Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

25.08.2019, 08:00 Uhr

Das E-Rezept ante portas! Da ist noch eine Menge ungeklärt... (Foto: Andi Dalferth)

Das E-Rezept ante portas! Da ist noch eine Menge ungeklärt... (Foto: Andi Dalferth)


Nicht mehr lange, dann haben wir’s an der Backe: das E-Rezept. Und wir müssen damit fertig werden. Was es uns bringt? Die Optimisten schwärmen von Zeitersparnis, mehr Sicherheit, mehr Schutz vor Retax. Die Pessimisten fürchten ein Umkrempeln aller Strukturen im Apothekenalltag, den Kampf um die besten Einlöse-Apps und vor allem einen heißer Wettbewerb mit den Versendern. Es wird ein Überlebenskampf wie im Haifischbecken – da ist der heutige Wettstreit mit Versandhändlern wie Ferien auf dem Ponyhof. 

19. August 2019 

Lieferengpässe, die Pest in unserer Arzneimittelversorgung! Lieferengpässe bereiten täglich Ärger und Kosten! Und alle klagen darüber, aber irgendwie hat man das Gefühl, dass das Problem nur halbherzig angegangen wird. Wer könnte etwas dagegen tun? Im Prinzip nur die Politik. Ärzte und Apotheker können nur versuchen, Informationsketten aufzubauen, mit den Engpässen klarzukommen und Auswege zu finden. Wenn jetzt die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV) fordert, dass Apotheker aufklären sollten, wo die Engpässe entstehen und um welche Präparate es sich handelt, dann mag das aus Sicht der KV erstmal richtig gedacht sein: Arzneimittel – das ist schließlich unser Ding. Aber bei der Frage, wo die Engpässe entstehen, da sind auch uns die Hände gebunden. Wenn es um die Gründe für die Engpässe gibt, da sind die Hersteller und die Krankenkassen für zuständig. Liebe Ärzte, wir und unser Großhandel wissen nur, bei welchen Arzneimitteln es klemmt – und welche Alternativen es möglicherweise gibt. Aber, mein liebes Tagebuch, wenn die Ärzte hier nach mehr Infos rufen, dann sollten wir in der Tat mal nachdenken, was wir von unserer Seite tun können, die „Defekte“ stärker zu kommunizieren – da gibt’s noch Luft nach oben. 

 

In Hessen müssen mehr Gemeinden ohne eigene Apotheke auskommen, wie eine aktuelle Statistik der Landesregierung zeigt. Derzeit haben 27 Gemeinden keine Apotheke (mehr). Liebes Tagebuch, vermutlich ist Hessen in Deutschland kein Einzelfall, wenn man die Rückgänge der Apothekenzahlen im gesamten Bundesgebiet verfolgt: Im ersten Halbjahr 2019 gab es in Deutschland nur noch 19.268 Apotheken, im Vergleich zum Jahresende 2018 sind dies 155 Apotheken weniger. Es geht also weiter abwärts, wann Schluss ist mit diesem Trend, ist offen. Uns Apothekers obliegt die ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung, also, was tun? In Hessen arbeitet man gerne mit Rezeptsammelstellen, neuerdings auch mit elektronischen. Ob das so bleibt, wenn’s E-Rezept kommt, ist mehr als fraglich – der Versandhandel wird da gerne einspringen. Wenn wir das nicht wollen, sollten wir uns eine Strategie, ein Konzept einfallen lassen, wie wir die Versorgung flächendeckend garantieren und damit an die Öffentlichkeit gehen. Wir sollten zeigen, was wir können!

 

Bald wird’s ernst! Das E-Rezept ist nicht mehr aufzuhalten. DAZ.online widmete dem E-Rezept  eine Themenwoche. DAZ.online sprach beispielsweise mit Peter Froese, Chef des Apothekerverbands Schleswig-Holstein und IT- und Telematik-Experte der ABDA, und fragte ihn, wie dann wohl der Apothekenalltag mit dem E-Rezept aussehen wird. Mein liebes Tagebuch, Froese zeigt: Ganz klar, wir werden unsere Abläufe in der Apotheke umstellen müssen, das E-Rezept wird den Apothekenalltag verändern. Bei einer Menge offener Fragen sieht Froese aber auch viele Vorteile und kann sich vorstellen, dass wir mehr Zeit für die eigentlichen Aufgaben des Apothekers, für die pharmazeutische Prüfung der Verordnung und für die Beratung, haben werden. Mein liebes Tagebuch, vielleicht gibt’s dann auch endlich mehr Schutz vor Retaxationen. Und ein bisserl was kosten wird uns der Fortschritt natürlich auch, darauf müssen wir uns schon mal einstellen: Digitalisierung, unser neuer Kostenblock in der Apo. Ach ja, ganz ohne Papier wird’s letztendlich auch nicht gehen, denn was ist, wenn mal der Strom, die Technik ausfällt? Ganz großes Thema ist die Sicherheit – ein Rezept ist eine Urkunde, die durchs Netz geschickt wird, die unterwegs nicht abgefangen, ausgelesen oder gar verändert werden darf. Und auf keinen Fall darf mit den Rezepten von Dritten gemakelt werden, das wäre das Ende der freien Apothekenwahl. Also, mein liebes Tagebuch, da heißt es dran bleiben und wachsam mitgestalten.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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7 Kommentare

