Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

25.08.2019, 08:00 Uhr

Das E-Rezept ante portas! Da ist noch eine Menge ungeklärt... (Foto: Andi Dalferth)

Das E-Rezept ante portas! Da ist noch eine Menge ungeklärt... (Foto: Andi Dalferth)


Nicht mehr lange, dann haben wir’s an der Backe: das E-Rezept. Und wir müssen damit fertig werden. Was es uns bringt? Die Optimisten schwärmen von Zeitersparnis, mehr Sicherheit, mehr Schutz vor Retax. Die Pessimisten fürchten ein Umkrempeln aller Strukturen im Apothekenalltag, den Kampf um die besten Einlöse-Apps und vor allem einen heißer Wettbewerb mit den Versendern. Es wird ein Überlebenskampf wie im Haifischbecken – da ist der heutige Wettstreit mit Versandhändlern wie Ferien auf dem Ponyhof. 

19. August 2019 

Lieferengpässe, die Pest in unserer Arzneimittelversorgung! Lieferengpässe bereiten täglich Ärger und Kosten! Und alle klagen darüber, aber irgendwie hat man das Gefühl, dass das Problem nur halbherzig angegangen wird. Wer könnte etwas dagegen tun? Im Prinzip nur die Politik. Ärzte und Apotheker können nur versuchen, Informationsketten aufzubauen, mit den Engpässen klarzukommen und Auswege zu finden. Wenn jetzt die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV) fordert, dass Apotheker aufklären sollten, wo die Engpässe entstehen und um welche Präparate es sich handelt, dann mag das aus Sicht der KV erstmal richtig gedacht sein: Arzneimittel – das ist schließlich unser Ding. Aber bei der Frage, wo die Engpässe entstehen, da sind auch uns die Hände gebunden. Wenn es um die Gründe für die Engpässe gibt, da sind die Hersteller und die Krankenkassen für zuständig. Liebe Ärzte, wir und unser Großhandel wissen nur, bei welchen Arzneimitteln es klemmt – und welche Alternativen es möglicherweise gibt. Aber, mein liebes Tagebuch, wenn die Ärzte hier nach mehr Infos rufen, dann sollten wir in der Tat mal nachdenken, was wir von unserer Seite tun können, die „Defekte“ stärker zu kommunizieren – da gibt’s noch Luft nach oben. 

 

In Hessen müssen mehr Gemeinden ohne eigene Apotheke auskommen, wie eine aktuelle Statistik der Landesregierung zeigt. Derzeit haben 27 Gemeinden keine Apotheke (mehr). Liebes Tagebuch, vermutlich ist Hessen in Deutschland kein Einzelfall, wenn man die Rückgänge der Apothekenzahlen im gesamten Bundesgebiet verfolgt: Im ersten Halbjahr 2019 gab es in Deutschland nur noch 19.268 Apotheken, im Vergleich zum Jahresende 2018 sind dies 155 Apotheken weniger. Es geht also weiter abwärts, wann Schluss ist mit diesem Trend, ist offen. Uns Apothekers obliegt die ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung, also, was tun? In Hessen arbeitet man gerne mit Rezeptsammelstellen, neuerdings auch mit elektronischen. Ob das so bleibt, wenn’s E-Rezept kommt, ist mehr als fraglich – der Versandhandel wird da gerne einspringen. Wenn wir das nicht wollen, sollten wir uns eine Strategie, ein Konzept einfallen lassen, wie wir die Versorgung flächendeckend garantieren und damit an die Öffentlichkeit gehen. Wir sollten zeigen, was wir können!

 

Bald wird’s ernst! Das E-Rezept ist nicht mehr aufzuhalten. DAZ.online widmete dem E-Rezept  eine Themenwoche. DAZ.online sprach beispielsweise mit Peter Froese, Chef des Apothekerverbands Schleswig-Holstein und IT- und Telematik-Experte der ABDA, und fragte ihn, wie dann wohl der Apothekenalltag mit dem E-Rezept aussehen wird. Mein liebes Tagebuch, Froese zeigt: Ganz klar, wir werden unsere Abläufe in der Apotheke umstellen müssen, das E-Rezept wird den Apothekenalltag verändern. Bei einer Menge offener Fragen sieht Froese aber auch viele Vorteile und kann sich vorstellen, dass wir mehr Zeit für die eigentlichen Aufgaben des Apothekers, für die pharmazeutische Prüfung der Verordnung und für die Beratung, haben werden. Mein liebes Tagebuch, vielleicht gibt’s dann auch endlich mehr Schutz vor Retaxationen. Und ein bisserl was kosten wird uns der Fortschritt natürlich auch, darauf müssen wir uns schon mal einstellen: Digitalisierung, unser neuer Kostenblock in der Apo. Ach ja, ganz ohne Papier wird’s letztendlich auch nicht gehen, denn was ist, wenn mal der Strom, die Technik ausfällt? Ganz großes Thema ist die Sicherheit – ein Rezept ist eine Urkunde, die durchs Netz geschickt wird, die unterwegs nicht abgefangen, ausgelesen oder gar verändert werden darf. Und auf keinen Fall darf mit den Rezepten von Dritten gemakelt werden, das wäre das Ende der freien Apothekenwahl. Also, mein liebes Tagebuch, da heißt es dran bleiben und wachsam mitgestalten.

