Rheumatoide Arthritis

Bei Tofacitinib an Lungenembolien denken

Stuttgart - 03.04.2019, 12:30 Uhr

Blutgerinnsel können überall im Körper auftreten. Der Januskinase-Inhibitor Tofacitinib scheint in hohen Dosierungen bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis Lungenembolien zu provozieren. (s / Foto: tussik /
stock.adobe.com)

Blutgerinnsel können überall im Körper auftreten. Der Januskinase-Inhibitor Tofacitinib scheint in hohen Dosierungen bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis Lungenembolien zu provozieren. (s / Foto: tussik / stock.adobe.com)


EMA hatte 2013 Sicherheitsbedenken und empfahl Xeljanz-Zulassung zunächst nicht

Tatsächlich hatte sich die EMA bereits im April 2013 mit der Zulassung von Xeljanz® beschäftigt, diese aber abgelehnt. Auf Verlangen des Antragstellers Pfizer beschäftigte sich die EMA direkt im Anschluss ein zweites Mal mit dem Antrag und lehnte ihn im Juli 2013 erneut ab. Die EMA hatte große Sicherheitsbedenken, allerdings nicht wegen etwaiger kardiovaskulärer Risiken wie aktuell, sondern wegen schwerer Infektionen, die allgemein unter Immunsuppressiva auftreten können. Daneben wurden aber auch andere Sicherheitsprobleme hervorgehoben: Tumoren, gastrointestinale Perforationen, Leberschäden und erhöhte Blutfettwerte.

Tofacitinib: So wirkt der Januskinase-Inhibitor 

Tofacitinib ist laut Fachinformation ein potenter, selektiver Inhibitor der JAK(Januskinase)-Familie.

In menschlichen Zellen hemmt Tofacitinib bevorzugt die Signalübertragung durch heterodimere Zytokin-Rezeptoren, die mit JAK3 und/oder JAK1 assoziieren, mit funktioneller Selektivität gegenüber Zytokin-Rezeptoren, deren Signalübertragung über JAK2- Dimere erfolgt.

Die Hemmung von JAK1 und JAK3 durch Tofacitinib dämpft die Signalübertragung von Interleukinen (IL-2, IL-4, IL-6, IL-7, IL-9, IL-15 und IL-21) und von Typ-I- und Typ-II-Interferonen, was eine Modulation der immunologischen und inflammatorischen Antwort zur Folge hat.

Zudem hätten die fünf hauptsächlich berücksichtigten Zulassungsstudien zwar die RA der Patienten verbessert, jedoch hätte gerade die niedrigere 5-mg-Dosierung keine konsistente Reduktion der Krankheitsaktivität zeigen können, gerade auch in der Patientengruppe, in der mindestens zwei DMARDs keine Erfolge gezeigt hatten. Die EMA ließ sich auch nicht nachträglich von einem positiven Nutzen-Risiko-Verhältnis überzeugen, als Pfizer vorschlug, in die Indikation nicht mit aufzunehmen, dass Tofacitinib sich positiv auf strukturelle Gelenkschäden auswirke.

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Baricitinib besser als Methotrexat?

Ein weiterer Januskinase-Inhibitor, der sowohl in den USA als auch in Deutschland zugelassen ist, ist Baricitinib (Olumiant®). In der Fachinformation von Baricitinib wird sogar vor tiefen Venenthrombosen und Lungenembolien gewarnt. Handelt es sich bei den kardiovaskulären Nebenwirkungen also etwa um einen Klasseneffekt? Noch gibt es darauf keine Antwort. Das Nachrichtenportal FiercePharma berichtete jedenfalls, dass Xeljanz® nicht der erste Januskinase-Inhibitor ist, der dosisbezogene Sicherheitsprobleme habe. So habe die FDA Olumiant® erst im letzten Jahr zugelassen – und zwar nur in der niedrigeren 2-mg-Dosierung. In Deutschland ist auch die 4-mg-Dosierung erhältlich.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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