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Kommunalwahl Baden-Württemberg
Apotheker Stefan Noé kandidiert für die FDP in Karlsruhe
Der 26. Mai 2019 wird ein großer Wahltag. Neben der Europawahl stehen in neun Bundesländern gleichzeitig Kommunalwahlen an – so auch in Baden-Württemberg. Apotheker Dr. Stefan Noé kandidiert für die FDP in Karlsruhe. DAZ.online im Gespräch mit dem Gesundheitsexperten über politische Motivationen, FDP-Gesundheitspläne und Zukunftsaussichten für die Apothekenbranche.
Parallel zur Europawahl am 26 Mai sind die Wählerinnen und Wähler Baden-Württembergs aufgefordert, ihre Stimmen für die gleichzeitig stattfindende Kommunalwahl abzugeben. Gewählt werden die Gemeinde- und Ortschaftsräte in 1101 Städten und Gemeinden sowie die Kreisräte in 35 Landkreisen und zusätzlich in der Region Stuttgart die Mitglieder der Regionalversammlung Stuttgart.
Dr. Stefan Noé, seit Anfang 2018 Mitglied der FDP, kandidiert für den Gemeinderat Karlsruhe und den Ortschaftsrat Durlach. Noé ist seit über 25 Jahren Apotheker, arbeitete 13 Jahre in der Pharmaindustrie und ist nun schon seit sieben Jahren Leiter der Bären-Apotheke in Karlsruhe, die er, wie er DAZ.online berichtet, übernommen hatte, um sich einen langjährigen Berufswunsch zu erfüllen. Seine politischen Schwerpunkte fasst der FDP-Kommunalpolitiker unter Gesundheit, Bildung und Mobilität zusammen.
FDP-Kommunalpolitiker – Liberalität als Lebenseinstellung
Warum die FDP für Stefan Noé zur politischen Heimat geworden ist, beantwortet der Karlsruher Apotheker mit einem klaren Bekenntnis zur Liberalität seiner Partei: „Ich habe mich bewusst für die FDP entschieden, weil Liberalität eine Lebenseinstellung ist und mir sehr nahe kommt. Und weil ich mir gesagt habe, wenn ich in eine Partei eintrete, dann möchte ich mich kommunalpolitisch engagieren – und ich möchte mich dann auch gesundheitspolitisch engagieren.“ Das grundsätzliche kommunalpolitische Interesse sei nach Übernahme der Bären-Apotheke entstanden. Von nun an eng mit der Gemeinde Hagsfeld, einem ländlich geprägten Stadtteil am Rande Karlsruhes, verbunden, wollte er sich auch für die Belange der Bürger seiner Gemeinde einsetzen.
Die Entscheidung, sich aktiv politisch für Gesundheitsthemen zu engagieren, sei zudem zeitlich wie auch inhaltlich eng mit dem EuGH-Urteil vom Oktober 2016 verbunden: „Als die Entscheidung gefallen ist, dass ich mich auch aktiv engagieren will, war das tatsächlich um den Zeitpunkt herum, als das EuGH-Urteil gefallen ist und die Parteien sich ja alle Gedanken gemacht haben, wie können wir denn mit dieser Situation umgehen.“
Gesundheitsversorgung für Karlsruhe
Der Kommunalwahlkampf in Baden-Württemberg ist angelaufen. Die Wahlplakate sind aufgehängt. Die Parteien präsentieren sich und ihre Ideen zudem in zahlreichen Wahlveranstaltungen im ganzen „Ländle“ – und zunehmend auch auf allen Social-Media-Kanälen, die Politiker heutzutage bespielen müssen, um sich Gehör zu verschaffen. Die Wahlplakate und Flyer des FDP-Kandidaten Stefan Noé stellen ganz klar seine politischen Schwerpunkte in den Vordergrund.
