Bilanz 2018

OTC: Zur Rose plus 72,5 Prozent, Apotheken plus 3,4 Prozent

München - 21.03.2019, 12:45 Uhr

Der Schweizer Pharmahandelskonzern Zur Rose (DocMorris-Mutterkonzern) will seinen Umsatz bis 2022 verdoppeln. (Foto: Zur Rose)

Der Schweizer Pharmahandelskonzern Zur Rose (DocMorris-Mutterkonzern) will seinen Umsatz bis 2022 verdoppeln. (Foto: Zur Rose)


Der Schweizer Versandhändler Zur Rose, die Muttergesellschaft von DocMorris, hat auf dem deutschen Markt im vergangenen Jahr beim OTC-Verkauf stark zugelegt, musste sich im Versand mit Rx-Arzneien aber mit einem vergleichsweise deutlich schwächeren Zuwachs zufriedengeben. Insgesamt befindet sich der Konzern auf einem ungebrochenen Wachstumskurs und will bis 2022 seinen Umsatz verdoppeln. Dabei setzen die Schweizer voll auf die zunehmende Digitalisierung.

Das Versandhandelsgeschäft mit Arzneimitteln brummt bei der Schweizer Zur Rose-Gruppe und deren niederländischer Tochter DocMorris – das gilt insbesondere für den deutschen Markt, dem größten Absatzgebiet des Konzerns. Dabei zeigt das Geschäft mit OTC-Produkten hierzulande deutlich mehr Schwung als der Onlineverkauf von Rx-Arzneimitteln, wie ein Blick in die jetzt vorgelegte Jahresbilanz 2018 offenbart. Demnach wuchs der Umsatz bei OTC auf Euro-Basis gegenüber 2017 markant um 72,5 Prozent; Zur Rose sieht sich in diesem Bereich mit klarem Abstand als Marktführer. Dagegen fiel das Plus beim Onlinehandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten mit 5 Prozent deutlich moderater aus.

Als Grund gibt Zur Rose an, dass hier bis zur Einführung des elektronischen Rezepts im Jahr 2020 die Marketingaufwendungen zurückgefahren worden seien. In absoluten Umsatzzahlen sind die beiden Segmente allerdings nicht allzu weit auseinander: Während der Konzern mit OTC in Deutschland 368,6 Millionen Franken (rund 319 Mio. Euro) erlöste, waren es bei den Rx-Produkten 302,6 Millionen Franken (262 Mio. Euro).

OTC: Zur Rose plus 72,5 Prozent, Apotheken plus 3,4 Prozent

Interessant ist dabei ein Vergleich mit der allgemeinen Entwicklung des Arzneimittelgeschäftes auf dem deutschen Markt. Der Umsatz der stationären Apotheken mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln kletterte im Jahr 2018 in Deutschland demnach um 5,5 Prozent auf 30,8 Milliarden Euro – das entspricht nahezu jenem Zuwachs, den auch Zur Rose im Versandgeschäft mit seinen Rx-Produkten erreicht hat. Dagegen legte der Apothekenumsatz mit OTC-Arzneimitteln 2018 lediglich um 3,4 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro zu. Hier hat sich Zur Rose (plus 72,5 Prozent) also deutlich besser entwickelt als das OTC-Apothekengeschäft in Deutschland insgesamt.

Eine deutlich bessere Performance zeigte Zur Rose auch im Vergleich zum gesamten Versandhandelsgeschäft in Deutschland, das nach Angaben des Schweizer Konzerns 2018 um 5,5 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zulegte. Bemerkenswert dabei: Der Rx-Versand bei allen Versendern in Deutschland musste diesen Angaben zufolge im zurückliegenden Jahr sogar einen Rückgang um 1,6 Prozent hinnehmen, während das Frauenfelder Unternehmen in dem Bereich ein mäßiges Wachstum hinlegte.

Insgesamt steigerte der Konzern seinen Umsatz in Deutschland im vergangenen Jahr auf Basis der finalen Zahlen um 33,7 Prozent auf 581,3 Millionen Euro beziehungsweise 671,25 Millionen Franken. Unter dem Strich stand allerdings ein Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von minus 26,3 Millionen Franken. Zum Vergleich: 2017 lag der Ebit-Verlust im Deutschlandgeschäft etwas höher bei minus 29,05 Millionen Franken. Zu berücksichtigen ist dabei, dass der Konzern seit seinem Börsengang im Sommer 2017 bei der Konsolidierung auf dem deutschen Versandhandelsmarkt eine aktive Rolle gespielt hat und mit Aporot, Medpex, Eurapon und Vitalsana gleich vier Wettbewerber übernommen hat.