20. August 2019

Zuversichtlich in Sachen Digitalisierung und Apotheken zeigt sich der IT- und Telematik-Chef der ABDA Sören Friedrich. Auch wenn, wie er weiß, es noch Probleme gibt, beispielsweise mit der erforderlichen Hardware fürs E-Rezept: Er ist überzeugt, dass die Apotheker sich problemloser anbinden als die Ärzte. Mein liebes Tagebuch, sein Wort in Digitalgottes Ohren.

 

Trotz E-Rezept: Am Papierrezept wird man wohl lange oder überhaupt nie herumkommen. Und wenn es nur ein Papier ist, auf dem ein QR-Code oder Ähnliches aufgedruckt ist, meint z. B. Apotheker Lorenz Weiler in einem Gastkommentar. Er könnte Recht behalten, mein liebes Tagebuch. Da erscheint am Horizont schon ein Tschüß und Bye-bye zu allen Plastikkärtchen (Gesundheitskarten), auf die man in den Anfangstagen des E-Rezepts vor vielen, vielen Jahre noch glaubte, irgendwelche Rezeptdaten speichern zu müssen. Die gehören nämlich schon längst in ein vergangenes Zeitalter. Selbst Apps bräuchte man nicht, so Apotheker Weiler. Ein Papierausdruck mit QR-Code hätte laut Weiler zudem den Vorteil, dass es eine implizite Aufforderung an den Patienten wäre, zum Arzneimittelfachmann in die Apotheke zu gehen. Da ist was dran. Die Idee hat was. Den Code könnte man auch versenden, zum Selbst-Ausdrucken zu Hause, wie ein Ticket. Mein liebes Tagebuch, hat eine solche Idee Chancen realisiert zu werden?

21. August 2019

Mein liebes Tagebuch, Spahn macht Druck beim E-Rezept, die Zeit läuft davon. Und so arbeitet die ABDA, der Deutsche Apothekerverband, wohl fieberhaft daran, etwas Vernünftiges auf die Beine zu stellen. Aber wie das so bei solch Riesenprojekten ist, versuchen da auch andere, die Nase vorn zu haben und eigene Wege für ein E-Rezept zu favorisieren, hier die Techniker Krankenkasse (TK), die bereits mit einer weiteren Kasse (Hanseatische Krankenkasse) und einer Apotheke (Adler-Apotheke in Hamburg) am E-Rezept basteln. Dennoch, man will sich nicht abschotten, sondern offen bleiben für andere. Und so hat man sich bei der TK auch für die Zur-Rose- und Shop-Apotheke-Tochter König IDV als technischen Dienstleister entschieden. Mein liebes Tagebuch, was diese Nähe zum Versandhandel bedeutet, ist noch ungewiss. Tim Steimle, Apotheker und Fachbereichsleiter bei der TK, meint: „Wir befördern an dieser Stelle den Versand nicht“, aber „wir wissen, dass wir den Versandhandel beim E-Rezept auf Dauer nicht außen vor lassen können“. Wir werden sehen, wer wie das Rennen macht. 

