Apotheken-EDV

Neuer Rahmenvertrag: Pharmatechnik fordert Zusatzgebühren von Apothekern

Berlin - 28.05.2019, 07:00 Uhr

Der Apotheken-EDV-Anbieter Pharmatechnik (hier der Expopharm-Stand 2018) verlangt von seinen Kunden im Apothekenmarkt künftig eine monatliche Zusatzgebühr für die Umsetzung des neuen Rahmenvertrages. (b/Foto: Schelbert)

Der Apotheken-EDV-Anbieter Pharmatechnik (hier der Expopharm-Stand 2018) verlangt von seinen Kunden im Apothekenmarkt künftig eine monatliche Zusatzgebühr für die Umsetzung des neuen Rahmenvertrages. (b/Foto: Schelbert)


Ab dem 1. Juli 2019 gilt der neue Rahmenvertrag, mit dem unter anderem eine neue Import-Regelung für die Apotheken eingeführt wird. Durch die neuen Vorgaben ergeben sich auch veränderte Abrechnungsmodalitäten zwischen Apotheken und Krankenkassen. Der Apotheken-EDV-Anbieter Pharmatechnik verlangt von seinen Kunden nun eine Zusatzgebühr von 20 Euro. Die Begründung: Software-Umstellungen, die sich durch den Rahmenvertrag ergeben.

Ende des vergangenen Jahres wurde bekannt, dass sich der Deutsche Apothekerverband und der GKV-Spitzenverband auf einen neuen Rahmenvertrag geeinigt haben. Diese Neuerungen sollen nun am 1. Juli 2019 in Kraft treten. Die Apothekenteams dürfen sich auf einfachere Nachweise zur Nicht-Verfügbarkeit und die Beseitigung einiger Unklarheiten freuen. Dem steht neuer Aufwand bei der Auswahl von Generika ohne Rabattverträge gegenüber. Neuerungen gibt es außerdem bei den Importen: Die Import-Abgabepflicht orientiert sich künftig am Preis des Bezugsarzneimittels, dabei sind drei Preisstufen vorgesehen. DAZ.online hatte ausführlich über die Neuregelungen in dem Vertrag berichtet. Hier finden Sie den kompletten Überblick:

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Pharmatechnik: Umfangreiche Änderungen in der EDV

Der Apotheken-EDV-Anbieter Pharmatechnik hat seinen Kunden nun einen Brief geschrieben, in dem das Unternehmen auf die Veränderungen des neuen Rahmenvertrages und deren Auswirkungen auf die Software eingeht. Die Neuerungen gehen Pharmatechnik zufolge mit „umfangreichen Veränderungen in den Datenstrukturen“ einher. Zu den wichtigsten Veränderungen zählt der EDV-Anbieter unter anderem die neuen Regeln zur Ermittlung der Preisgünstigkeit bei Importen sowie die Regelung, dass das verordnete Generikum, wenn kein rabattgünstiges Arzneimittel vorhanden ist, nicht mehr automatisch abgegeben werden darf. (In diesem Fall darf der Apotheker unter den vier preisgünstigsten Medikamenten auswählen.)

Das Unternehmen Pharmatechnik, das eigenen Angaben zufolge 7.000 Kunden im Apotheken- und Arztbereich hat, listet in dem Schreiben auch den Mehraufwand auf, der sich durch den Rahmenvertrag ergibt. Konkret müsse der Ablauf der automatischen Artikelsuche angepasst werden, ebenso die Ermittlung der Preisgünstigkeit bei Importen. Auch die Importsuche im Allgemeinen musste überarbeitet werden. „Die Änderungen ziehen sich durch die gesamte Programmlogik und Datenstrukturen in den Bereichen Artikelsuche, Kasse inklusive Rezept-Scan, Rezeptmanagement sowie der Sortimentssteuerung“, heißt es zur Erklärung.

19,45 Euro mehr pro Monat

Und dann: „Wir werden Ihre Apotheken-EDV um die neuen Punkte in allen relevanten Bereichen, insbesondere im Verkauf, der Kasse, den Artikelsuchen und dem Rezeptmanagement sowie in allen AMTS-Bereichen erweitern. Aus diesem Grund werden wir die monatliche Miete ab dem 1. August 2019 um 19,45 Euro zzgl. gesetzl. MwSt. anpassen.“

Keine Gebühren bei anderen Anbietern

DAZ.online hat Pharmatechnik nach den Gründen der neuen Kosten gefragt. Eine Sprecherin erklärte:


