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11. Juli 2019
Da kann man die ABDA nicht verstehen, mein liebes Tagebuch, sie stemmt sich verbissen gegen die Abholfächer von Vor-Ort-Apotheken, die bereits einige Apotheke installiert haben und die Bundesgesundheitsminister Spahn – vollkommen richtig – vom Verbot der automatisierten Ausgabestation ausnehmen will. Nein, man kann es nicht verstehen, wie kundenfeindlich und letztlich gegen die Interessen der Vor-Ort-Apotheken gerichtet die ABDA denkt. Abholfächer sind doch für Kunden durchaus eine prima Sache. Es ist ein toller Service der Apotheke, wenn sie ihrem Kunden anbieten kann, das bestellte Arzneimittel beim Abholfach der Apotheke nach Geschäftsschluss mitnehmen zu können. Der aufwendigere Botendienst entfällt, wenn der Kunde auf seinem Weg eh bei der Apotheke vorbeikommt. Abholfächer sind ebenso wie der Botendienst (nicht nur im Einzelfall) Instrumente, mit denen wir dem Versandhandel Paroli bieten können und besser sind: Das Arzneimittel steht noch am gleichen Tag zur Verfügung. Mein liebes Tagebuch, warum will die ABDA Abholfächer verbieten lassen? Da werden verschwurbelte Bedenken konstruiert, es sprächen dieselben Gründe dagegen wie für das Verbot der automatisierten Abgabestationen im Sinne des Gesetzentwurfs. Laut ABDA-Stellungnahme werde durch derartige Abgabestationen einer weiteren Trivialisierung des Arzneimittels Vorschub geleistet wird, heißt es da. Und ja, die Nutzung der Abgabestationen widerspreche der vorgeschriebenen Prüfung der Sicherheitsmerkmale zum Zeitpunkt bei der Abgabe. Mein liebes Tagebuch, das ist doch ABDA-Kokolores. Wendet man diese Begründung auf den Botendienst an, dann dürfte es ihn ebenfalls nicht mehr geben. Denn der Apothekenbote nimmt bei der „Abgabe“ keine Sicherheitsprüfung des Arzneimittels vor, die geschah doch schon zuvor in der Apotheke – eben wie bei der Abholung am Abholfach. Mein liebes Tagebuch, der Apothekerberuf hätte sich schon längst modernisiert und weiterentwickelt, wenn es nicht die ABDA-Bremser und -Wagenburgbauer gäbe. Wann lernen wir Apothekers vom Kunden her zu denken? Hoffen wir, dass sich Spahn von den ideologisch alten ABDA-Zöpfen nicht beirren lässt.
Der MVDA, Freund von Importen und Importeuren? Nanu, mein liebes Tagebuch, was will uns dieser Einkaufsclub denn da schmackhaft machen? Sind die lästigen, ökologisch bedenklichen Importe gar ein Segen für Apotheken? Der MVDA jedenfalls wirft sich für Importe ins Zeug: Importe würden weiterhin den Ertrag der Apotheken steigern. Allerdings müssten die Apotheken mit den Vorschriften des neuen Rahmenvertrags ihre Importe verdoppeln. Aber das sei laut MVDA kein Problem, außerdem seien Importe auch für die Apotheken wirtschaftlich interessant. Oh Gott, lass uns die Märkte der Nachbarländer leer kaufen? Und wie denken Kunden über die Importware?
Lieferengpässe werden mehr und mehr zum Problem, nicht nur für uns Apothekers, auch für die Ärzte. Sie müssen Verordnungen umstellen, manche Arzneimittel können nicht mehr verordnet werden. Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg hat vor Kurzem ihre Mitglieder dazu befragt: Das Ergebnis zeigt: 94 % der Ärzte hatten schon mit Arzneimitteln zu tun, die nicht lieferbar waren. Mein liebes Tagebuch, das Phänomen der Lieferengpässe in einem der höchst entwickelten Staaten der Welt ist ein Desaster und Armutszeugnis: Letztlich haben wirtschaftliche und politische Fehlsteuerungen dazu geführt. Traurig.
Mittlerweile ist es bei den meisten Kammern Konsens: Man möchte Spahns Reformpläne konstruktiv begleiten statt an Maximalforderungen wie beispielsweise dem Rx-Versandverbot festhalten. So auch bei der Kammer Baden-Württemberg, wie deren Präsident Günter Hanke auf der Vertreterversammlung klar machte. Es sei einfach kein politischer Wille da, weder für ein Rx-Versandverbot noch für eine Konfrontation mit den EU-Organen beim Thema Gleichpreisigkeit. Das müsse man als Standesvertretung realisieren und akzeptieren. So, mein liebes Tagebuch, also dann realisieren und akzeptieren wir fortan. Ist ja auch ein bisschen einfacher mit als gegen den Wind zu segeln – egal, wo wir dann ankommen, Gleichpreisigkeit ade.
Frag’ Spahn – im Rahmen seines Video-Formats unterhielt sich unser Bundesgesundheitsminister mit der PTA Iris Priebe. Im Mittelpunkt stand die von Spahn geplante Ausbildungsreform für PTA. Und die will er richtig gut machen, wie Spahn durchblicken ließ, und sich ausreichend Zeit dafür nehmen. Die PTAs allerdings sollen nicht mehr Zeit für ihre Ausbildung bekommen, auch wenn es der PTA-Verband gerne hätte. Spahn erklärte, es sei „kein Selbstzweck, es auf drei Jahre zu verlängern“. Lieber sollte man alte Ausbildungsinhalte streichen. „Beratung, Kundenkontakt und Digitales“ müssten eine größere Rolle spielen. Mein liebes Tagebuch, prinzipiell ist hier Spahn durchaus auf der richtigen Spur. Allerdings könnte eine um halbes Jahr verlängerte Ausbildung den Stoff durchaus vertiefen. Zum Thema Fachkräftemangel ließ Spahn eine kleine Spitze gegen den Apotheker als Arbeitgeber los: „Manche Dinge müssen bei Arbeitgebern noch im Kopf ankommen. Der Fachkräftemangel erfordert, dass man mit seinen Arbeitnehmern anders umgeht als noch vor 15, 20 Jahren.“ Wie wahr, mein liebes Tagebuch, das sollten einige Apothekers verinnerlichen.
10 Kommentare
Das Leben und Sterben als Zombieunternehmen
von Bernd Jas am 14.07.2019 um 13:52 Uhr
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AW: Das Leben und Sterben als ... DAV-Zombi ...
von Christian Timme am 14.07.2019 um 15:02 Uhr
AW: Das Leben und Sterben als
von Karl Friedrich Müller am 14.07.2019 um 15:03 Uhr
AW: Leben und Sterben als ....“Kammerz-Zombie“
von Gunnar Müller, Detmold am 14.07.2019 um 19:44 Uhr
Kosten-Nutzen-Verhältnis ... die ABDA ist das Geld nicht wert ...
von Christian Timme am 14.07.2019 um 10:21 Uhr
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Antwort nötig
von Reinhard Rodiger am 14.07.2019 um 10:03 Uhr
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Ankerpreise
von Ulrich Ströh am 14.07.2019 um 8:39 Uhr
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Langsames Sterben
von Conny am 14.07.2019 um 8:39 Uhr
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von Anita Peter am 14.07.2019 um 8:32 Uhr
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Krasse Fehlentwicklung
von Derimmerwaszumeckernhat am 14.07.2019 um 8:25 Uhr
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