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22. August 2019
Vom Ponyhof ins Haifischbecken – mein liebes Tagebuch, wenn wir glauben, dass wir uns derzeit in einem harten Wettbewerb mit den Versandapotheken befinden, dann wird uns das wie Urlaub auf dem Ponyhof vorkommen im Gegensatz zu dem, was uns in naher Zukunft erwartet, wenn’s E-Rezept da ist: Dann dürfen wir uns in einem „Haifischbecken“ mit den lieben Versendern vergnügen, Motto: survival of the fittest. Wenn man beispielsweise die Aktivitäten von ausländischen Versendern verfolgt, wie sie sich großmaulig auf das E-Rezept vorbereiten, oder die Aussagen von Christian Buse, Chef des deutschen Versandapothekerverbands, der schon einen wachsenden Wettbewerb um die besten Einlöse-Apps fürs E-Rezept sieht, dann lässt sich ahnen, welche Wettkämpfe da auf uns zukommen, um an die Rezepte der Kunden zu kommen. Ob es allerdings wirklich soweit kommt, dass das E-Rezept auf individuellen Wegen zu den Apotheken kommt, ist mehr als fraglich. Die ABDA jedenfalls plädiert für eine gemeinsame Plattform des Deutschen Apothekerverbands, Wettbewerb an dieser Stelle sollte es nicht geben. Wir werden sehen. Ob wir uns angesichts solcher Szenarien so richtig aufs E-Rezept freuen oder lieber die papiernen Zeiten zurücksehnen?
Wenn E-Rezept, dann bitte alle Sparten elektronisch, auch das Grüne Rezept als E-Rezept, fordert der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH). Womit er recht hat. Denn was nützt es, wenn nur das Kassenrezept elektronisch läuft, Privatrezepte und das Grüne Rezept nicht den elektronischen Weg gehen. Das Grüne Rezept, das bekanntlich eher eine Merkhilfe für die Arzneimittel ist, die der Arzt nicht verordnen kann und vom Patienten aus eigener Tasche zu zahlen sind, trägt nicht zuletzt dazu bei, den apothekenpflichtigen Status der Selbstmedikationsarzneimittel zu unterstreichen und mit der Kompetenz des Apothekers zu verbinden. Der BAH unterstützt in seiner Stellungnahme zum Apotheken-Stärkungsgesetz z. B. auch die Forderungen der Apotheker nach Gleichpreisigkeit für die Rx-Arzneimittel, das Makelverbot für E-Rezepte, die geplante Möglichkeit für Wiederholungsrezepte, die in Aussicht gestellten pharmazeutischen Dienstleistungen und die Modellprojekte für Grippeimpfungen in Apotheken. Mein liebes Tagebuch, gut, einen starken Herstellerverband an der Seite zu wissen, wenn schon die ABDA schwächelt…
Die Krankenkassen wollen’s, bald und definitiv für alle: das E-Rezept. Der GKV-Spitzenverband fordert sogar eine E-Rezeptpflicht für Ärzte und Patienten, will heißen, er will einen harten Cut. Denn ein dauerhaftes Nebeneinander von Papier- und E-Rezept hätte nach Meinung des Spitzenverbands der Kassen „erhebliche Auswirkungen auf die Durchführbarkeit, Akzeptanz und Wirtschaftlichkeit des E-Rezepts“. E-Rezepte sollten daher für Versicherte und Ärzte verpflichtend sein. Mein liebes Tagebuch, das sind natürlich verständliche Wunschvorstellungen der Kassen. Aber die Wirklichkeit wird wohl etwas anders aussehen. Das ahnt der Kassenverband und schlägt Übergangsregelungen und Fristen vor, in denen beide Verordnungswege möglich sind. Aber diese Fristen, mein liebes Tagebuch, könnten möglicherweise ein paar Jährchen länger dauern, nicht wahr? Also schaun wir mal, wann denn das E-Rezept in welcher Form auch immer tatsächlich zum Laufen kommt und wie lange es auch noch die rosafarbenen Papierchen gibt.
7 Kommentare
Wahnsinn
von Karl Friedrich Müller am 25.08.2019 um 18:04 Uhr
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AW: Noch mehr Wahnsinn
von Bernd Jas am 25.08.2019 um 23:31 Uhr
Skandal
von Reinhard Rodiger am 25.08.2019 um 15:53 Uhr
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AW: Skandal
von Redaktion DAZ.online am 26.08.2019 um 9:16 Uhr
Ich sag mal so
von Karl Friedrich Müller am 25.08.2019 um 12:44 Uhr
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Das letzte ... umfängliche Altmaierei ... aus dem AKK-Revier ...
von Christian Timme am 25.08.2019 um 8:53 Uhr
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Haifische und Verkehrsregeln
von Ulrich Ströh am 25.08.2019 um 8:53 Uhr
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