Patientinnen verägert

Wo ist die Zoely?

Stuttgart - 16.05.2019, 14:00 Uhr

Das kombinierte orale Kontrazeptivum Zoely von MSD fehlt derzeit in den Apotheken. (c / Packshot: MSD | Foto: WaveBreakMediaMicro / stock.adobe.com)

Das kombinierte orale Kontrazeptivum Zoely von MSD fehlt derzeit in den Apotheken. (c / Packshot: MSD | Foto: WaveBreakMediaMicro / stock.adobe.com)


Lieferverzögerungen bei der kombinierten Verhütungspille Zoely der MSD Sharp & Dohme GmbH verärgern derzeit in den Apotheken die Kundinnen. Denn eine alternative Pille nach „aut idem“ kann die Apotheke nicht abgeben. Wie MSD selbst schreibt, ist die Zoely die einzige Pille mit 17ß-Estradiol, das mit dem körpereigenen Östrogen identisch ist. Und auch die Gestagen-Komponente Nomegestrolacetat findet man sonst in keinem alternativen Präparat. Was kann man den betroffenen Frauen also raten? 

Wie die MSD Sharp & Dohme GmbH DAZ.online auf Nachfrage mitteilt, kämpft das kombinierte orale Kontrazeptivum Zoely® derzeit mit Lieferverzögerungen. Diese seien jedoch rein technisch bedingt – nämlich durch Kapazitätsengpässe bei der Herstellung und durch Verzögerungen beim Verpackungsprozess.

Diese Lieferverzögerungen sorgen derzeit bei einigen Patientinnen für Unmut, weil die Apotheke ihnen nicht einfach eine andere Verhütungspille nach „aut idem“ abgeben kann. Denn wie MSD an DAZ.online schreibt enthält jede wirkstoffhaltige Tablette der Zoely® 1,5 mg 17β-Estradiol, welches strukturell identisch zum endogen produzierten Östrogen sei sowie 2,5 mg Nomegestrolacetat, ein hoch selektives, von Progesteron abgeleitetes Gestagen – wodurch „ein äquivalenter Ersatz“, den man den Kundinnen empfehlen könnte, aktuell leider nicht existiere. 

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Wie sollen Apotheken und Kundinnen also vorgehen? „Bei Wunsch einer Patientin nach hormoneller Verhütung obliegt es dem behandelnden Gynäkologen nach ärztlichem Ermessen und eingehender Beratung, ein (kombiniertes) hormonelles Kontrazeptivum zu verordnen“, schreibt MSD dazu an DAZ.online. Die Apotheke muss die Kundin also zurück zum Frauenarzt schicken – es braucht ein neues Rezept. Das ist für viele Frauen unerfreulich, wechselt man die Pille doch eher ungern, wenn man ein Präparat gefunden hat, mit dem man gut zurecht kommt. 

Möglicherweise ab KW 24 wieder lieferbar

Wie lange wird der Engpass also voraussichtlich anhalten? Können die Frauen eventuell darauf spekulieren, dass die Zoely® bald wieder lieferbar ist und so einen Präparate-Wechsel vermeiden? Dazu kann MSD nur „ohne Gewähr“ und nach aktuellem Wissensstand (15. Mai 2019) antworten: „Nach heutigem Stand erwarten wir das Verhütungsmittel Anfang KW 24, 2019 wieder auf Lager zu haben.“

Die Zoely® wird den Estrogen-Gestagen-Kombinationen der 4. Generation zugerechnet. Pillen der 4. Generation werden oft  mit vorteilhaften Effekten u. a. auf Haut und Haar beworben. Die Zoely® wirbt mit kurzen, leichten Regelblutungen und weniger Einfluss auf bestimmte metabolische Parameter als LNG/EE-Kombinationen (Levonorgestrel/Ethinylestradiol). Zoely® könne für Frauen jeder Altersgruppe interessant sein, die an einer Verhütung „mit körpernahen Hormonen interessiert sind“, heißt es auf der Internetseite von MSD. 

Allerdings stehen die Pillen der 3. und 4. Generation immer wieder in der Kritik. Zum einen sei die Pille kein „Life-Style-Produkt“, zum anderen ist ihr Thromboserisiko aufgrund der Gestagen-Komponente teils erhöht oder schlichtweg unbekannt. Zu den Gestagen-Komponenten mit unbekanntem Risiko gehört auch das Nomegestrolacetat in der Zoely®

Ist ein Wechsel auf eine andere Pille sinnvoll?

Das „venöse und arterielle Thromboserisiko für Zoely®“ werde derzeit in einer Post Authorization Safety Study (PASS) untersucht, schrieb MSD an DAZ.online. Da für 17β-estradiolhaltige kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK) aktuell noch keine epidemiologischen Daten vorliegen, würden derzeit die Gegenanzeigen für ethinylestradiolhaltige KOK laut MSD auch für die Anwendung von Zoely® als übertragbar erachtet. Das geht auch aus einem Rote-Hand-Brief vom Januar 2014 hervor, der verschickt wurde, um über die „Ergebnisse einer europaweiten Bewertung und über die jüngsten Erkenntnisse zur Evidenz des Thromboembolie-Risikos in Verbindung mit bestimmten kombinierten hormonalen Kontrazeptiva (KHK)“ zu informieren. Unter KHK versteht man dort: Pillen, die Ethinylestradiol oder Estradiol plus Chlormadinon, Desogestrel, Dienogest, Drospirenon, Etonogestrel, Gestoden, Nomegestrol, Norelgestromin oder Norgestimat enthalten.

Ein Wechsel auf ein anderes Präparat mit bekanntem Risiko könnte also möglicherweise – sofern es vertragen wird – sogar sinnvoll sein. Grundsätzlich bedingen bei KHK ganz allgemein sowohl die Estrogen- als auch die Gestagen-Komponente ein erhöhtes Thromboserisiko. Somit ist grundsätzlich zu Präparaten mit möglichst niedriger Estrogendosis zu raten. Was die Gestagenkomponente betrifft, so scheinen Pillen mit Levonorgestrel (das als Referenz dient) oder Norgestimat beziehungsweise Norethisteron die geringste Risikoerhöhung mit sich zu bringen. 

Wenn es „natürliches“ Estradiol sein soll

Wer auf der Suche nach einem Präparat ist, das ebenfalls Estradiol enthält – allerdings als Valerat – könnte mit seinem Arzt besprechen, ob eventuell ein Wechsel auf die Qlaira® von Jenapharm eine Option darstellt. Estradiolvalerat ist laut Jenapharm die veresterte Form des natürlichen 17ß-Estradiols. Es werde rasch und vollständig resorbiert und zu natürlichem Estradiol hydrolysiert. Es handelt sich allerdings um ein 5-Phasen-Präparat. 

Als Gestagen ist Dienogest enthalten. Das Risiko venöser Thromboembolien ist also auch hier unklar. Außerdem ist Qlaira® nicht nur zur oralen Kontrazeption allein zugelassen, sondern auch „zur Behandlung starker Menstruationsblutungen ohne organische Ursache bei Frauen, die eine orale Kontrazeption wünschen.“ 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Vorrat

von Nadine am 25.11.2019 um 18:51 Uhr

Ich habe für 9 Monate abzugeben, hat jemand interesse?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Vorrat

von Nadia am 26.01.2020 um 22:20 Uhr

Ja gerne hast du sie noch?

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