Strukturelle Änderungen im Apothekenmarkt, welche auf neue gesetzliche Regelungen und Rahmenverträge zurückzuführen sind, gehen mit umfangreichen Veränderungen in den Programm- und Datenstrukturen einher. Konkret werden derzeit zwei Themen umgesetzt, um den Apotheken die entsprechenden Lösungen fristgerecht bereitzustellen. Der neue Rahmenvertrag zwischen DAV und GKV verändert grundlegend die verbindliche Auswahl der Generika- und Importarzneimittel in der Apotheke. Zudem wurden im Bereich AMTS die Daten der pharmazeutischen ABDA-Datenbank wesentlich erweitert und neu strukturiert, um den aktuellen und künftigen Herausforderungen bei pharmazeutischen Prüfungen und Bewertungen besser gerecht zu werden. Aufbauend auf den neuen Daten werden diese AMTS-Prüfungen laufend optimiert und ergänzt.“

Pharmatechnik-Sprecherin


Die Sprecherin wies ferner darauf hin, dass das Unternehmen seinen Kunden ein umfangreiches und hilfreiches Schulungsangebot anbiete, um einen reibungslosen Ablauf mit den neuen Änderungen im Markt zu gewährleisten. Von den Extra-Kosten betroffen seien alle Kunden, die eines der beiden EDV-Systeme XT oder IXOS haben.

Es ist derzeit noch unklar, ob Pharmatechnik der einzige Anbieter im Apotheken-EDV-Markt ist, der für die Umsetzung des neuen Rahmenvertrages eine Extra-Gebühr verlangt. DAZ.online hat bei einigen Anbietern im Markt nachgefragt. Noch sind nicht alle Antworten eingegangen. Immerhin: Die Phoenix-Tochter ADG hat versichert, keinen Aufschlag zu verlangen. Auch die CompuGroup-Tochter Lauer Fischer bittet die Apotheker nicht zur Kasse. Ein Awinta-Sprecher erklärte ebenso, dass man keine zusätzlichen Gebühren von den Apothekern verlangen werde.

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*Hinweis der Redaktion. Wir haben den Text am Montag (3. Juni., 10.20 Uhr) mit der Information aus dem Hause Awinta ergänzt.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Nicht nachvollziehbar

von Christian Becker am 28.05.2019 um 17:22 Uhr

Ich bin da gleicher Meinung wie die Apothekerin aus den gleichen Gründen.

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Extra Gebühr ab August

von Dr. Margot Eilers am 28.05.2019 um 16:03 Uhr

Das passt SUPER zu dieser Firma, die ich sowieso ganz unmöglich finde. In meiner Apotheke habe ich mit ADG gearbeitet. Die beste Firma. Wegen dieser dämlichen Pharmatechnik mache ich jetzt ungern Vertretung

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Nachvollziehbar ...

von Apotheker am 28.05.2019 um 9:44 Uhr

... dass Leistungserbringer ihren gesteigerten Aufwand in Rechnung stellen.
Schade nur, dass das bei uns Apotheken nicht klappt ...

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AW: Nachvollziehbar

von Apothekerin am 28.05.2019 um 15:03 Uhr

Nein. Nicht nachvollziehbar. Die Pharmatechnik hat sich als "Partner der Apotheken" schon die Securpharm-Einführung mit etwa 20€ plus pro Monat bezahlen lassen. Jetzt also auch noch den neuen Rahmenvertrag. Auch nochmal 20€ extra. Wohlgemerkt ohne MwSt. Und auch nicht als Einmalzahlung, sondern ab jetzt für immer. Wieso eigentlich? Ich habe einen Vertrag mit einer Softwareschmiede, deren Hauptaufgabe es ist, mir eine funktionsfähige Spezialsoftware zur Verfügung zu stellen. Dafür zahle ich jeden Monat eine (nicht unerhebliche) Miete. Ohne Anpassung an Securpharm und neue Rahmenverträge wäre eben diese Software überhaupt nicht mehr zu gebrauchen. Quasi unverkäuflich. Und Neuerungen und Anpassungen müssen ohnehin ständig vorgenommen werden. Wo ist also der Mehraufwand, der es rechtfertigt von JEDEM! Pharmatechnikkunden ab sofort jeden Monat 20€ mehr zu kassieren? Wie Sie ja schon richtig festgestellt haben, kann ich meinen Mehraufwand als Apotheker ja auch niemandem in Rechnung stellen.
Aus meiner Sicht sollte die monatliche Miete derartige Anpassungen bereits abdecken. Ich fühle mich dadurch über den Löffel barbiert. Zumal die vertraglich vereinbarte maximale jährliche Steigerung der Miete - auf jeden Fall in meinem Fall - überstiegen ist.
Nein - ich halte es weder für nachvollziehbar noch für gerechtfertigt.

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