 

Es gibt eine neue Stellungnahme der ABDA zum Kabinettsentwurf des Apotheken-Stärkungsgesetzes und zur zugehörigen Sammelverordnung – damit auch die Länder angesichts der bevorstehenden Besprechung im Bundesrat wissen, was die ABDA von den Plänen hält. Ja, mein liebes Tagebuch, um es kurz zu machen: Weitgehend steht in der neuen Stellungnahme dasselbe wie in der vorhergehenden. Aber die ABDA geht auch auf einige Änderungen ein, die in den Kabinettsentwurf eingeflossen sind und verlangt einige Nachbesserungen. So „muss“ (und nicht „kann“) eine Apotheke beispielsweise von der Versorgung ausgeschlossen werden, wenn sie gegen die Preisbindung verstößt. Nach wie vor möchte die ABDA, dass auf die Streichung des § 78 Absatz 1 Satz 4 im Arzneimittelgesetz verzichtet wird. Zudem mahnt unsere Berufsvertretung an, dass die Regelungen zur Finanzierung der pharmazeutischen Dienstleistungen und den Geldflüssen präzisiert werden und verlangt auch mehr Geld für den Zuschlag, statt 20 Cent pro Rx-Packung sollten es 43 Cent sein. Nach wie vor in der Kritik stehen automatisierte Abgabestationen, sie sollten generell untersagt werden, es gebe dafür keinen Bedarf. Von wegen, mein liebes Tagebuch, Kunden nutzen z. B. sehr gerne die Abholfächer von Apotheken. Würde sie das Reformgesetz untersagen, wäre das ein Schuss übers Ziel hinaus. Und zum Thema Botendienst macht die ABDA ebenfalls Vorschläge. Im Gegensatz zu dem, was die Apothekenreform vorsieht, müsse der Bote unbedingt zum Apothekenpersonal gehören und die Beratungspflicht im Fall der Botenzustellung sollte nicht nur für Rx-Arzneimittel gelten. Man darf gespannt sein, wie der Bundesrat darüber denkt.

 

Na, mein liebes Tagebuch, wer glaubt, dass unsere Apothekenrechenzentren angesichts des E-Rezepts arbeitslos werden, irrt. Keine Sorge, die Rechenzentren schauen da gar nicht pessimistisch in die Zukunft. Zwar wird die Übersetzung von analogen Rezeptdaten in digitale  nicht mehr das Geschäftsmodell sein. Stattdessen sind unsere Rechenzentren bereits dabei, zahlreiche neue Dienstleistungen auszuspähen, auf die die Apotheken nicht werden verzichten können. Beispielsweise will man den Apotheken „schnelles Geld“ zur Verfügung stellen. Die Rechenzentren werden weiterhin Aufgaben wahrnehmen als Einrichtungen, die im Interesse der Apotheken Forderungen, Verbindlichkeiten und Lieferverpflichtungen gegenüber Kostenträgern managen können, und vieles mehr. Also, mein liebes Tagebuch, wir werden keinen Fonds für notleidende Apothekenrechenzentren auflegen müssen, bloß weil das E-Rezept kommt.

22. August 2019 

Vom Ponyhof ins Haifischbecken – mein liebes Tagebuch, wenn wir glauben, dass wir uns derzeit in einem harten Wettbewerb mit den Versandapotheken befinden, dann wird uns das wie Urlaub auf dem Ponyhof vorkommen im Gegensatz zu dem, was uns in naher Zukunft erwartet, wenn’s E-Rezept da ist: Dann dürfen wir uns in einem „Haifischbecken“ mit den lieben Versendern  vergnügen, Motto: survival of the fittest. Wenn man beispielsweise die Aktivitäten von ausländischen Versendern verfolgt, wie sie sich großmaulig auf das E-Rezept vorbereiten, oder die Aussagen von Christian Buse, Chef des deutschen Versandapothekerverbands, der schon einen wachsenden Wettbewerb um die besten Einlöse-Apps fürs E-Rezept sieht, dann lässt sich ahnen, welche Wettkämpfe da auf uns zukommen, um an die Rezepte der Kunden zu kommen. Ob es allerdings wirklich soweit kommt, dass das E-Rezept auf individuellen Wegen zu den Apotheken kommt, ist mehr als fraglich. Die ABDA jedenfalls plädiert für eine gemeinsame Plattform des Deutschen Apothekerverbands, Wettbewerb an dieser Stelle sollte es nicht geben.  Wir werden sehen. Ob wir uns angesichts solcher Szenarien so richtig aufs E-Rezept freuen oder lieber die papiernen Zeiten zurücksehnen?