Auf seinen Social Media-Kanälen postet der Apotheker unter dem Hashtag #Gesundheit viel. So möchte der Apotheker seine besondere Kompetenz in diesem Bereich herausstellen. Doch #Gesundheit bedeute für ihn deutlich mehr als Arzneimittelversorgung: „Es ist natürlich naheliegend, dass man als Gesundheitsberufler das Thema Gesundheit auch an die Spitze seines politischen Engagements setzt. Konkret für Karlsruhe kann ich sagen, Gesundheit ist natürlich mehr als nur Apotheke. Wir von der FDP in Karlsruhe, wir stehen dafür, dass wir in allen Stadtteilen eine Versorgung mit ausreichend Hausärzten, Apotheken und Pflegeheimplätzen haben wollen. Das kann teilweise in Stadtteilen, die mehr in der Peripherie liegen, schon eine Herausforderung sein.“
Auch ganz konkret beschreibt der Politiker die Problematiken seiner Gemeinde im Bereich der Gesundheitsversorgung – und stellt politische Forderungen: „Im Karlsruher Osten, im Stadtteil Durlach gab es über Jahrzehnte eine kleine Klinik, die Paracelsus-Klinik, die vor zwei Jahren aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen wurde. Dadurch ist eine Notfallambulanz weggefallen. Jetzt gibt es im Karlsruher Osten keine Notfallambulanz mehr. Eine konkrete Forderung ist also die Sicherstellung der ärztlichen Notfallversorgung in der ganzen Fläche von Karlsruhe.“
Probleme der Apotheker vor Ort häufig drängender als EuGH-Urteil
Als Gesundheitsexperte der FDP – und nicht zuletzt als Apotheker – habe Noé auch Verständnis für die lokalen Sorgen und Nöte der Apothekerschaft: „Wir haben Probleme, dass in den etwas periphereren Stadtteilen die Infrastruktur wegbricht – und es zu einem Einbruch der Kundenfrequenz kommt. Andere Probleme sind zum Beispiel die Baustellensituationen. Karlsruhe ist eine Stadt, die seit ungefähr zehn Jahren eine unterirdische Straßenbahn mit riesigen Umwälzungen in der Innenstadt baut. Da leiden der Einzelhandel und natürlich auch die Apotheken massiv darunter. Es sind also auch Themen wie Baustellenmanagement und Erreichbarkeit der Apotheke. Das ist eine Sache, die Apotheker in Karlsruhe auch umtreibt.“ Zudem ist Stefan Noé sich sicher: „Das heißt, es gibt Situationen vor Ort, die die Apotheken unmittelbar betreffen – und die betreffen sie teilweise sogar mehr als ein EuGH-Urteil.“
„Der Zug Rx-Versandverbot ist abgefahren“
Auch als Kommunalpolitiker positioniert sich Noé zu den politischen Forderungen seiner Partei auf Bundesebene – insbesondere im Bereich Gesundheitspolitik. Zur Erinnerung: Noés Partei hatte im Wahlkampf zur Bundestagswahl gefordert, das Fremd- und Mehrbesitzverbot zu lockern. Zu den Fragen hinsichtlich der Deregulierungsforderungen der Bundes-FDP im Apothekenmarkt stellt sich auch der Karlsruher Apotheker: „Das Thema Gesundheit ist in der FDP eng verwurzelt. In Frage der Liberalisierung – und zwar im Sinne von Fremdbesitzverbot aufheben und so weiter – werden sehr viele Sachen publiziert und es wurde auch sehr viel diskutiert in den letzten Jahren. Was man klar sagen muss, innerhalb der FDP gibt es deutlich unterschiedliche Ausrichtungen. Was ich aber auch sagen muss – und ich habe auch gerade nochmal mit der Partei gesprochen – mir ist persönlich kein Gesundheitspolitiker in der FDP bekannt, der wirklich für die Aufhebung des Fremdbesitzverbotes ist.“
Vielmehr scheine es so zu sein, dass sich die Gesundheitspolitiker beim Programmparteitag vor der letzten Bundestagswahl nicht ausreichend Gehör verschaffen konnten. Auf der anderen Seite sei die FDP in Baden-Württemberg eine der ersten Parteien, die nach dem EuGH-Urteil den Dialog mit den Apothekern gesucht hätte und die auch bemüht sei, eine gemeinsame Lösung zu finden.
