Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

21.04.2019, 08:00 Uhr

Spahns Osternest? Da müssen wir noch mal drüber reden. (Foto: Andi Dalferth)

Spahns Osternest? Da müssen wir noch mal drüber reden. (Foto: Andi Dalferth)


16. April 2019

Die Grünen hadern mit dem Spahnschen Referentenentwurf für ein Apothekenstärkungsgesetz, sie gehen davon aus, dass er kein einziges Problem löse, sondern nur Mehrausgaben erzeuge. Sie stören sich daran, dass wirtschaftliche stabile Apotheken besonders davon profitierten und den kleinen Apotheken nicht geholfen sei. Und daher haben die Grünen nun einen eigenen Antrag vorgelegt. Die Kernforderung: Kleine Apotheken sollen mehr pro Rx-Packung erhalten als große (Versand-)Apotheken. Außerdem sollen den deutschen Apotheken Rx-Boni in Höhe der Zuzahlung erlaubt und die Regelungen zum Mehrbesitz gelockert werden. Mal ehrlich, mein liebes Tagebuch, verquaster geht’s fast nicht. Wie bitte, definiert man „kleine Apotheken“? Bei den Grünen geht das ganz einfach, nämlich nach Umsatz! Warum nicht nach Gewinn? Was sagt schon der Umsatz aus? Wie niedrig muss er sein, um mehr Honorar zu bekommen? Und die Krankenkassen freuen sich über alle Versicherten, die in große Apotheken gehen, da müssen sie weniger für Rx zahlen. Und wie passen Bonizahlungen dazu? Wenn die Grünen den Apotheken Boni-Zahlungen in Höhe der Zuzahlung erlauben, schicken sie damit viele kleinen Apotheken in den sicheren Tod. Schließlich können sich die Grünen noch eine Lockerung der Anzahl von Filialen vorstellen, aber nur unter bestimmten Bedingungen, „um eine Ketten-Bildung zu vermeiden“. Mein liebes Tagebuch, da möchte man nicht wissen, wie diese Definition der  bestimmten Bedingungen aussehen soll – das Hickhack um diese Bedingungen, die Tricks, wie man diese Definitionen umgehen könnte, wird ein Heidenspaß. Also, mal ehrlich, da beschäftigen wir uns lieber mit dem Spahnschen Referentenentwurf und versuchen ihn zu optimieren und vergessen das Grüne Papier. 

Übrigens, unsere Umfrage unter DAZ.online-Lesern ergab eine deutliche Ablehnung des Antrags der Grünen. Die Mehrheit der Stimmen hält am Rx-Versandverbot fest. 


Das Gezerre um die Importförderklausel ist noch nicht ausgestanden. Derzeit rangeln die Kassenverbände um Pro und Contra und sind sich vollkommen uneins, ob sie daran festhalten wollen oder nicht. Der AOK-Bundesverband hält nichts von einer Förderung der Importe, vor allem aufgrund der Skandale um die Importware, außerdem erschlössen sie nur marginale Wirtschaftlichkeitsreserven. Die übrigen fünf Kassenverbände (vdek, BKK, IKK, Knappschaft und SVLFG) sehen in der Importförderung dagegen noch zusätzliche Wirtschaftlichkeitsreserven. Und der GKV-Spitzenverband, dem alle sechs Kassenverbänden angehören, ist sich irgendwie nicht einig, wie er sich positionieren soll: Der Spitzenverband als solcher möchte an der Klausel festhalten, der Vize-Chef des Verbands hält die Importförderklausel für überholt. Mein liebes Tagebuch, nun macht was draus. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


15 Kommentare

Time is running ... light & fast is the future ...

von Christian Timme am 22.04.2019 um 20:21 Uhr

Weg mit dem „Ballast“ und der „zunehmenden politischen Bevormundung“ ... mit den freiwerdenden Kräften & Mitteln, neuem Elan, Ideen und klugen Kooperationen kann DocMo &Co. weiter „Achterbahn“ fahren und die Apotheke ist endlich „an der frischen Luft“ ... der „Rest“ kann ja weiter im Schatten von ABDA & Co. „Espenlaub“ spielen ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Time is running ...

