Endoskopie-Studie

Erhöht Cannabis den Narkotika-Bedarf?

Colorado / Berlin - 17.04.2019, 13:40 Uhr

Anästhesisten müssen wissen, ob der Patient psychoaktive Substanzen einnimmt, um die Narkosemittel korrekt zu dosieren. Cannabis könnte einer retrospektiven Datenbankanalyse zufolge den Bedarf an Beruhigungsmitteln erhöhen. (s / Foto: imago)

Anästhesisten müssen wissen, ob der Patient psychoaktive Substanzen einnimmt, um die Narkosemittel korrekt zu dosieren. Cannabis könnte einer retrospektiven Datenbankanalyse zufolge den Bedarf an Beruhigungsmitteln erhöhen. (s / Foto: imago)


Übertragbarkeit auf Vollnarkosen?

Allerdings ist an dieser Stelle anzumerken, dass die Aussagekraft für eine quantitative Berechnung marginal ist, da die konsumierten Mengen nicht quantitativ erfasst wurden. Blutspiegelmessungen fehlen. Hinzu kommt, dass es sich um eine retrospektive Datenbankanalyse handelt. Außerdem war die „Cannabisgruppe“ mit 25 Patienten im Vergleich zur fast zehnmal so großen Kontrollgruppe relativ klein. Hinzu kommt, dass es bei der aktuellen Studie um diejenigen Sedativa-Dosierungen ging, die für einen sogenannten Dämmerschlaf benötigt werden. Daher ist es fraglich, ob die Verhältnisse auch auf Vollnarkosen übertragbar sind. Die Autoren schlagen daher vor, den Einfluss von Cannabinoiden auf die Allgemeinanästhesie zu untersuchen.

Welche Rolle spielt Tabak-Beikonsum?

Überraschend sei das Ergebnis nicht, sagt Götz Geldner, Ärztlicher Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Klinikum in Ludwigsburg gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Dass Patienten, die psychoaktive Substanzen wie Alkohol zu sich nehmen, mehr Narkosemittel benötigen, sei unter Anästhesisten schon lange bekannt, erklärt der nicht an der Studie beteiligte Mediziner. „Wenn die Leber häufig mit Cannabinoiden oder Alkohol zu tun bekommt, steigert sie ihre Entgiftungsfunktion", schlussfolgert Geldner.

Die Frage nach einem kausalen Zusammenhang, etwa in Form einer Enzyminduktion wie bei Tabak, beantwortet die Studie allerdings nicht. Da Cannabis zu Konsumzwecken auch häufig mit Tabak gemischt geraucht wird, ist es nicht auszuschließen, dass die tabakbedingte Enzyminduktion zu den gefundenen Effekten beigetragen hat. Im medizinischen Bereich dagegen wird Cannabis tabakfrei angewendet.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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