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Software, Scanner, Nutzungsgebühren
Freie Apotheker: Staat soll Securpharm-Kosten übernehmen
Für die Apotheker ist die Umsetzung der EU-Fälschungsschutzrichtlinie nicht nur eine aufwendige, sondern auch eine kostspielige Angelegenheit. Einige Software-Anbieter fordern Extra-Gebühren, die Registrierung kostete Geld – von der Mehrarbeit ganz zu schweigen. Der Verein Freie Apothekerschaft protestiert nun: Es sei nicht zumutbar, dass die Apotheker solche Allgemeinwohlaufgaben aus der eigenen Tasche finanzieren müssen.
Seit dem vergangenen Wochenende wird in Deutschland das EU-Fälschungsschutzsystem umgesetzt, hierzulande heißt es Securpharm. Hersteller, Apotheker und Großhändler hatten jahrelang an der Einrichtung des Systems, das zu mehr Sicherheit in der Arzneimittel-Lieferkette führen soll, gearbeitet. Nach und nach landen in den Apotheken nun immer mehr Packungen, die von den Herstellern mit dem neuen 2D-Code bedruckt wurden.
Doch die Teilnahme der Apotheken an dem Sicherheitssystem ist mit Kosten und Mehrarbeit verbunden. Da wären zum Beispiel 20 Euro für das sogenannte N-ID-Zertifikat, das jede Apotheke benötigt, um sich beim nationalen Sicherheitssystem zu registrieren. Hinzu kommt eine monatliche Nutzungsgebühr von 10 Euro pro Apotheke, die an die ABDA-Tochter NGDA gezahlt werden muss. Des Weiteren mussten sich viele Apotheken erst die nötigen Scanner zulegen. Die Software-Anbieter mussten ihre Systeme umstellen – einige Anbieter verlangten dafür Aufschläge, andere nicht.
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Aufwand und somit Personalkosten steigen
Und dann wären da natürlich die Personalkosten: Die Umsetzung von Securpharm kostet Zeit – schließlich muss jede Packung vor der Abgabe gescannt werden. Viele Apotheken nahmen in den vergangenen Wochen auch an Schulungen oder Online-Seminare der Software-Anbieter teil, um gut auf den Start vorbereitet zu sein. Eine finanzielle Unterstützung für die Apotheker für solche Ausgaben ist nicht vorgesehen.
Der Verein Freie Apothekerschaft will das ändern. In einer Mitteilung heißt es: „Schon wieder müssen die Apotheken gesetzliche Maßnahmen unter dem Deckmantel von ‚Allgemeinwohlaufgaben‘ aus eigener Tasche bezahlen.“ Dr. Helma Gröschel, 1. Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, meint: „Das ist nicht zumutbar. Da es sich bei dieser Kontrolle in erster Linie um verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt, muss der finanzielle Aufwand vom Staat und von den Krankenkassen übernommen werden.“
Freie Apotheker: Großhändler enger einbinden
Wie viel jede Apotheke in die Umsetzung von Securpharm investieren musste, ist unklar und aufgrund der unterschiedlichen Strukturen schwer nachvollziehbar. Der Verein Freie Apothekerschaft rechnet nun aber vor, dass der Investitionsaufwand zum Beispiel für neue Scanner „bei den meisten Apotheken im höheren vierstelligen Bereich“ liege. Die monatlichen Zahlungen an die NGDA stören die Freien Apotheker ebenfalls: Die „sogenannte Standesvertretung der Apotheker“ habe damit eine „weitere unendlich sprudelnde Einnahmequelle erschlossen“, heißt es in der Mitteilung.
Der Verein beschwert sich auch darüber, dass im Großhandel – im Gegensatz zur Apotheke – nicht alle Packungen einzeln gescannt werden müssen. Zur Erklärung: Die Großhändler mussten ihre Werke auch komplett umrüsten und sich an das nationale System anschließen. Sie müssen allerdings nur bestimmte Packungen scannen. Die Freien Apotheker erklären in ihrer Mitteilung, dass der Großhandel „keine Kontrollen“ durchführen müsse, was nicht richtig ist. Trotzdem wünscht sich der Verein, dass auch die Grossisten enger an das System angebunden werden, schließlich würden die Händler direkt von den Herstellern beliefert, bei eventuellen Fälschungen würden diese Arzneimittel also erst gar nicht in den Apothekenkreislauf kommen, heißt es.
Gröschel sieht die Nicht-Vergütung der neuen Securpharm-Leistungen auch in Zusammenhang mit dem Stillstand beim Fixhonorar. Wörtlich erklärt sie: „Ein finanzieller Ausgleich bei dem erheblichen täglichen Aufwand ist nun dringend erforderlich. Nicht nur, dass die Apotheken durch die Krankenkassen hinsichtlich des Packungshonorars seit 14 Jahren von der Inflationsrate abgekoppelt werden, mit dieser neuen geforderten Umsetzung als Kontrollorgan wird das Apothekenhonorar schon wieder erheblich gekürzt.“
4 Kommentare
Kostenlos geht’s nicht
von Stefan Schwenzer am 15.02.2019 um 11:21 Uhr
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.."wer ist der Hauptschuldige ?"
von Jochen Eichholtz am 15.02.2019 um 11:07 Uhr
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zu spät?!
von Jan Kusterer am 15.02.2019 um 10:01 Uhr
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Sinkende Rohgewinne und (finanzieller) Mehraufwand, das geht nicht zusammen
von Armin Spychalski am 15.02.2019 um 8:54 Uhr
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