto: Imago)

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach gibt an, den SPD-Vorschlag zum Rx-Versandhandel entworfen zu haben. Dabei stammt er aus zwei anderen SPD-Büros. (Foto: Imago)


Der SPD-Gesundheitsexperte Prof. Dr. Karl Lauterbach erklärte auf einer Pressekonferenz am gestrigen Mittwoch in Berlin erneut seine Vorliebe zum Versandhandel. Außerdem wolle die Große Koalition die Versorgung „massiv digitalisieren“. Was die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geplante Apothekenreform betrifft, zeigte sich der SPD-Politiker optimistisch. Es fiel aber auf: Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion rühmt sich mit fremden Federn.

Regelmäßig lädt der SPD-Politiker Karl Lauterbach Journalisten zu einem Pressegespräch ein, in dem es um die aktuelle Gesundheitspolitik geht. Der Ablauf dieser Gespräche ist immer gleich: Lauterbach erklärt, an welchen Projekten die Große Koalition arbeitet und wird dabei nicht müde zu erwähnen, wie groß die Anteile der Sozialdemokraten – und insbesondere seine eigenen – an den geplanten Neuregelungen sind. Am gestrigen Mittwoch hat Lauterbach es mit der Eigenwerbung allerdings etwas übertrieben. Es ging um den Arzneimittel-Versandhandel.

Der SPD-Politiker und Mediziner wurde gefragt, wie er denn das von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgeschlagene Eckpunkte-Papier und die Antwort der ABDA darauf bewerte. Seine Replik: „Eine ganz ähnliche Maßnahme hatten Georg Nüßlein und ich in der letzten Legislaturperiode ja gemeinsam vorbereitet. Insofern freue ich mich, dass Spahn diesen Vorschlag nun aufgegriffen hat.“ Doch das stimmt so nicht. Richtig ist, dass es aus der SPD-Bundestagsfraktion einen sehr konkret formulierten Gesetzesvorschlag zur Lösung des Versandhandelskonfliktes gab. Dieser hatte auch in der Tat gewisse Ähnlichkeiten mit dem Spahn-Plan: Geplant war nämlich, einen Rx-Boni-Deckel im SGB V, also im Sozialrecht, zu verankern – in der Hoffnung, dass die Regelung dort europarechtskonformer als in der Arzneimittelpreisverordnung ist.

Aber dieser Vorschlag kam nicht von Lauterbach. Vielmehr waren es die beiden SPD-Gesundheitsexperten Sabine Dittmar und Edgar Franke, die diese Idee ins Spiel brachten und einen konkret ausformulierten Gesetzesvorschlag vorlegten. DAZ.online liegt das Papier der beiden SPD-Abgeordneten noch vor, die beiden Büros verschickten es am 16. Februar 2017. Auch inhaltlich ist Lauterbachs Aussage anzuzweifeln: Denn richtig ist, dass der CSU-Gesundheitsexperte Georg Nüßlein und er zwei Fachgespräche veranstalteten, bei denen sie einen Kompromiss zwischen Apothekern und Versandhändlern moderieren wollten. Nüßlein selbst hat sich in DAZ.online-Interviews aber stets für das Rx-Versandverbot ausgesprochen und das Vorgehen der SPD in der Sache kritisiert.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

SPD pur

von Victor Elsäßer am 01.02.2019 um 8:47 Uhr

Man sieht wie verzweifelt die SPD ist und sein muss, denn die will nur gute Sachen gemacht haben und nennt die neuen Gesetze sogar gut, stark und sowas.

Leute es wäre 10 mal sinnvoller ehrlich zusagen: Die Agenda 2010 war scheiße und wir versuchen es besser zu machen. Dann dazu normale Gesetzesnamen!!

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Tja der Fliegen Karle

von Stefan Haydn am 31.01.2019 um 19:34 Uhr

Er macht sich halt die welt, wie sie ihm gefällt.
Spricht Bände über seinen Charakter und Geltungsdrang.
Für Apotheker aber keine neue Erkenntnis

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