Kuck schreibt an Politiker

Noweda: Sofortiges Rx-Versandverbot ist die „einzig richtige Reaktion“

Berlin - 13.03.2019, 12:00 Uhr

Der Großhandel investiert, um die hohen GDP-Anforderungen zu erfüllen, EU-Versender packen einfache Post-Päckchen – wo bleibt da der Patientenschutz? Das fragt Noweda-Chef Michael P. Kuck zahlreiche Politiker. ( r / Foto: Noweda)

Der Großhandel investiert, um die hohen GDP-Anforderungen zu erfüllen, EU-Versender packen einfache Post-Päckchen – wo bleibt da der Patientenschutz? Das fragt Noweda-Chef Michael P. Kuck zahlreiche Politiker. ( r / Foto: Noweda)


Derzeit werden die Weichen für eine Apotheken-Reform gestellt. Union und BMG haben sich auf ein komplettes Rx-Boni-Verbot verständigt – nun muss sich zeigen, ob die SPD mitzieht. Indessen hat die Noweda Bundestagsabgeordnete und Gesundheitspolitiker der Länder angeschrieben. Die Apothekergenossenschaft betont erneut: Die „einzig richtige Reaktion“ auf das EuGH-Urteil vom Oktober 2016 sei das Rx-Versandverbot. Zugleich präsentiert die Noweda eine neue Internetdomain, die das Apothekensterben in Deutschland visualisiert.

In den kommenden Tagen wird sich weisen, wohin der Weg für die Apotheken geht. Noch im Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung sollen Regelungen geschaffen werden, die den seit Oktober 2016 ungleichen Wettbewerb zwischen ausländischen Versendern und deutschen Vor-Ort-Apotheken einfangen sollen. Das noch im Koalitionsvertrag angestrebte Rx-Versandverbot scheint vom Tisch. Doch zumindest die Gleichpreisigkeit soll nach dem Willen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sichergestellt werden – über ein in § 129 SGB V geregeltes Rx-Boni-Verbot.

Der Vorstandsvorsitzende des Pharmagroßhändlers Noweda , Dr. Michael P. Kuck, lässt dennoch nichts unversucht, nochmals für das Rx-Versandverbot zu werben. Mit einem Schreiben hat er sich nun an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages und an Gesundheitspolitiker der Länder gewandt. Darin zeigt er einmal mehr die Gefährdung der Vor-Ort-Apotheken – deren Bedeutung für die soziale Infrastruktur nicht überschätzt werden könne – durch den ausländischen Versandhandel auf. Dazu weist Kuck eindringlich auf das Wachstum der EU-Versender und die schwindende Apothekenzahl in Deutschland hin. Um das Ausmaß des Rückgangs zu verdeutlichen, hat die Noweda nun unter www.apotheken-sterben.de eine animierte Deutschlandkarte veröffentlicht, die die Apothekenschließungen seit 2016 animiert anzeigt und die ab sofort ständig aktualisiert werden soll.

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„Vor diesem Hintergrund ist es aus unserer Sicht völlig unverständlich, dass von politischer Seite in den letzten Jahren praktisch nichts unternommen wurde, um die soziale Infrastruktur der Vor-Ort-Apotheken schnell, wirksam und vor allem zukunftssicher zu schützen“, heißt es in dem Brief. Es verstärke sich im Gegenteil sogar der Eindruck, es sei wichtiger, die Geschäftsmodelle der ausländischen Versender nicht zu beschädigen. Dabei sei auch unter dem Gesichtspunkt des Patientenschutzes die Vorzugsbehandlung für ausländische Versender nicht zu verstehen – man denke etwa an die Transportbedingungen bei hochsommerlichen Temperaturen.

Keine stichhaltigen Gründe, EU-Versender zu unterstützen

Kuck: „Um die Zukunft der Vor-Ort-Apotheken mit all ihren Dienstleistungen und Vorteilen für die Bevölkerung zu sichern, wäre die einzig richtige, dem Wohl der Patienten in Deutschland verpflichtete Reaktion, mit sofortiger Wirkung ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Artikeln auszusprechen“. Doch der Noweda-Chef nennt nun auch eine „zweitbeste Lösung“, sofern man sich nicht zum Rx-Versandverbot durchringen könne: die vollständige Wiederherstellung der Gleichpreisigkeit für rezeptpflichtige Arzneimittel. „Warum auch sollte es ausländischen Arzneimittelversendern gestattet sein, die Preise der deutschen Vor-Ort-Apotheken zu unterbieten, wenn damit mittelfristig die soziale Infrastruktur der Arzneimittelversorgung zerstört wird?“, so Kuck in dem fast fünfseitigen Schreiben.