von Christian Timme am 22.04.2019 um 8:33 Uhr

Noch reden wir über knapp 20.000 Apotheken, Tendenz fallend. Die Zeit arbeitet bereits gegen die VOApotheken und damit für die Rx-Versender. Dieses „bräsige Verhalten“ lässt nur noch wenige Rückschlüsse zu ... einschließlich der Alternative, das „dieser Zug“ ungehindert sein Ziel ... sogar unter dem Beifall der Apothekerschaft ... erreichen wird. Es bleibt abzuwarten wer diese „Begrüßungszeremonie“ wohlwollend anführt und begleitet ... und sich bereits jetzt die „Hände reibt“.

» Auf diesen Kommentar antworten | 4 Antworten

AW: Time is running

von Conny am 22.04.2019 um 11:16 Uhr

Hände reibt : Max Müller, wahrscheinlich mit dem teuersten Champagner den es gibt; Jens Spahn, nach der Politik wird er Multimillionär; aus noch nicht ersichtlichen Gründen F. Schmidt und vielleicht auch ich, weil ich überlege ein grosses AKtienpaket zu kaufen

AW: Time is running and out ...

von Christian Timme am 22.04.2019 um 13:09 Uhr

Also waren große Teile der bereits „von uns Gegangenen“ die „ersten Anleger“ von DocMo ... das erklärt vieles ...

AW: Time is running ... money too?

von Reinhard Herzog am 22.04.2019 um 15:51 Uhr

Ja, dann investiert alle mal schön. Wer lang hat, lässt eben lang hängen ... LOL

Wie wird man zum einfachen Millionär?
Indem man als Multimillionär in solche Werte investiert - die nach dem Modell "an der einzelnen Sendung machen wir Verlust, aber die Masse bringt dann den Gewinn ..." funktionieren.

Also, da fallen mir Dutzende Werte vorher ein, bevor ich so etwas auch nur mit der Kneifzange anfasse. Das mag für "disruptive Investoren" mit viel, viel Spielgeld eine andere Rechnung sein. Wer als "kleiner" Anleger seriös rechnet, lässt von so etwas die Finger.
Selbst, wenn es irgendwann mal "schwarze" Zahlen werden - hoch wird die Rendite nie mit einem solch trivialen und kopierbaren Geschäftsmodell ...

Noch frohe Rest-Ostern,
Euer "Zahlen-Adler"

AW: Time is running

von Stefan Haydn am 23.04.2019 um 11:36 Uhr

@Conny
Das mit dem investieren würde ich lieber lassen. Bei der Überschuldung wird diesen Unternehmen eine Eintrübung der Konjunktur und ein Zinsanstieg ganz schnell das Genick brechen. Bisher zahlt man Dividenden ja nur durch neue Verschuldung/Aktienausgabe. Erinnert mich alles an das gute alte Schneeballsystem.

Rücktritt(e)???

von Dr.Diefenbach am 21.04.2019 um 17:29 Uhr

Ich habe auf meine Frage hin ob es stimmt,dass F.S. sein Amt aufgeben würde,leider von niemand eine Antwort erhalten.Denn ich denke,dass eine solche Sachlage eine Reihe von Verhaltensweisen "erklärlicher" macht!!!!!
Übrigens danke der DAZ Redaktion -auch Ihnen schöne Ostern.Das wünsche ich den "Netzschreibern" allen

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

2. Mai

von Conny am 21.04.2019 um 13:23 Uhr

Ich erwarte an diesem Tag den Rücktritt von F. Schmidt und eine Entschuldigung für sein desaströses Handeln. Einen Ärtzepräsident wäre dieser unglaublicher Dilettantismus nicht im Ansatz passiert. Frohe Ostern kann man wegen des Apothekenvernichtungsgesetz eigentlich keinem wünschen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: 2. Mai

von Heiko Barz am 22.04.2019 um 11:29 Uhr

Glauben Sie ernsthaft, dass der nur auf Apothekertagen Rückgrat andeutende F:S. Ein solches auch besitzt, um am 2. Mai seine Demission bekannt zu geben. Und was ist mit seinen erfolgshungrigen „Beiköchen“? Sein Hauptziel ist die Einweihung des neuen Aposchlosses. Die Zeit muß er noch überstehen. Anderes ist für ihn auch nicht mehr wichtig.

