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- Mein liebes Tagebuch
23. August 2019
Übrigens, mein liebes Tagebuch, auf DAZ.online stand’s ja schon, jetzt bringt’s der „Focus“ in die Öffentlichkeit: „Das seltsame Engagement von Peter Altmaier für eine Pharmafirma in seinem Wahlkreis“. Es geht um die Beibehaltung und Modifizierung der Importregelung. Der „Focus“ schreibt: „Ärzte, Apotheken, AOKs, Patientenverbände und selbst das Gesundheitsministerium wollten Anfang 2019 Arznei-Importe zurückdrängen. Doch E-Mails aus dem Wirtschaftsministerium zeigen, dass sich Wirtschaftsminister Peter Altmaier Mitte Januar persönlich bei Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) für die Importeure einsetzte. Wenige Tage später war die Abschaffung der Importquote vom Tisch.“ Tja, mein liebes Tagebuch, man kann sich nur die Haare raufen oder den Kopf schütteln über das Gekungele, das hier gelaufen ist. Und staunt immer wieder über den Einfluss von Edwin Kohl, Chef des Importunternehmens Kohlpharma. Die Importregelung, ein Uralt-Zopf, ein Einfallstor für Fälschungen, ein Ärgernis für Patienten und Apotheker, hat in unserem modernen Gesundheitswesen nichts verloren – aber sie bleibt bestehen und wird nicht abgeschafft, weil ein Minister einem Pharmaunternehmen offenbar einen Gefallen tut. Bananenrepublik!
Was Feines für die Sonntagslektüre: Die kleinen Scharmützel zwischen Bundeswirtschaftsministerium und Bundesgesundheitsministerium. Aus Unterlagen des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) geht hervor, dass man im Haus von Minister Peter Altmaier offenbar den Eindruck hatte, dass sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den Erhalt des Rx-Versandes durch höhere Apotheken-Honorare erkaufen wollte. Wie Unterlagen zeigen, gab es zwischen dem BMG und dem BMWi auch intensiven Kontakt wegen der Importquote. Mein liebes Tagebuch, was da im Hintergrund lief, ist mehr als bemerkenswert. Und zeigt, es geht wie so oft weniger um Sachfragen, sondern um Macht und Einfluss. Mein liebes Tagebuch, mutmaßlicher Dialog zwischen Altmaier und Spahn: Lieber Jens, wenn Du mir die Importquote lässt, kann ich dem Edwin im Saarland was Gutes tun und Du darfst Deinen Rx-Versandhandel behalten. Abgemacht? Abgemacht!
Bei ärztlichen Verschreibungen soll grundsätzlich die Dosierung auf dem Rezept vermerkt werden – das soll mit der kommenden Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung gesetzlich verankert werden. Ist ja auch sinnvoll, mein liebes Tagebuch, es war übrigens eine Forderung, die von apothekerlicher Seite, sprich von unserer Standesvertretung eingebracht wurde. Die ABDA hat nun zu dieser vorgesehenen Änderungsverordnung Stellung genommen und darauf hingewiesen, „dass das Fehlen der ärztlicherseits vorzunehmenden Angabe der Dosierung auf einer Verordnung oder des entsprechenden schriftlichen Hinweises nicht zu einem erhöhten Retaxationsrisiko zulasten der Apotheke führen darf“. Vollkommen richtig, mein liebes Tagebuch, genauso wie die Forderung, dass bei Fehlen einer Dosierungsangabe auf dem Rezept der Apotheker auch ohne Rücksprache mit dem Arzt die Verschreibung entsprechend ergänzen kann. Na, dann wollen wir mal hoffen, dass das so kommt.
Mein liebes Tagebuch, ob wir Apothekers eine Nachricht wie diese noch jemals in unserem Leben lesen werden: „Der Deutsche Apothekerverband und der GKV-Spitzenverband haben ihre jährlichen Honorarverhandlungen abgeschlossen. Beide Parteien haben eine Preissteigerung für apothekerliche Leistungen vereinbart, die den Apothekern im kommenden Jahr rund XXX Mio. Euro mehr einbringen soll. Hinzu kommen noch Extra-Honorare für …“. Tja, eine Meldung mit diesem Tenor steht beispielsweise auf DAZ.online – einziger Unterschied: Es handelt sich um die abgeschlossenen Honorarverhandlungen zwischen GKV-Spitzenverband und Kassenärztlicher Bundesvereinigung. Mein liebes Tagebuch, die Ärzte haben es wieder geschafft, ihre jährliche Honorarsteigerung unter Dach und Fach zu bringen. Und was passiert bei uns Apothekers? Während wir um eine einmalige marginale Honorarerhöhung für den Nachtdienst und für die BtM-Doku ringen, während uns die Honorierung pharmazeutischer Dienstleistungen als Möhre vor die Nase gehalten wird, damit wir uns weiterhin abstrampeln für lau, laufen bei den Ärzten die Honorarverhandlungen en passant. Und dieses Mal gibt’s ein paar Extra-Bonbons als Add-on, zum Beispiel eine Anschubfinanzierung von 500 Euro pro Arztpraxis und Quartal, wenn die Ärzte Videosprechstunden durchführen. – Und wir werden um ein paar lausige Cents für das Ausfüllen eines Medikationsplans kämpfen müssen. Ist diese Welt noch gerecht?
7 Kommentare
Wahnsinn
von Karl Friedrich Müller am 25.08.2019 um 18:04 Uhr
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AW: Noch mehr Wahnsinn
von Bernd Jas am 25.08.2019 um 23:31 Uhr
Skandal
von Reinhard Rodiger am 25.08.2019 um 15:53 Uhr
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AW: Skandal
von Redaktion DAZ.online am 26.08.2019 um 9:16 Uhr
Ich sag mal so
von Karl Friedrich Müller am 25.08.2019 um 12:44 Uhr
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Das letzte ... umfängliche Altmaierei ... aus dem AKK-Revier ...
von Christian Timme am 25.08.2019 um 8:53 Uhr
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Haifische und Verkehrsregeln
von Ulrich Ströh am 25.08.2019 um 8:53 Uhr
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