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13. August 2019
Ach ja, die FDP, einst hielt sie das Fähnchen der freien Berufe hoch und setzte sich auch für uns Apothekers ein. Für die freien Berufe mag sie zwar immer noch sein, aber mit anderen Vorzeichen: Jetzt steht ganz groß Wettbewerb auf ihren Fahnen. Und so will sie auch uns Apothekers in den Kettenwettbewerb schicken. Und vom Rx-Versandverbot hält sie sowieso nichts. Allerdings, das Thema Aufhebung des Fremdbesitzverbots und Apothekenketten treibt die FDP derzeit nicht aktiv voran, wie der FDP-Bundestagsabgeordneter Andrew Ullmann im "DAZ.online-Geschichtentaxi" erklärt. Denn eigentlich stehe Mehr- und Fremdbesitz ja im Widerspruch zu einer Stärkung der Apotheke vor Ort, wofür man sich doch einsetze. Ullmann jedenfalls hält von Mehr- und Fremdbesitz, wie er durchblicken lässt, recht wenig. Mein liebes Tagebuch, fein, aber wie viele „Ullmanns“ gibt es in der FDP, die das auch so sehen?
Bald ist wieder Apothekertag! Wir freuen uns schon drauf, nicht wahr, mein liebes Tagebuch. Und da Vorfreude mit zu den schönsten Freuden gehören soll, schauen wir uns schon mal ein paar vorliegende Anträge aus den Kammern und Verbänden an, obwohl das der ABDA nicht recht gefällt. Die Antragsbehandlung ist ja ein Kernstück unseres Apothekertags. Kein Wunder, wenn es da Anträge gibt, die sich sich bereits mit dem Apotheken-Stärkungsgesetz auseinandersetzen, beispielsweise zum Thema der Honorierung von Dienstleistungen. ABDAs Lieblingskind ist bekanntlich die von der Reform vorgesehene Möglichkeit, dass Apotheken Dienstleistungen erbringen, die von den Kassen honoriert werden sollen. Wir wissen zwar immer noch nicht genau, welche Dienstleistungen im Einzelnen das sind und was wir dafür bekommen, aber die ABDA ist über den Dienstleistungsparagraphen schon in Freudentänze ausgebrochen und hat u. a. dafür sogar das Rx-Versandverbot sausen lassen. Ein Antrag möchte nun zu Recht Klarheit darüber haben, wie denn die Honorierung aussehen soll. Gefordert wird, dass unsere Leistungen auf dem Niveau eines akademischen Heilberufs vergütet werden. Genau, mein liebes Tagebuch, fragt sich nur noch, was das in Euro und Cent bedeutet. Ich vermute mal, über das Vergütungsniveau eines akademischen Heilberufs kann man sich trefflich streiten. Ein weiterer Antrag befasst sich mit der Dienstleistung Verblisterung, die gestärkt und angemessen vergütet werden soll. Auch dieser Punkt platzt vor Diskussionspotenzial…
Auch ein netter Antrag zum Apothekertag: Reform des Pharmaziestudiums. Wie oft stand das in den letzten Jahren schon zur Diskussion. Unsere Hochschullehrer im Allgemeinen halten da wenig bis nichts davon. Es reiche ihnen aus, wenn die Inhalte der Hochschulfächer modernisiert und angepasst würden. Aber davon halten vor allem die pharmazeutischen Kliniker nicht allzu viel. Sie sehen, dass derzeit in der Ausbildung die klinische Pharmazie oder pharmazeutische Dienstleistungen wie das Medikationsmanagement zu kurz kämen. Professor Dörje und andere sehen daher die Notwendigkeit, die Approbationsordnung für Apotheker dringend anzupassen und neuzugestalten. Von ein bisschen Inhaltskosmetik, wie es so manche pharmazeutischen Chemiker für ausreichend ansehen, halten sie gar nichts. Mein liebes Tagebuch, auch hier dürfen wir uns auf spannende Diskussionen freuen.