Gleichpreisigkeit - Gemeinwohlpflichten

von Heike Nickolay am 21.04.2019 um 11:11 Uhr

Von Gleichpreisigkeit kann man nur sprechen, wenn gleiche Voraussetzungen gegeben sind.
Laut 2hm Gutachten arbeiten wir in folgenden Bereichen (von unserer Standesvertretung gerne als „Gemeinwohlpflichten“ bezeichnet) defizitär:
Notdienst :120 Mio. €, Standardrezepturen : 222 Mio. €,
Dokumentation (BTM , T-Rezepte etc.): 148 Mio. €
Gesamt: 490.000.000 €, d.h. pro Apotheke 24.500 €/ Jahr
Diese Bereiche entfallen bei den Versendern – also auch keine Defizite
Hinzu kommen bei den dt. Präsensapotheken höhere Anforderungen an Personal und Ausstattung, also deutlich höhere Kosten.
Gleichzeitig haben wir fast 20 % Umsatz (RX, OTC u. Freiwahl) an die Versender verloren. Bei einem Betriebsergebnis von ca. 6% fehlen uns weitere 100 Mio. €.
Man kann unter diesen Umständen nie von Gleichpreisigkeit sprechen, es sei denn, man findet einen Weg die Versender an den Kosten der „Gemeinwohlpflichten“ zu beteiligen

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Gleichpreisigkeit - Gemeinwohlpflichten

von Heiko Barz am 22.04.2019 um 11:18 Uhr

Leider, Liebe Kollegin Nickoley, sind Ihre aufgezählten Fakten genau wie die, die der nach Ihnen schreibende Kollege Gunnar Möller zu „Papier“ brachte, dem GM J.Spahn bis ins Kleinste, recherchiert durch seine Backgroundmannschaft, bekannt. Das berufsdiskriminirende daran ist, diese Faktenlage generell zu negieren, von der daraus folgenden Entwertung der überwiegend weiblichen Arbeitsplatzsituation ganz zu schweigen. Es gibt einen gewichtigen Grund seines widersprüchlichen Handelns, möglichst viele publikumswirksame Auftritte in Bild und Ton aufzulegen.
Sein Ziel ist eindeutig das Kanzleramt!
Auf dem Weg dahin sind ihm natürlich alle Quäkereien - hier mit den Apothekern -
Besonders lästig. Eins darf nicht für ihn passieren, dass die Apotheker gegen ihn „Punkte“ machen. Die Nachricht in der „B“Zeitung, die wir ja schon herbeten könnten, dass der Herr GM vor der „massiven“ Apothekenlobby eingebrochen sei, wäre für ihn und seine Pläne sehr misslich und hinderlich.
Und wiederum zum Thema Gleichpreisigkeit gibt es für uns keine Alternative zum RxVV!
Das allerdings sollten wir vor dem Hintergrund des aufkommenden Streites über das E-Rezept besonders im Fokus haben.
Die Kanzlerin sollte hier endlich ein Machtwort sprechen, denn sie hat es ja gern „alternativ los“!!

Folge dem Geld…

von Gunnar Müller, Detmold am 21.04.2019 um 10:16 Uhr

... und bedenke die erbrachten Leistungen!