Auch zu den Versandapotheken hat Noé eine klare Meinung: „Es liegt natürlich nahe, dass sich eine liberale Partei mit Verboten schwer tut. Das sehe ich auch so. Ich denke, wir haben den Versand seit vielen Jahren und er ist beim Kunden auch akzeptiert. Was wir brauchen, sind die viel zitierten gleichlangen Spieße. Ich denke, das Paket, was der Bundesgesundheitsminister jetzt auf den Tisch gelegt hat, das eine Verankerung der Gleichpreisigkeit im Sozialrecht schafft, ist ein gangbarer Weg. Das sind Inhalte, die ich in den letzten Wochen auch in Gesprächen mit unseren Europapolitikern geführt habe und die dort auch Gehör finden.“ Für ihn persönlich ist aber auch eines ganz deutlich: „Der Zug Rx-Versandverbot ist für mich abgefahren. Den halte ich für politisch nicht durchsetzbar.“
„Apotheker engagieren sich zu wenig in politischen Parteien“
Stefan Noé hat als Apotheker natürlicherweise Verständnis für die Nöte der Apothekerschaft. Für ihn ist es aber auch eine Frage des politischen Engagements, sich ausreichend Gehör zu verschaffen – und Fragen zum Beispiel nach der Zukunft der Vor-Ort-Apotheken auf der politischen Agenda zu halten: „Bei der Frage, warum so etwas vielleicht bei der Entscheidungsfindung nicht immer durchdringt, das ist ein Thema, wo ich der Meinung bin, dass wir Apotheker uns teilweise auch an die eigene Nase fassen müssen, da wir uns zu wenig in Parteien engagieren. Es ist auch ganz egal, in welcher Partei das ist.“
So sei unter anderem die Vertretung von Apothekern in Expertengremien wichtig: „Alle Parteien in Deutschland haben Expertengremien, haben Landesfachausschüsse. Ich bin Mitglied im Landesfachausschuss Soziales und Gesundheit in Baden-Württemberg. Dort wird über Ideen und über Zukunftsperspektiven diskutiert – für das Gesundheitswesen, für die Rentenversicherung und so weiter. Da müssen wir Apotheker uns mehr einbringen, wenn wir wollen, dass unsere Meinung gehört wird.“
Mehr als Gesundheit: #Bildung, #Mobilität
Als zweifacher Vater sei ihm zudem die Bildungspolitik, insbesondere die Ausstattung und Instandhaltung der Schulen, ein wichtiges Anliegen: „Ein Thema ist der moderne Schulbetrieb, der die Schülerinnen und Schüler fit machen soll für die digitalisierten Berufe.“ Im Bereich Mobilität stehe die FDP für eine Förderung aller Mobilitätsarten – da sei unter anderem ein Unterschied zum Beispiel zu Bündnis 90/Die Grünen zu sehen. So solle in der „Fahrradhauptstadt“ Karlsruhe neben dem Fahrradverkehr auch ein öffentlicher Nahverkehr gefördert werden, der rund um die Uhr zur Verfügung steht. Elektromobilität müsse durch die Schaffung einer Schnellladestruktur vorangetrieben werden – ebenso wie innovative Verkehrskonzepte im Sinne eines intermodalen Verkehrs, der verschiedene Verkehrsmittel miteinander verknüpft.
Zukunft der Apotheken liegt in mehr Zusammenarbeit
Gefragt nach der Zukunft der Apotheken ist sich Stefan Noé sicher, dass der Beruf des Apothekers weiterhin attraktiv bleibt. Er ist sich aber auch sicher, dass die Apothekerschaft sich besser vernetzen sollte: „Ich denke, ein Stichwort ist mehr Zusammenarbeit der freiberuflichen Apotheker. Ich glaube, dass wir auch in 20 Jahren noch freiberufliche Apotheker in Deutschland haben werden, die müssen aber mehr zusammenarbeiten. Die müssen sich vielleicht auch spezialisieren.“ Konkret meint der Karlsruher Apotheker damit zum Beispiel: „Ich könnte mir in ländlichen Regionen reine Abgabe-Apotheken vorstellen, die beraten und Versorgung vor Ort machen.“ Nicht das komplette Portfolio an Rezepturen müssten diese Apotheken dann herstellen. Diese Aufgaben könnten vielmehr in Schwerpunkt-Apotheken gebündelt und die Verantwortung über eine Form von Verantwortungsabgrenzungsverträgen sichergestellt werden.
„Ich denke, wir sollten selbstbewusst in die Zukunft blicken, weil wir einen schönen Beruf haben und gut ausgebildet sind. Ich glaube aber, wir sollten uns mehr vernetzen, dann haben wir auch gute Chancen, weil wir vor Ort wesentlich schneller sind als irgendein Versender – wo immer der auch sitzen mag. Und weil wir einen direkten Draht zu unseren Kunden haben. Das ist auch etwas, was ich tagtäglich sehe. Ich habe einen hohen Stammkundenanteil, die kommen bewusst zu uns, weil sie das schätzen. Das ist ein Pfund, mit dem man auch wuchern sollte“ – ist sich Stefan Noé sicher.
4 Kommentare
Apotheker Noe‘
von Heiko Barz am 24.04.2019 um 12:02 Uhr
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FDP
von Conny am 23.04.2019 um 12:39 Uhr
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Kandidatur
von Roland Mückschel am 23.04.2019 um 11:59 Uhr
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AW: Kandidatur
von Stefan Noé am 23.04.2019 um 14:25 Uhr
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