Und klar, das Thema Digitalisierung findet sich auch in den Anträgen wieder. Man möchte beispielsweise, dass der Gesetzgeber Rahmenbedingungen „für die Umsetzung digital unterstützter, honorierter pharmazeutischer Dienstleistungen in der Apotheke“ schafft – was auch immer man da genau darunter verstehen mag. Und natürlich wird das E-Rezept eine große Rolle in der Antragsberatung auf dem Apothekertag spielen. Es geht vor allem um das Makelverbot mit E-Rezepten: Nicht nur Ärzte oder Krankenkassen, sondern alle Beteiligte, die nicht Ärzte oder Krankenkassen sind, sollen vom Makeln mit E-Rezepten ausgeschlossen sein. Gefordert wird außerdem eine barrierefreie öffentliche Plattform, zu der alle Menschen in Deutschland Zugang haben sollen, um ihre Rezepte zu verwalten und einzulösen. Und dann, so ein weiterer Antrag, sollte eine gemeinsame Stelle von KBV, DAV und GKV-Spitzenverband die vertraglichen Bestimmungen synchronisieren, um „formal eine absolute Fehlerfreiheit“ von E-Rezepten zu erreichen. Mein liebes Tagebuch, das wär’s! Endlich fehlerfreie Rezepte – und die Retaxationsgefahr durch lästige Formfehler würde ein für allemal der Vergangenheit angehören.
Huhuhu, irgendwie scheint sich die ABDA vor dem jungen Pharmaziestudenten Benedikt Bühler zu fürchten. Bühler ist es gelungen, eine E-Petition mit rund 390.000 Stimmen für ein Rx-Versandverbot ans Bundesgesundheitsministerium zu übergeben. Die ABDA äußerte sich dazu bisher nicht. Denn sie hat sich dazu entschlossen, das Rx-Versandverbot nicht mehr als Hauptziel zu verfolgen, das Verbot solle nur noch eine „Handlungsoption“ sein. Tja, mein liebes Tagebuch, die ABDA wollte gut Kind mit Spahn sein und die Honorarversprechungen und die geliebten honorierten Dienstleistungen nicht gefährden. Und da kommt ein junger Pharmazeut daher und knallt fast 400.000 Stimmen für ein Rx-Versandverbot auf den Tisch des BMG-Hauses. Irgendwie erzeugte das Druck auf die ABDA – wie damit umgehen? Sie ließ sich nun gnädigerweise dazu herab, ein „Fachgespräch“ mit Bühler zu terminieren, das in Kürze stattfinden soll. Freilich, wie man es von unserer ABDA nicht anders erwartet: alles geheim, nicht öffentlich, unter Ausschluss der Presse. Mein liebes Tagebuch, da fragen wir uns: Wann lernt es diese Berufsvertretung endlich: mehr Offenheit, mehr Souveränität, bitte! So jedenfalls wird’s nichts.
20 Kommentare
Ab-da!
von Horst Wycisk am 19.08.2019 um 17:48 Uhr
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Flops und Versager
von Dr.Diefenbach am 18.08.2019 um 18:41 Uhr
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Selber Schuld !
von Conny am 18.08.2019 um 17:44 Uhr
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Was ist schon ein Apotheken – Stärkungsgesetz wert ....
von Gunnar Müller, Detmold am 18.08.2019 um 17:34 Uhr
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Am armseligsten wäre: Self Fulfilling Prophecy
von Wolfgang Müller am 18.08.2019 um 17:04 Uhr
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Zitat DAZ 33
von Karl Friedrich Müller am 18.08.2019 um 15:11 Uhr
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AW: Zitat DAZ 33
von Anita Peter am 18.08.2019 um 15:20 Uhr
Eben
von Karl Friedrich Müller am 18.08.2019 um 14:24 Uhr
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AW: Eben
von Anita Peter am 18.08.2019 um 14:58 Uhr
Nebenkriegsschauplatz Impfen in der Apotheke
von Andreas Grünebaum am 18.08.2019 um 13:24 Uhr
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Missverhältnis
von Reinhard Rodiger am 18.08.2019 um 11:32 Uhr
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Sonstiges
von Karl Friedrich Müller am 18.08.2019 um 11:26 Uhr
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Unser Land der Dichter und Denker ...
von Reinhard Herzog am 18.08.2019 um 10:47 Uhr
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AW: Unser Land der Dichter und Denker
von Christiane Patzelt am 18.08.2019 um 11:25 Uhr
Schmidt
von Conny am 18.08.2019 um 10:27 Uhr
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Kurze Woche ...
von Christian Timme am 18.08.2019 um 9:35 Uhr
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AW: Japanischer Seidenschal?
von Wolfgang Müller am 18.08.2019 um 17:58 Uhr
AW: Kurze Woche ... Bühlers Termin nur mir ...
von Christian Timme am 18.08.2019 um 20:32 Uhr
Bühlers 390000 Projekt
von Ulrich Ströh am 18.08.2019 um 8:41 Uhr
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von Anita Peter am 18.08.2019 um 8:34 Uhr
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