 

Wenn E-Rezept, dann bitte alle Sparten elektronisch, auch das Grüne Rezept als E-Rezept, fordert der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH). Womit er recht hat. Denn was nützt es, wenn nur das Kassenrezept elektronisch läuft, Privatrezepte und das Grüne Rezept nicht den elektronischen Weg gehen. Das Grüne Rezept, das bekanntlich eher eine Merkhilfe für die Arzneimittel ist, die der Arzt nicht verordnen kann und vom Patienten aus eigener Tasche zu zahlen sind, trägt nicht zuletzt dazu bei, den apothekenpflichtigen Status der  Selbstmedikationsarzneimittel zu unterstreichen und mit der Kompetenz des Apothekers zu verbinden. Der BAH unterstützt in seiner Stellungnahme zum Apotheken-Stärkungsgesetz z. B. auch die Forderungen der Apotheker nach Gleichpreisigkeit für die Rx-Arzneimittel, das Makelverbot für E-Rezepte, die geplante Möglichkeit für Wiederholungsrezepte, die in Aussicht gestellten pharmazeutischen Dienstleistungen und die Modellprojekte für Grippeimpfungen in Apotheken. Mein liebes Tagebuch, gut, einen starken Herstellerverband an der Seite zu wissen, wenn schon die ABDA schwächelt…

 

Die Krankenkassen wollen’s, bald und definitiv für alle: das E-Rezept. Der GKV-Spitzenverband fordert sogar eine E-Rezeptpflicht für Ärzte und Patienten, will heißen, er will einen harten Cut. Denn ein dauerhaftes Nebeneinander von Papier- und E-Rezept hätte nach Meinung des Spitzenverbands der Kassen „erhebliche Auswirkungen auf die Durchführbarkeit, Akzeptanz und Wirtschaftlichkeit des E-Rezepts“. E-Rezepte sollten daher für Versicherte und Ärzte verpflichtend sein. Mein liebes Tagebuch, das sind natürlich verständliche Wunschvorstellungen der Kassen. Aber die Wirklichkeit wird wohl etwas anders aussehen. Das ahnt der Kassenverband und schlägt Übergangsregelungen und Fristen vor, in denen beide Verordnungswege möglich sind. Aber diese Fristen, mein liebes Tagebuch, könnten möglicherweise ein paar Jährchen länger dauern, nicht wahr? Also schaun wir mal, wann denn das E-Rezept in welcher Form auch immer tatsächlich zum Laufen kommt und wie lange es auch noch die rosafarbenen Papierchen gibt.

23. August 2019 

Übrigens, mein liebes Tagebuch, auf DAZ.online stand’s ja schon, jetzt bringt’s der „Focus“ in die Öffentlichkeit: „Das seltsame Engagement von Peter Altmaier für eine Pharmafirma in seinem Wahlkreis“. Es geht um die Beibehaltung und Modifizierung der Importregelung. Der „Focus“ schreibt: „Ärzte, Apotheken, AOKs, Patientenverbände und selbst das Gesundheitsministerium wollten Anfang 2019 Arznei-Importe zurückdrängen. Doch E-Mails aus dem Wirtschaftsministerium zeigen, dass sich Wirtschaftsminister Peter Altmaier Mitte Januar persönlich bei Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) für die Importeure einsetzte. Wenige Tage später war die Abschaffung der Importquote vom Tisch.“ Tja, mein liebes Tagebuch, man kann sich nur die Haare raufen oder den Kopf schütteln über das Gekungele, das hier gelaufen ist. Und staunt immer wieder über den Einfluss von Edwin Kohl, Chef des Importunternehmens Kohlpharma. Die Importregelung, ein Uralt-Zopf, ein Einfallstor für Fälschungen, ein Ärgernis für Patienten und Apotheker, hat in unserem modernen Gesundheitswesen nichts verloren – aber sie bleibt bestehen und wird nicht abgeschafft, weil ein Minister einem Pharmaunternehmen offenbar einen Gefallen tut. Bananenrepublik!

 

Was Feines für die Sonntagslektüre: Die kleinen Scharmützel zwischen Bundeswirtschaftsministerium und Bundesgesundheitsministerium. Aus Unterlagen des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) geht hervor, dass man im Haus von Minister Peter Altmaier offenbar den Eindruck hatte, dass sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den Erhalt des Rx-Versandes durch höhere Apotheken-Honorare erkaufen wollte. Wie Unterlagen zeigen, gab es zwischen dem BMG und dem BMWi auch intensiven Kontakt wegen der Importquote. Mein liebes Tagebuch, was da im Hintergrund lief, ist mehr als bemerkenswert. Und zeigt, es geht wie so oft weniger um Sachfragen, sondern um Macht und Einfluss. Mein liebes Tagebuch, mutmaßlicher Dialog zwischen Altmaier und Spahn: Lieber Jens, wenn Du mir die Importquote lässt, kann ich dem Edwin im Saarland was Gutes tun und Du darfst Deinen Rx-Versandhandel behalten. Abgemacht? Abgemacht! 