Schweiz: Licht und Schatten

Auf dem Heimatmarkt Schweiz erhöhte Zur Rose den Umsatz um 5,4 Prozent auf 527 Millionen Franken. Nach Unternehmensangaben entwickelten sich einerseits sowohl das Ärzte- als auch das Handelsgeschäft erfreulich. Andererseits hätten externe Faktoren wie die staatlich verordneten Preissenkungen auf Medikamente das Wachstum gegenüber 2017 gebremst. Insgesamt sei es Zur Rose in der Schweiz gelungen, die Marktposition durch neue Dienstleistungen im Ärztegeschäft, den Ausbau des Shop-in-Shop-Konzepts mit Migros und Kooperationen mit Krankenversicherern zu stärken sowie weitere Marktanteile zu gewinnen.

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Auch auf europäischem Level sieht sich Zur Rose auf Kurs. Hier hat die Gruppe nach eigenen Angaben ihre Position als größte E-Commerce-Apotheke Europas weiter ausgebaut. Mit einem Umsatz von 1,2 Milliarden Franken überschritt der Konzern 2018 die Milliardenschwelle und wuchs damit gegenüber dem Vorjahr um 22,8 Prozent. Das Ergebnis sei dagegen durch wachstumsbedingte Aufwendungen, Akquisitions- und Integrationskosten sowie Kosten im Zusammenhang mit Kapitalmarkttransaktionen belastet worden. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag bei minus 12,5 Millionen Franken, das Netto-Unternehmensergebnis betrug minus 39,1 Millionen Franken, das sind 2,8 Millionen Franken mehr Verlust im Vorjahr (36,3 Mio. Franken). Bereinigt um Sonderkosten und die Akquisition der spanischen Onlineplattform Promofarma habe Zur Rose auf Ebitda-Basis jedoch erwartungsgemäß den Break-Even erreicht, was einem Ergebnis von plus-minus Null entspricht. Die Zahl der Mitarbeiter im Konzern kletterte von 1106 auf 1314.

Umsatz soll sich bis 2022 verdoppeln

Die eigene Zukunft sieht Zur Rose rosig. So würden die aktuellen Veränderungen im Markt „ein einmaliges Momentum zugunsten des Geschäftsmodells der Zur Rose-Gruppe“ bewirken. Vor diesem Hintergrund will der Onlinehändler seinen Umsatz bis 2022 verdoppeln, was einen Erlös von rund 2,4 Milliarden Franken bedeuten würde. Auch das Ebitda soll dann mit 120 bis 150 Millionen Franken deutlich positiv ausfallen. 

Für das laufende Jahr erwartet das Management einen Umsatz von 1,6 Milliarden Franken, was einem Wachstum von über 30 Prozent gegenüber 2018 entsprechen würde. Strategisch soll der Fokus dabei auf der Integration der neu erworbenen Gesellschaften und ab 2021 der Bündelung der Logistikaktivitäten am niederländischen Standort Heerlen liegen.

Zudem wolle Zur Rose „die sich bietenden Chancen aufgrund der niedrigen Online-Durchdringung im Apothekenmarkt in Deutschland und der zunehmenden Digitalisierung forciert wahrnehmen“. Mit flüssigen Mittel in Höhe von 230,7 Millionen Franken Ende 2018 dürfte Zur Rose über ausreichend finanziellen Spielraum für derartige strategische Schritte verfügen. Erhebliches Potenzial sieht der Konzern nach eigenen Angaben außerdem in der flächendeckenden Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland 2020. Zudem wolle die Gruppe das Know-how und die Technologie von Promofarma für den Aufbau eines umfassenden Gesundheits-Ökosystems nutzen.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Spahn

von Conny am 21.03.2019 um 14:16 Uhr

Warum gibt Spahn bei der Einführung des e-Rezeptes wohl so Gas ? Spahn verarscht Sie alle !

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