- Versender und große Apotheken haben die besseren Einkaufskonditionen
– die im Ausland ansässigen darüber noch hinaus (!!) zusätzlich keinerlei Rabattbeschränkungen!
- Versender und ALLE Versandapotheken profitieren vom Ausschluss bestimmter, aufwändiger Arzneimittelgruppen (Btm, Rezepturen)
- Sie profitieren zudem vom (offenbar weiterhin vom Gesetz– und Verordnungsgeber akzeptierten!) geringeren Beratungsaufwand
- Sie profitieren von der wesentlich geringeren Präsenz und persönlichen Performance (Frag doch mal die Hotline…).
- Sie profitieren von der maschinellen Rezeptverarbeitung und schicken ggf. handgeschriebene Rezepte sogar wieder zurück (!?!)
- Sie profitieren von automatisierten Lagervorgängen bis hin zur Vorbereitung der Abgabe/ des Versands
- sie profitieren vom billigeren ggf. ausländischen Standort
- ausländische Versender generieren keine inländischen Arbeitsplätze und kein inländisches Lohn- und Gewerbesteueraufkommen

Dafür bringen Versender verursacht vom Versicherten qua Bestellung eine Leistung, die von den Krankenkassen bislang weder gefordert geschweige denn vergütet wird: die Lieferung „nach Hause“. Dabei sollte bedacht werden, dass weder die Lieferung qualitätsgesichert erfolgt (gesicherte Transporte /Temperaturkontrolle) noch die Auslieferung (an Kinder, an Nachbarn, vor die Tür oder anderswo hin…, in den Kofferraum eines Autos…).

Unter Hinweis auf diesen pillepalle Päckchendienst jetzt von den Apotheken vor Ort einen unmittelbaren QualitätsBringedienst zu fordern bis ans Krankenbett und dann auch noch quasi zum Nulltarif (oder gibt es dafür schon Ideen einer Vergütung…??), setzt dem Spahn’schen Irrsinn die perfide Krone auf.

Machen wir uns nichts vor, Liebes Tagebuch: wir brauchen eine Strukturreform! Und zwar eine gründliche - aber ausgewogene!

15 Jahre blauäugiges Wegsehen und Wegducken von Politikern gepaart mit der blauäugigen Trantütigkeit der ABDA und vielen ihrer Repräsentanten und -onkels vor Ort in den Kammern und Verbänden haben ganze Arbeit geleistet.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Frohe Ostern!

von Ulrich Ströh am 21.04.2019 um 8:41 Uhr

Zunächst frohe Ostern aus dem hohen Norden für alle Mitdenker und Mitleser!

Und ein herzliches Dankeschön an Prof. Mand aus Augustdorf.
Ohne seine Recherchen hätte es keine Sonder MV im Mai in Berlin gegeben!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Eierdiebe in Sichtweite ... Osterhasen auf der Flucht?

von Christian Timme am 21.04.2019 um 8:31 Uhr

Bevor weitere „Ostereier“ abhanden kommen würde ich den betroffenen Apotheken empfehlen, anstelle einer weiteren Diskussion, den eigenen Botendienst massiv in eigenen Kommunikationsmaßnahmen der Öffentlichkeit zu präsentieren ... die Aktivitäten in diesen Vor-Ort-Apotheken sollten sollten sich aktuell auf die Stabilisierung der eigenen Patienten und Kunden konzentrieren ...eine flankierende zusätzliche Medienkampagne sollte als Gegengewicht zu den Aktivitäten aller Versand-Apotheken primär die Kern-Zielgruppen der Arzneimittel-Versender „neutralisieren“. Ohne die bereits „bekannten Unterstützer“ der deutschen Apotheken wird das ohne eine „Kommunikationsabstimmung“ nicht funktionieren damit die begrenzten Budgets eine maximale Reichweite und einen entsprechenden Werbedruck entwickeln können. Denn wer jetzt seine „Hausaufgaben“ macht ... der wird zum nächsten Osterfest nicht nur wahnsinnig viele Ostereier sondern auch noch die „Schokolade“ finden ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Eierdiebe in Sichtweite ... Osterhasen noch nächstes Jahr?

von Christian Giese am 21.04.2019 um 8:34 Uhr

Nur dann, wenn...

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.