Wahnsinn

von Karl Friedrich Müller am 25.08.2019 um 18:04 Uhr

Warum kann man nicht antworten? Mist, nun muss ich noch mal schreiben

Man hat doch alles geahnt, nun haben wir es schwarz auf weiß.
Die Standesvertretung verrät uns und braucht nicht mal ein schlechtes Gewissen zu haben, „vertritt“ sie doch nur die 34. ein Klatschverein zum Abnicken ohne eigene Meinung. Die sollten allerdings uns vertreten.
Altmaier vertritt Kohl. Dafür sollte er zurücktreten. Spahn in seiner Selbstherrlichkeit ignoriert die Kompetenz des BMWi und sorgt für noch mehr Probleme. Alle halten zumindest Teile der Kollegen für Betrüger. Sehr bedrückend. Und keine gute Voraussetzung für Verhandlungen.
Alle müssten ihre Posten räumen - keiner sieht eine Veranlassung dazu.
Wir sind die Deppen, zumindest so lange, wie wir es nicht schaffen, wenigstens die ABDA Spitze abzulösen.
Wir müssen mit dem Müll zurecht kommen. Und mit der Gier der Versender und KK nach einem „Systemwechsel“, den der Patient teuer bezahlen wird.
Ich bin deprimiert und mag mich nicht aufregen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Noch mehr Wahnsinn

von Bernd Jas am 25.08.2019 um 23:31 Uhr

Keine "Angst" Herr Müller,

alles hier und im weiteren Gesundheitssystem sind von uns aus gesehen nur die ersten Vorzeichen, dass es bald ein Ende haben wird mit der Gelddruck- und Niedrigzinspolitik.
Dann wird Ihnen auferlegt, dass Sie im Krisenfall alle Medikamente die Ihnen eben noch noch als Eigentum anzurechnen waren, an die Bevölkerung abzugeben haben, und zwar unentgeltlich.
Ihre Konten werden auch auf der Grundlage des SAG (siehe Gesetze im Internet; ein Gesetz was unter aller Klammheimlichkeit verabschiedet wurde und NICHT der Öffentlichkeit kundgetan werden sollte) "geplündert". Und dann lieber Kollege dürfen Sie Sich richtig ärgern.

Bis jetzt haben wir uns nur besonders gut vera....en lassen, was uns für unsere künftige Rolle im Krisenmanagement bestens prädestiniert.

Skandal

von Reinhard Rodiger am 25.08.2019 um 15:53 Uhr

Das Verkauft -und-Veratenwerden durch die Standesvertretung ist so peinlich, dass es hier gar nicht erwähnt wird.
Dazu passt die Stellungnahme der ABDA zum Gesetz.
Dort wurde auf die Forderung nach der Erhöhung der Basishonorierung zugunsten der Zusatzleistungen verzichtet.
Diese wiederum wurden stillschweigend halbiert.Auch darüber
hier nichts. Doch am gefährlichsten ist die Formulierung im Gesetz, wonach Automaten mit geringen Voraussetzungen
verstellbar sind.Besonders gefährlich in Kombination mit dem e-Rezept.Dann ist die Supply-line zum Versand geschlossen.
Dies ist die eigentliche Sprengbombe. Auch nicht erwähnt.
Das gilt auch für die naheliegende Makelfunktion bei e-Rezepten. In allen Programmen ist die Zuweisung zu einer Apotheke vorgesehen.Man kennt das Prinzip von den Diabetespraxen. Ein kleines Kreuz der Einverständniserklärung, jetzt noch einfacher.Richtig virulent wird das in Verbindung mit Wiederholungsrezepten.
Nur nicht berichtet oder nicht bemerkt?
Wo wurde die Postion des BGH und mancher Kammer angegangen,dass der Versand erst die Struktur zerstört haben muss,bevor etwas unternommen wird? Warum wird die Aufgabe des Staates, das zu verhindern nicht aufgenommen und thematisiert? Zufall? Wohl eher nicht.

Alle Aufmerksamkeit wird dem Erkaufen der Option von noch nicht einmal definierten Zusatztätigkeiten geschenkt zu Lasten der Basisfinanzierung.

Ist die und das Nichtansprechen vieler vitaler Punkte ein Skandal oder eben nicht berücksichtigenswert , weil schon aufgegeben im Tausch ?

In jedem Fall ist Übersehen oder Ignorieren gefährlich und existenzbedrohend.


» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Skandal

von Redaktion DAZ.online am 26.08.2019 um 9:16 Uhr

Lieber Herr Rodiger,

das Nicht-Erwähnen hat allein organisatorische Gründe. Der liebe Herr Ditzel erstellt das Tagebuch in seiner Freizeit, als diese Dinge ans Licht kamen, war es schlicht schon fertig und keiner verlangt von ihm Samstagabend noch auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren. Oder wie man im Printjargon sagen würde: Das wurde nach Redaktionsschluss bekannt
Viele Grüße
Ihre Redaktion

Ich sag mal so

von Karl Friedrich Müller am 25.08.2019 um 12:44 Uhr

Die Ärzte haben zwar die TI, zumindest die meisten, aber eine grausame Software. So lange die Praxen nicht endlich den Datenstand aktualisieren, den alten Kram rausschmeißen und endlich ihre Mitarbeiter schulen, ist das System für das E Rezept nicht bereit und auch nicht allgemein anwendbar.

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Das letzte ... umfängliche Altmaierei ... aus dem AKK-Revier ...

von Christian Timme am 25.08.2019 um 8:53 Uhr

Killed by friendly fire ... zur Wahl bitte nachladen ... und bitte weiter so ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Haifische und Verkehrsregeln

von Ulrich Ströh am 25.08.2019 um 8:53 Uhr

Unstrittig wird der Wettbewerb um die besten Einlöse-Apps zunehmen und in dem zitierten Haifischbecken zählen keine Verkehrsregeln!

Es wird sich nur um Reichweite und Bekanntheit drehen.

Wo wird der betuliche DAV mit seiner gemeinsamen App da wahrgenommen werden?
Von den anderen aktuellen Nischenanbietern mal abgesehen.

Der Patient entscheidet!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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