„Es gibt keine stichhaltigen Gründe, ausländische Versender zu Lasten der deutschen Vor-Ort-Apotheken zu unterstützen“, betont der Nowda-Vorstandsvorsitzende. Weder das „Spar-Argument“ noch das „Modernitäts-Argument“ zieht aus seiner Sicht. Was letzteres betrifft, also dass Menschen nicht verwehrt werden dürfe, Arzneimittel über das Internet zu bestellen, verweist er auf die Botendienste sowie auf das eigene Projekt für eine zentrale Bestellplattform, das im April online gehen soll. Kuck räumt allerdings ein, dass diese Plattform eine gewisse Zeit benötigen werde, um den notwendigen Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung zu erreichen – industriell aufgestellte Versender wie DocMorris oder Shop-Apotheke seien hier weit voraus.

Abschließend appelliert Kuck an die Politiker: „Bitte setzen Sie sich daher für das Versandverbot rezeptpflichtiger Arzneimittel ein, zumindest aber für die nachhaltige Wiederherstellung der Gleichpreisigkeit rezeptpflichtiger Arzneimittel“. 



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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3 Kommentare

Noweda klare Worte

von Conny am 13.03.2019 um 20:37 Uhr

Und trotzdem nehmen viele Kollegen:) Noweda nur als Zweitlieferant und geben das Geld den Kapitalisten. Viele haben es auch gar nicht anders verdient was jetzt kommt. Der letzte Apothekertag war ein Musterbeispiel der Unfähigkeit vieler Apotheker !

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RX- Versandverbot oder Gleichpreisigkeit im SGB

von Hermann Eiken am 13.03.2019 um 16:13 Uhr

Natürlich wäre es sinnvoll und logisch für Humanarzneimittel analog zu den Tierarzneimitteln ein Versandverbot zu erlassen.- Sind sie etwa unproblematischere Medikamente??- Richtigerweise hat Dr. Kuck festgestellt, er habe den Eindruck, der Politik sei es wichtiger, "die Geschäftsmodelle der ausländischen Versender nicht zu beschädigen, als dafür Sorge zu tragen, dass insbesondere alte und kranke Menschen auch in Zukunft durch Vor-Ort-Apotheken in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft persönlich versorgt werden können." Eine solche Güterabwägung müsste doch jeden Verantwortung tragenden Politiker zum Nachdenken bringen, zumal von einer Kontrolle der ausländischen Versender analog deutscher Apotheken keine Rede sein kann.
Deshalb sollte, wenn es nur zu einer Gesetzgebung reicht, die die Gleichpreisigkeit beinhaltet, eine ergänzende Liste von OTC- und RX-Arzneimitteln erstellt werden, die nicht über den Versandweg verkauft und befördert werden dürfen.
Diese Auflistung sollte auf jeden Fall alle thermoempfindlichen und alle mit Abhängigkeitspotential belasteten Arzneimittel, wie Schmerzmittel, Nasensprays oder Abführmittel u.a. enthalten. Solche Medikamente sind auf keinen Fall für den Versand geeignet, da sie besonderer Beratung bedürfen.
Wenn es dazu kommen sollte, dass vielleicht Folgerezepte erlaubt würden, sollten auch diese nur in den Vor-Ort-Apotheken einlösbar sein, in denen der Patient Stammpatient ist.-- Im Versand käme es sicher zu Wildwestmanieren.

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Danke für die klaren Worte

von Karl Friedrich Müller am 13.03.2019 um 12:35 Uhr

„Vor diesem Hintergrund ist es aus unserer Sicht völlig unverständlich, dass von politischer Seite in den letzten Jahren praktisch nichts unternommen wurde, um die soziale Infrastruktur der Vor-Ort-Apotheken schnell, wirksam und vor allem zukunftssicher zu schützen“, heißt es in dem Brief. Es verstärke sich im Gegenteil sogar der Eindruck, es sei wichtiger, die Geschäftsmodelle der ausländischen Versender nicht zu beschädigen. Dabei sei auch unter dem Gesichtspunkt des Patientenschutzes die Vorzugsbehandlung für ausländische Versender nicht zu verstehen – man denke etwa an die Transportbedingungen bei hochsommerlichen Temperaturen."

Jawohl - einig das RX Versand Verbot ist die richtige Maßnahme. Die Versender haben es provoziert und brauchen gar nicht rumzuheulen.
Es wird Zeit, jedem Politiker klar zu machen, was mit der Unterstützung ausländischer Konzerne angerichtet wird:

SCHADEN FÜR DAS VOLK

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