 

Bei ärztlichen Verschreibungen soll grundsätzlich die Dosierung auf dem Rezept vermerkt werden – das soll mit der kommenden Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung gesetzlich verankert werden. Ist ja auch sinnvoll, mein liebes Tagebuch, es war übrigens eine Forderung, die von apothekerlicher Seite, sprich von unserer Standesvertretung eingebracht wurde. Die ABDA hat nun zu dieser vorgesehenen Änderungsverordnung Stellung genommen und darauf hingewiesen, „dass das Fehlen der ärztlicherseits vorzunehmenden Angabe der Dosierung auf einer Verordnung oder des entsprechenden schriftlichen Hinweises nicht zu einem erhöhten Retaxationsrisiko zulasten der Apotheke führen darf“. Vollkommen richtig, mein liebes Tagebuch, genauso wie die Forderung, dass bei Fehlen einer Dosierungsangabe auf dem Rezept der Apotheker auch ohne Rücksprache mit dem Arzt die Verschreibung entsprechend ergänzen kann. Na, dann wollen wir mal hoffen, dass das so kommt.

 

Mein liebes Tagebuch, ob wir Apothekers eine Nachricht wie diese noch jemals in unserem Leben lesen werden: „Der Deutsche Apothekerverband und der GKV-Spitzenverband haben ihre jährlichen Honorarverhandlungen abgeschlossen. Beide Parteien haben eine Preissteigerung für apothekerliche Leistungen vereinbart, die den Apothekern im kommenden Jahr rund XXX Mio. Euro mehr einbringen soll. Hinzu kommen noch Extra-Honorare für …“. Tja, eine Meldung mit diesem Tenor steht beispielsweise auf DAZ.online – einziger Unterschied: Es handelt sich um die abgeschlossenen Honorarverhandlungen zwischen GKV-Spitzenverband und Kassenärztlicher Bundesvereinigung. Mein liebes Tagebuch, die Ärzte haben es wieder geschafft, ihre jährliche Honorarsteigerung unter Dach und Fach zu bringen. Und was passiert bei uns Apothekers? Während wir um eine einmalige marginale Honorarerhöhung für den Nachtdienst und für die BtM-Doku ringen, während uns die Honorierung pharmazeutischer Dienstleistungen als Möhre vor die Nase gehalten wird, damit wir uns weiterhin abstrampeln für lau, laufen bei den Ärzten die Honorarverhandlungen en passant. Und dieses Mal gibt’s ein paar Extra-Bonbons als Add-on, zum Beispiel eine Anschubfinanzierung von 500 Euro pro Arztpraxis und Quartal, wenn die Ärzte  Videosprechstunden durchführen. – Und wir werden um ein paar lausige Cents für das Ausfüllen eines Medikationsplans kämpfen müssen. Ist diese Welt noch gerecht?



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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7 Kommentare

Wahnsinn

von Karl Friedrich Müller am 25.08.2019 um 18:04 Uhr

Warum kann man nicht antworten? Mist, nun muss ich noch mal schreiben

Man hat doch alles geahnt, nun haben wir es schwarz auf weiß.
Die Standesvertretung verrät uns und braucht nicht mal ein schlechtes Gewissen zu haben, „vertritt“ sie doch nur die 34. ein Klatschverein zum Abnicken ohne eigene Meinung. Die sollten allerdings uns vertreten.
Altmaier vertritt Kohl. Dafür sollte er zurücktreten. Spahn in seiner Selbstherrlichkeit ignoriert die Kompetenz des BMWi und sorgt für noch mehr Probleme. Alle halten zumindest Teile der Kollegen für Betrüger. Sehr bedrückend. Und keine gute Voraussetzung für Verhandlungen.
Alle müssten ihre Posten räumen - keiner sieht eine Veranlassung dazu.
Wir sind die Deppen, zumindest so lange, wie wir es nicht schaffen, wenigstens die ABDA Spitze abzulösen.
Wir müssen mit dem Müll zurecht kommen. Und mit der Gier der Versender und KK nach einem „Systemwechsel“, den der Patient teuer bezahlen wird.
Ich bin deprimiert und mag mich nicht aufregen.

