Skandinavische Registerstudie

Verursacht pränatale Analgetika-Exposition wirklich Asthma? 

Berlin - 25.03.2019, 16:30 Uhr

Schmerzmittel in der Schwangerschaft: Vorsicht, ja – falsche Tapferkeit, nein! (m / Foto: imago)

Schmerzmittel in der Schwangerschaft: Vorsicht, ja – falsche Tapferkeit, nein! (m / Foto: imago)


Assoziation oder Kausalität?

Egal ob Paracetamol, Migräne (u.a. Triptane, Ergotaminderivate) oder Opioide (Codein, -derivate und Tramadol) – Schmerzmittelverschreibungen in der Schwangerschaft waren mit einem statistisch signifikant erhöhtem Asthmarisiko beim Kleinkind verbunden. Dieser Zusammenhang war unabhängig davon, ob die Väter Analgetika eingenommen hatten. Wurden die Schmerzmittel mehrfach verschrieben, verstärkte sich die Assoziation.

Die Geschwister-Kontroll-Analyse allerdings veränderte das Bild: Nach Berücksichtigung der Geschwisterdaten verlor sich die Signifikanz mit Ausnahme des Wirkstoffs Paracetamol bei dreijährigen Kindern. Dass bei den anderen Altersgruppen und Schmerzmitteln keine Signifikanz bestanden hatte, spricht eher gegen einen kausalen Zusammenhang. 

Auch unbehandelte Schmerzen belasten das Ungeborene

Aus Sicht der Autoren sind andere physiologische Faktoren wahrscheinlicher als Ursache für das erhöhte Asthmarisiko als die Analgetika-Einnahme. Außerdem vermuten die Forscher, dass auch der Einnahmegrund an sich, also Schmerzen, eine Rolle bei der kindlichen Gesundheit spielen könnte. Handelt es sich um chronische Schmerzen, waren diese möglicherweise auch während der Schwangerschaften mit den Geschwisterkindern präsent. So zeigte eine frühere Studie, dass Schmerzen in der Schwangerschaft auch ohne Schmerzmitteleinnahme mit einem erhöhten Asthmarisiko beim Kind einhergehen können.

Die Studie besticht durch ihre hohe Fallzahl. Zu ihren Limitationen gehört allerdings, dass als Maß für die Analgetika-Exposition nur die Verschreibungen herangezogen wurden. OTC-Käufe wurden nicht herangezogen.

Heldin spielen ist auch keine Lösung

Die Einnahme von Schmerzmitteln in der Schwangerschaft ist nach wie vor sorgsam abzuwägen. Allerdings sollten werdende Mütter nicht unnötig starke Schmerzen ohne Behandlung ertragen müssen. Denn der Stress, mit dem die Schmerzempfindung verbunden ist, kann sich möglicherweise ebenfalls negativ auf die kindliche Gesundheit auswirken.

Das OTC-Analgetikum der Wahl in der Schwangerschaft ist Paracetamol. Im ersten und zweiten Trimeon darf auch Ibuprofen eingenommen werden. Für schwangere Migränepatientinnen ist laut der Datenbank Embryotox auch die Behandlung mit Sumatriptan möglich. Bei anderen starken Schmerzen kann nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung auch Tramadol zum Einsatz kommen.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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