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AW: Noch mehr Wahnsinn

von Bernd Jas am 25.08.2019 um 23:31 Uhr

Keine "Angst" Herr Müller,

alles hier und im weiteren Gesundheitssystem sind von uns aus gesehen nur die ersten Vorzeichen, dass es bald ein Ende haben wird mit der Gelddruck- und Niedrigzinspolitik.
Dann wird Ihnen auferlegt, dass Sie im Krisenfall alle Medikamente die Ihnen eben noch noch als Eigentum anzurechnen waren, an die Bevölkerung abzugeben haben, und zwar unentgeltlich.
Ihre Konten werden auch auf der Grundlage des SAG (siehe Gesetze im Internet; ein Gesetz was unter aller Klammheimlichkeit verabschiedet wurde und NICHT der Öffentlichkeit kundgetan werden sollte) "geplündert". Und dann lieber Kollege dürfen Sie Sich richtig ärgern.

Bis jetzt haben wir uns nur besonders gut vera....en lassen, was uns für unsere künftige Rolle im Krisenmanagement bestens prädestiniert.

Skandal

von Reinhard Rodiger am 25.08.2019 um 15:53 Uhr

Das Verkauft -und-Veratenwerden durch die Standesvertretung ist so peinlich, dass es hier gar nicht erwähnt wird.
Dazu passt die Stellungnahme der ABDA zum Gesetz.
Dort wurde auf die Forderung nach der Erhöhung der Basishonorierung zugunsten der Zusatzleistungen verzichtet.
Diese wiederum wurden stillschweigend halbiert.Auch darüber
hier nichts. Doch am gefährlichsten ist die Formulierung im Gesetz, wonach Automaten mit geringen Voraussetzungen
verstellbar sind.Besonders gefährlich in Kombination mit dem e-Rezept.Dann ist die Supply-line zum Versand geschlossen.
Dies ist die eigentliche Sprengbombe. Auch nicht erwähnt.
Das gilt auch für die naheliegende Makelfunktion bei e-Rezepten. In allen Programmen ist die Zuweisung zu einer Apotheke vorgesehen.Man kennt das Prinzip von den Diabetespraxen. Ein kleines Kreuz der Einverständniserklärung, jetzt noch einfacher.Richtig virulent wird das in Verbindung mit Wiederholungsrezepten.
Nur nicht berichtet oder nicht bemerkt?
Wo wurde die Postion des BGH und mancher Kammer angegangen,dass der Versand erst die Struktur zerstört haben muss,bevor etwas unternommen wird? Warum wird die Aufgabe des Staates, das zu verhindern nicht aufgenommen und thematisiert? Zufall? Wohl eher nicht.

Alle Aufmerksamkeit wird dem Erkaufen der Option von noch nicht einmal definierten Zusatztätigkeiten geschenkt zu Lasten der Basisfinanzierung.

Ist die und das Nichtansprechen vieler vitaler Punkte ein Skandal oder eben nicht berücksichtigenswert , weil schon aufgegeben im Tausch ?

In jedem Fall ist Übersehen oder Ignorieren gefährlich und existenzbedrohend.


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AW: Skandal

von Redaktion DAZ.online am 26.08.2019 um 9:16 Uhr

Lieber Herr Rodiger,

das Nicht-Erwähnen hat allein organisatorische Gründe. Der liebe Herr Ditzel erstellt das Tagebuch in seiner Freizeit, als diese Dinge ans Licht kamen, war es schlicht schon fertig und keiner verlangt von ihm Samstagabend noch auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren. Oder wie man im Printjargon sagen würde: Das wurde nach Redaktionsschluss bekannt
Viele Grüße
Ihre Redaktion

Ich sag mal so

von Karl Friedrich Müller am 25.08.2019 um 12:44 Uhr

Die Ärzte haben zwar die TI, zumindest die meisten, aber eine grausame Software. So lange die Praxen nicht endlich den Datenstand aktualisieren, den alten Kram rausschmeißen und endlich ihre Mitarbeiter schulen, ist das System für das E Rezept nicht bereit und auch nicht allgemein anwendbar.

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Das letzte ... umfängliche Altmaierei ... aus dem AKK-Revier ...

von Christian Timme am 25.08.2019 um 8:53 Uhr

Killed by friendly fire ... zur Wahl bitte nachladen ... und bitte weiter so ...

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Haifische und Verkehrsregeln

von Ulrich Ströh am 25.08.2019 um 8:53 Uhr

Unstrittig wird der Wettbewerb um die besten Einlöse-Apps zunehmen und in dem zitierten Haifischbecken zählen keine Verkehrsregeln!

Es wird sich nur um Reichweite und Bekanntheit drehen.

Wo wird der betuliche DAV mit seiner gemeinsamen App da wahrgenommen werden?
Von den anderen aktuellen Nischenanbietern mal abgesehen.

Der Patient entscheidet!

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